Steuer für Bello, Hasso und Co. soll um 67 Prozent ansteigen, um das Etatloch zu stopfen

Wedel. Fast verlassen liegt der Elbstrand in Wedel an diesem Morgen da. Es ist noch zu früh. Erst gegen 10Uhr füllt sich der Teilabschnitt zwischen Willkomm-Höft und Kraftwerk zusehends mit Besuchern, vor allem tierischer Art. Tagtäglich lockt die Elbe zahlreiche Hundehalter an den Hundestrand. Die Besitzer klönen. Vereinzelt bellt einer der Vierbeiner. Ansonsten ist es sehr friedlich.

Noch sind die Steuererhöhungspläne nicht zu den Hundebesitzern am Elbstrand durchgedrungen. Zu frisch ist die Abstimmung des Finanzausschusses, der vor Kurzem die Weichen für einen kräftigen Anstieg der Hundesteuer in Wedel stellte. Und so beschäftigt die Halter von Bello, Hasso und Co. an diesem sonnigen Morgen eher mit der Frage, wo das Spielzeug hin ist oder was der Hund da gerade wieder frisst, als die satte Erhöhung um 67 Prozent, die ihnen von 2014 an ins Haus steht.

Auf der Suche nach Einsparmöglichkeiten und Einnahmequellen ist man in Wedel nämlich auf den Hund gekommen. Von der geplanten Steuererhöhung von 72 auf pauschal 120 Euro pro Jahr verspricht sich die Stadt 54.000 Euro an Mehreinnahmen. Ermäßigungen oder eine Sozialstaffel sind nicht geplant. Für jeden weiteren Hund werden aber anders als in anderen Städten keine höheren Steuern verlangt, sondern jeweils aus verwaltungstechnischen Gründen auch je 120 Euro. Bislang spülten die rund 1400 registrierten Hundehalter pro Jahr 100.000 Euro in die Stadtkasse.

Doch genau in der herrscht seit Kurzem Ebbe. Das von hohen Gewerbesteuereinnahmen verwöhnte Wedel ereilte in den vergangenen Monaten eine Hiobsbotschaft nach der anderen: Hohe Steuerrückzahlungen und gesenkte Vorauszahlungen rissen ein Einnahmeloch in Höhe von 28 Millionen Euro. 2013 und 2014 schließt die Stadt mit einem fetten Minus ab. Um gegenzusteuern, wird derzeit jede Möglichkeit ausgeschöpft.

Niels Imbeck hat Verständnis dafür, dass etwas getan werden muss. Doch aus Sicht des Hundebesitzers sind die Steuerpläne eine Frechheit. „Das ist unverschämt. Man erhöht die Hundesteuer, und die Sitzungsgelder werden nicht angetastet“, ärgert sich der Wedeler mit Blick auf die von den Kommunalpolitikern abgelehnten Kürzungen der Sitzungsgelder. „Es trifft mal wieder die sozial Schwächeren. Manche sparen sich für ihren tierischen Begleiter gegen die Einsamkeit das Geld vom Munde ab.“ Diesen Punkt kritisieren auch die Grünen. Sie fordern einen Sozialtarif für Rentner, Sozialhilfe- und BAföG-Empfänger. Gegen einen Nachweis sollen ihnen 25 Prozent der Steuern erlassen werden. Zudem wollten sie die Steuern nicht auf 120 Euro und damit auf einen der höchsten Sätze im Kreis Pinneberg schrauben, sondern auf 110 Euro begrenzen. Aus organisatorischen Gründen – beides hätte einen höheren Arbeitsaufwand für die Stadtverwaltung und somit höhere Kosten bedeutetet – lehnte eine Mehrheit im Finanzausschuss die Forderung ab.

Höhere Einnahmen? Golden-Retriever-Fan Christoph Woltmann bezweifelt, dass mehr Geld in der Stadtkasse landet. „Wer kontrolliert denn, ob die Leute ihre Hunde anmelden? Das kostet auch Geld. Außerdem werden einige ihre Hunde einfach abmelden“, so Woltmann. Für Jutta Brocks ist das Thema neu. Sie hat ihre Nessie erst seit drei Wochen. Für den fünf Monate alten Hund musste sie noch keine Steuern zahlen. Sie fragt sich, wofür sie zahlt. „Es gibt viel zu wenig dieser Dog-Stations in der Stadt, und den Dreck mache ich sowieso weg. Zahle ich also dafür, dass mein Hund einfach existiert?“, so die Wedelerin. Eines ist für sie aber klar: „Wir werden Nessie wegen 50 Euro nicht wieder hergeben.“

Das letzte Wort in Sachen Hundesteuer hat der Wedeler Rat. Er tagt am 24. Oktober.