Für die Liebsten nur das Beste: Das Abendblatt stellt immer montags Kindergärten aus dem Kreis vor. Heute: Der Waldkindergarten in Moorrege

Moorrege . „Das ist ein Schiff. Bei Sturm, mit hohen Wellen“, sagt Liam und wiegt seinen Oberkörper hin und her. „Und jetzt wird das ein Motorrad für Polizisten“, kontert Jamie und klettert auf den großen Baumstumpf zu seinem Freund. „Cool“, sage ich, denn die Steppkes können gut klettern. „Das sollst du hier nicht sagen!“ werde ich sogleich von den Jungs ermahnt. „Wir bemühen uns, solche saloppe Bezeichnungen zu vermeiden. Diese hören die Kinder auf der Straße oder im Fernsehen“, erklärt Sandra Hamann. „Hier im Wald möchten wir nicht nur bewusst mit der Natur, sondern auch bewusst mit der Sprache umgehen“, so die Leiterin des Waldkindergartens in Moorrege.

Bewusst mit der Natur umgehen und einiges über sie erfahren, das können 31 Kinder im Waldzauber, dem Waldkindergarten des Deutschen Roten Kreuzes. Der Kindergarten befindet sich im Glinder Wald. Direkt daneben erschließt sich das Naturareal „Freibad Unterglinde“, das ebenfalls genutzt wird. Es ist ein riesiges Areal, das sich über neun Hektar erstreckt und sich aus verschiedenen Waldgebieten zusammensetzt. Ohne viel vorgefertigtes Spielzeug, aber mit viel Fantasie verbringen die Kinder hier mehrere Stunden am Tag im Freien, können klettern, toben, entdecken und bauen.

Zwei Gruppen werden von insgesamt fünf Pädagogen betreut: Für die 19 Großen der WaldZauberer-Gruppe (drei bis sechs Jahre) geht es täglich um 8 Uhr in die Botanik, die Kleinen der Waldwichtel-Gruppe (zwei bis vier Jahren) sehen sich jeweils am Dienstag und Donnerstag um 9.30 Uhr. Treffpunkte sind die zwei umgebauten und beheizbaren Bauwagen, die den Kindern bei extrem schlechtem Wetter als Schutz dienen. In ihnen werden auch Wechselwäsche, Dinge des täglichen Bedarfs und Bastelmaterialien gelagert, auch Vorschularbeit wird hier geleistet.

Toilette? „Brauchen wir nicht, wir haben doch die Natur, in der wir unsere natürlichen Bedürfnisse erledigen können“, antwortet die Leiterin mit einem Lächeln. „Das ist die zentrale Frage, die viele Eltern stellen. Wie alle Kindereinrichtungen unterliegen auch die Waldkindergärten der infektionshygienischen Überwachung durch das Gesundheitsamt. Und unser Träger, das Deutsche Rote Kreuz, lässt auch nichts durchgehen“, erläutert die Leiterin.

Die Kinder werden von Beginn an darauf hingewiesen, dass Pflanzen, Beeren und Pilze nicht gepflückt sowie aufgefundene Tier nicht angefasst werden. An den Bauwagen gibt es einen Wassertank, an dem sich die Kinder die Hände waschen, das Essen wird mitgebracht. Hier muss niemand sich Sorgen machen, dass die Kinder sich vergiften oder schwer erkälten. „Für den Notfall hat jeder Erzieher ein Handy. Das Wichtigste ist jedoch der Aufenthalt an der Luft, der die Abwehrkräfte und somit auch die Gesundheit der Kinder stärkt“, sagt Sandra Hamann.

Das Erleben der Pflanzen und Tiere in ihren Lebensräumen und die Sensibilisierung für ökologische Zusammenhänge sind Lernziele der Waldkigas. Diese Idee kam aus Skandinavien, ist über Dänemark nach Flensburg gewandert, wo 1991 der erste deutsche Waldkindergarten entstand. Anfangs noch belächelt, ist er heute eine Alternative zum herkömmlichen Kindergarten.