Die Neun- bis 13-Jährigen verfolgten den Weg des Abwassers und sahen Bakterien beim Fressen zu

Hetlingen. „Einige sehen aus wie kleine Nacktschnecken, andere wie Blumen mit Stiel und Knospe“, sagt Franziska Markmann und schaut vom Mikroskop auf. „Wir beobachten, was die Bakterien machen“, erklärt die Neunjährige. Und was wäre das? „Schlafen und fressen.“ Die Schülerin ist eine von elf kleinen Wasserforschern im Alter zwischen neun und 13 Jahren, die in ihren Ferien auf dem Klärwerksgelände des azv Südholstein unterwegs waren. Ihre Mission: Herausfinden, wie das Abwasser auf seinem Weg durch das Klärwerk wieder so sauber wird, dass es in die Elbe eingeleitet werden kann.

Erster Höhepunkt des Tages war die Klärwerksrallye, bei der die jungen Teilnehmer in Schutzkleidung knifflige Aufgaben bewältigen mussten: Wie funktioniert die Abwasserreinigung? Und warum ist sie für Mensch und Natur wichtig? Anschließend durften die Kinder und Jugendlichen im Labor des Klärwerks Proben unter dem Mikroskop vergleichen und Fundstücke aus dem Kanal begutachten. „Da waren Krebse, Fische, Wattestäbchen, Feuerzeuge und Reste von Handschuhen im Wasser“, zählen die Schüler auf. Alles Dinge, die nicht in die Toilette gehören. Das wussten die meisten Kinder schon.

Bakterien haben dagegen bisher die wenigsten gesehen. „Einige haben kleine Wimpern, mit denen sie die Nahrung aus dem Wasser ziehen“, sagt die zehn Jahre alte Sophie Behnke. „Und bei einigen sieht man das Innere.“ Und sie weiß auch, dass die Bakterien, die wie Fäden durchs Wasser schweben, nicht so gut sind. „Sie verhindern, dass der Schlamm auf den Grund sinkt.“ Franziska ergänzt: „Es müssen viele verschiedene Bakterien sein, damit das Wasser am Ende sauber ist. Denn sie haben wie wir Menschen unterschiedliche Geschmäcker. Manche mögen ja auch lieber Leberwurst als Teewurst.“ Ihre Eltern arbeiten beide im Klärwerk. „Ich kann mir vorstellen, später auch hier zu arbeiten.“

Dass es Herausforderungen gibt, die sich nur im Team bewältigen lassen, wurde den jungen Besuchern bei spielerischen Übungen am Nachmittag bewusst – es galt zum Beispiel, als Gruppe mit einfachen Hilfsmitteln wie Gummiband und Schnüren einen Becher Wasser zu befördern, ohne etwas zu verschütten. „Außerdem soll den Kindern deutlich gemacht werden, wie schwierig es sein kann, ein Glas Wasser zu sichern“, sagt Ute Hagmaier, Referentin für Umwelt und Bildung. „Sie lernen, dass Wasser ein kostbares Gut ist, das nicht in allen Ländern den Menschen ausreichend zur Verfügung steht.“

Mitmachen und Experimentieren stehen am Wasserforscher-Tag im Vordergrund. Die Veranstaltung findet jedes Jahr in den Sommer- oder Herbstferien statt und wird vom azv Südholstein in Kooperation mit dem Kreisjugendring Pinneberg ausgerichtet. „Es ist immer wieder überraschend, wie wissbegierig unsere Wasserforscher sind. Schön zu sehen, wie sie die Erlebnisse auf dem Klärwerk in Verbindung zu ihrem Alltag bringen und in Zukunft darauf achten wollen, dass kein Müll in den Abfluss kommt“, sagt Tim Plüschau, Abwassermeister beim azv. Bereits im achten Jahr in Folge haben Kinder und Jugendliche die Möglichkeit bekommen, sich mit den Themen Abwasserreinigung und Umweltschutz auseinanderzusetzen. Am Ende des erlebnisreichen Tages bekamen die Nachwuchswasserforscher aus Ellerbek, Barmstedt, Uetersen, Tornesch, Seester, Haseldorf, Hamburg und aus Buchholz in der Nordheide eine Wasserforscher-Urkunde überreicht.