Ziel des Blitzmarathons ist es laut Polizei, möglichst vielen Autofahrern die Gefahr des Rasens bewusst zu machen

Kreis Pinneberg. In ganz Deutschland macht die Polizei am Donnerstag von 6 Uhr an Jagd auf Raser. 24 Stunden lang gibt es kein Pardon. So lange sind alle verfügbaren mobilen und stationären Blitzgeräte im Einsatz. Auch im Kreis Pinneberg wird es dann Autofahrern mit Hang zum Bleifuß an den Kragen gehen. Blitzmarathon nennt die Polizei etwas martialisch die Großaktion, auf die sich die Innenminister der Bundesländer geeinigt haben.

„Ziel der konzentrierten Aktion ist es, möglichst viele Autofahrer für das Thema zu sensibilisieren und ihnen die Gefahr bewusst zu machen“, sagt Lothar Gahrmann, Sprecher des Landespolizeiamtes Schleswig-Holstein. Deshalb setzt die Polizei bewusst auf eine breite Öffentlichkeitsarbeit und informiert die Bürger auf ihrer Internetseite sogar über die Orte, an denen bis Freitagmorgen geblitzt wird.

Gemessen werden soll vor allem an Unfallschwerpunkten, vor Schulen, Kindergärten und in Wohngebieten. Von den insgesamt 124 Messpunkten werden aller Voraussicht nach 24 im Kreis Pinneberg liegen. Am meisten zusetzen werden den Autofahrern wohl die im Einsatz befindlichen handlichen Laser-Messgeräte, mit denen die Beamten innerhalb von wenigen Minuten den Standpunkt wechseln können.

Diese Laserpistolen werden an 14 Straßen in Elmshorn, Pinneberg, Klein Nordende, Bokholt-Hanredder, Klein Offenseth-Sparrieshoop, Moorrege, Rellingen, Holm und Kummerfeld eingesetzt. Sollten die Polizisten einen Verkehrssünder auf diese Weise erwischen, wird er sofort angehalten und identifiziert. „Das ist die beste und wirkungsvollste Methode“, sagt Lothar Gahrmann. „Nur so können wir die Autofahrer direkt ermahnen und ihnen klar machen: Das war nichts.“

Trotz der guten Intention werden die massiven Kontrollen wohl nicht nur positive Reaktionen bei den Autofahrern hervorrufen. Im gesamten Jahr 2011 erwischten Polizei und Kreisbehörde 95.181 Auto- und Motorradfahrer, die im Kreis Pinneberg zu schnell unterwegs waren. Gegen 72.221 Temposünder wurden Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. Die übrigen kamen davon, weil die Messergebnisse fehlerhaft waren. Polizei und Kreisbehörde nahmen 2.084.467 Euro ein, netto blieben davon 951.787 Euro. Ist der Blitzmarathon also nur ein weiterer cleverer Weg, um Geld zu verdienen?

Schleswig-Holsteins Innenminister Andreas Breitner, SPD, zeigt für solcherlei Mutmaßungen schon im Vorfeld kein Verständnis. „Überhöhte Geschwindigkeit ist nach wie vor die häufigste Ursache für tödliche Verkehrsunfälle und Unfälle mit Verletzten. Maßnahmen zum Schutz von Leben und Gesundheit sind keine Abzocke“, so Breitner.

Die Bedeutung der Geschwindigkeitsbegrenzungen verdeutlicht Lothar Gahrmann an einer konkreten Statistik: „Bei einer Aufprallgeschwindigkeit von 65 km/h sterben acht von zehn Fußgänger bei einem Unfall; fährt der Wagen aber die meist vorgeschriebenen 50 km/h, überleben acht von zehn Fußgängern.“

Wie lange letztlich der Effekt des Blitzmarathons anhalten wird, vermag auch die Polizei nicht genau zu sagen. Es gebe jedoch Schätzungen, dass die Autofahrer sich auch bis zu vier Wochen, nachdem sie geblitzt worden sind, häufiger als sonst an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten.

Verwirrung gab es im Vorfeld rund um das Thema Bürgerbeteiligung. In Hamburg und anderen Bundesländern konnten die Bürger im Vorfeld über eine Hotline und eine E-Mail-Adresse Vorschläge einreichen, wo ihrer Meinung nach geblitzt werden solle. Lothar Gahrmann ist über so viel Engagement dankbar, fürchtet aber, dass seine Beamten vor lauter Vorschlägen nicht mehr zum Arbeiten kommen: „In Nordrhein-Westfalen wurden vor zwei Jahren 15.000 Vorschläge eingereicht. Dort mussten drei Tage lang fünf bis acht Beamte abgestellt werden, um die Wünsche entgegenzunehmen. Das können wir nicht leisten.“ Deshalb seien die Messpunkte für Donnerstag und die folgende Nacht auch bereits festgelegt. Unabhängig vom Blitzmarathon bekämen die Beamten immer mal wieder lohnenswerte Tipps.

„Jeder kann sich gerne für die Zukunft per E-Mail oder über die örtliche Polizeidienststelle an uns werden und Vorschläge machen. Wir werden das prüfen und versuchen umzusetzen“, so Landespolizeisprecher Gahrmann. Bürger, die unabhängig vom Blitzmarathon Vorschläge für sinnvolle Messpunkte machen wollen, können sich beim Polizei-Autobahnrevier Elmshorn unter Telefon 04121/40920 melden.