Stammzellen-Transplantation geglückt: Der sechs Jahre alte, schwer erkrankte Junge ist auf dem Weg der Besserung

Barmstedt. Dass es so schnell ging mit der lebensrettenden Hilfe für ihren kleinen Adriano, hat selbst die Mutter Nedja Holzhausen überrascht. Am 7. Juli waren 1800 Menschen dem Aufruf gefolgt, ihr Blut in der Barmstedter Turnhalle am Heederbrook unter der fachlichen Leitung der Deutschen Knochenmark-Spenderdatei (DKMS) typisieren zu lassen.

Drei Wochen später wurde tatsächlich ein passender Spender gefunden, der dem Sechsjährigen mit einer Stammzellen-Transplantation das Leben retten konnte. Denn der Junge litt an der lebensbedrohlichen Blutkrankheit MDS (Myelodysplastisches Syndrom). Eine Chemotherapie und die Stammzellen-Transplantation mit sechs Wochen Aufenthalt im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) schloss sich an. Und nun kann Nedja Holzhausen sagen: „Adrianos Blutwerte sind stabil. Die Ärzte sind total begeistert. Ich bin zuversichtlich, dass er nach den Herbstferien sogar erstmals in die Schule gehen kann.“

Daran war vor wenigen Monaten nicht im Traum zu denken. Der sonst so aufgeweckte, lebensfrohe Junge, der so gerne draußen im Garten spielte, im Sand buddelte und in den Waldkindergarten Rasselbande in Barmstedt ging, war plötzlich ständig müde, lustlos und schlapp. Ein grippaler Infekt schien ihn nicht loszulassen.

Die Eltern, Nedja und Tom Holzhausen, ließen ihren Sohn in der Klinik untersuchen. Dort stellten die Ärzte die seltene MDS-Erkrankung fest. Ohne eine Knochenmarkspende würde der kleine Adriano nicht überleben können, lautete die bedrohliche Diagnose.

Doch statt zu verzweifeln, wandte sich die Familie an die Öffentlichkeit. Eine riesige Welle der Hilfsbereitschaft erfasste das kleine Barmstedt. Alle wollten dem kranken Jungen helfen — der Sportverein, die Stadtwerke, die Meierei, Round Table, Regio-Kliniken und andere Firmen sowie jede Menge Privatleute. Wer sein Blut nicht typisieren ließ, spendete Geld für die Aktion, da jede Blutuntersuchung etwa 50 Euro kosten sollte. Mehr als 30.000 Euro kamen zusammen.

Von wem genau Adriano nun die gesunden Stammzellen erhalten hat, wisse sie nicht, sagt Mutter Holzhausen. Es soll sich um einen 20-Jährigen aus dem Raum Köln handeln, habe sie von der DKMS erfahren. „Wir dürfen erst in zwei Jahren Kontakt zum Spender aufnehmen.“ Denn es bestehe das Risiko, dass die neuen Stammzellen von Adrianos Organismus noch abgestoßen werden. Doch so gut wie es zurzeit ausschaue, sei damit nicht zu rechnen. „99,9 Prozent der Stammzellen im Blut Adrianos sind die des Spenders“, sagt seine Mutter hoffnungsfroh. Seine eigenen kranken Stammzellen, die ihm das Leben so schwer gemacht haben, seien praktisch nicht mehr vorhanden. Das sei ein sehr gutes Zeichen.

Gleichwohl haben Adriano die Chemotherapie und der lange Krankenhausaufenthalt ziemlich geschwächt. „Das war sehr anstrengend für ihn“, sagt Nedja Holzhausen, die die ganze Zeit bei ihm war. Die Chemo hatte seinen Magen angegriffen, er mochte nichts mehr essen. „Körperlich geht es ihm jetzt wunderbar. Aber seelisch hat er einen kleinen Knacks bekommen.“ Natürlich hat dieses Empfinden auch mit den vielen Medikamenten zu tun, die Adriano nun erst langsam absetzen kann.

Hinzu kommt, dass Adriano noch einen Mundschutz tragen muss, um zu verhindern, dass er sich gleich wieder irgendwo anstecken kann. Das mache ihm zu schaffen, weiß seine Mutter. „Er fühlt sich gesund, aber ist es noch nicht. Er hat ja noch keine Abwehrkräfte.“

Alle Kinder, die ihn besuchen kommen, dürfen keinen Schnupfen oder Husten haben. Auch die Diät muss strikt eingehalten werden. Er darf nur Obst und Gemüse, weder Nüsse noch Süßigkeiten essen. Alles muss keimfrei sein. Das geht dem kleinen Jungen ziemlich auf die Nerven. Verständlich.

Mutter, Vater und Sohn sind zuversichtlich, dass sich das bald alles normalisieren wird. Diese Entwicklung könnte ein weiterer Lebensabschnitt beschleunigen, der jetzt Adriano bevorsteht. Er soll nach den Herbstferien am 21. Oktober eingeschult werden.

Das ist zwar zwei Monate später als seine Klassenkameraden. Aber immer noch viel früher, als seine Eltern, Freunde und Verwandte lange zu hoffen gewagt haben.