Für die Lieben nur das Beste: Das Abendblatt stellt immer montags Kindergärten aus dem Kreis vor. Heute: Die Wasserstrolche aus Wedel

Wedel. Wo einst Fachkräfte der Arzneimittelfirma AstraZeneca geschult wurden, ist nun Lachen zu hören. Auf dem großen Spielplatz des Außengeländes toben Kinder, füttern die vier Kaninchen im großzügigen Stall oder ernten selbst gezogenes Gemüse aus dem Beet – Platz genug ist ja vorhanden.

Von Enge kann auch in den Räumlichkeiten des ehemaligen nüchternen Schulungsgebäudes nicht die Rede sein. 1500 Quadratmeter bieten Raum für 140 Kinder vom Säuglingsalter bis zum Eintritt in die Schule. Die Rede ist vom Fröbel-Kindergarten „Wasserstrolche“, der im Januar 2012 seine Tore am Stadtrand von Wedel in der Von-Linne-Straße eröffnete.

Namensgeber Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782–1852) wäre stolz auf diese Einrichtung, sind doch seine pädagogischen Gedanken die Basis des erzieherischen Konzepts der Kindertagesstätte. Fröbel gilt allgemein als der Begründer der Institution Kindergarten. Er entdeckte die besondere Bedeutung der frühen Kindheit in der menschlichen Beziehung. Zentrales Element für Fröbels Pädagogik ist das freie Spiel. Der Pionier der Reformpädagogik war der Meinung, dass Bildung nicht von außen einem Kind verordnet werden kann, sondern vom Sprössling selbst gesteuert wird. Das freie Spiel wird als wirkungsvolle Selbstbildungsmethode gesehen, wobei die Erzieher nur den Rahmen für das Freispiel vorgeben. Auch wenn die Kinder selbstständig lernen, spielen die Erzieher eine entscheidende Rolle. Sie regen die Kinder an und helfen bei der Beantwortung von Fragen, indem sie die Kinder zu eigenen Antworten führen. „Wir wollen die Kinder zu freien, selbstständigen Menschen erziehen“, so die Leiterin Bettina Krawietz-Kerbl.

Die Pädagogen arbeiten mit dem Konzept der offenen Arbeit. Hier gibt es keine Gruppen, die Kinder haben Zugang zu allen Räumen und können frei wählen, in welchen Spielgruppen sie zusammen sind. So können die Freundinnen Carlotta und Zusanna sich jeden morgen selbst entscheiden, ob sie im Rollenspielraum zu Krankenschwestern werden oder auf dem Spielplatz toben. „Wir können immer zusammen bleiben“, so die Vierjährigen.

Doch damit nicht genug: Bei den „Wasserstrolchen“ spielt das Kneipp-Konzept eine besondere Rolle. Ein gesundes Leben im Einklang mit der Natur führen und auf diese Art Erkrankungen aktiv vorbeugen und Heilung finden war der ganzheitliche Ansatz von Sebastian Kneip (1821–1897), der die Fähigkeiten von äußerlichen Wasseranwendungen als Heilmittel erkannte. Die Kinder lernen spielerisch die Grundlagen einer gesunden und naturgemäßen Lebensweise und lernen auf Dauer verantwortungsbewusst mit ihrer Gesundheit umzugehen. Viel an der frischen Luft sein, gesunde Ernährung, Armbäder, Tautreten, Trockenbürsten oder der wöchentliche Bio-Sauna-Besuch – das gehört zum Alltag in Wedel. Am beliebtesten sind die Matschpartys, bei denen sich die Kinder mit einer Körperlotion eincremen, um danach auf Kunststoffmatten herumzurutschen.

Was berufstätigen Eltern sehr entgegen kommt: Der Kindergarten öffnet um 6.30 Uhr und schließt um 19 Uhr. Auch während der Ferien, wenn viele Kinderbetreuungseinrichtungen dichtmachen, bleiben die Tore in Wedel geöffnet.