Bei Sanierung der Sparkasse Südholstein werden 130 der 806 Stellen gestrichen. Elf von 47 Geschäftsstellen auf der Kippe

Kreis Pinneberg. Die verordnete Schrumpfkur der Sparkasse Südholstein nimmt konkrete Formen an. Jede vierte Filiale steht zur Disposition. Der Vorstand hat dem Verwaltungsrat angekündigt, dass elf der 47 Geschäftsstellen geschlossen werden sollen, um die Kosten im nötigen Umfang zu senken. Welche dies sein werden, wird nun geprüft und soll auf Sondersitzungen des Verwaltungsrates und der Zweckverbandsversammlung im Oktober entschieden werden. Verkauft hat die Sparkasse die gemieteten Standorte bereits 2008.

Dies könnte das Aus für die kleineren Filialen mit nur zwei Mitarbeitern bedeuten. Im Kreis Pinneberg wären dies die Geschäftsstellen in Holm, Halstenbek-Krupunder, Brande-Hörnerkirchen, Pinneberg-Waldenau und Klein Offenseth-Sparrieshoop.

Grund für diese Schließungspläne ist der einschneidende Sanierungskurs, den der Sparkassen- und Giroverband der Sparkasse Südholstein verordnet hat. 130 der 806 Vollzeitstellen müssen wegfallen, damit der Verband mit weiteren 60 Millionen Euro die viertgrößte Sparkasse des Landes stützt. Das wären umgerechnet 160 der zurzeit 1010 Mitarbeiter, die in den Kreisen Pinneberg (21 Filialen) und Segeberg (16) sowie der Stadt Neumünster (10) arbeiten.

Die Sparkasse braucht diese Millionenspritze vom Verband, um die EU-weiten Basel-III-Vorgaben einer Kernkapitalquote von 8,5 Prozent ab 2019 dauerhaft zu erfüllen. Bereits 2009 stützte der Verband die Sparkasse mit 50 Millionen Euro, weitere 50 Millionen steuerte die Haspa-Holding bei. Dies war bereits der zweite Stützungsfall. 2004 übertrug der Kreis Segeberg dem frisch fusionierten Kreditinstitut aus den Kreissparkassen Pinneberg und Segeberg ein Aktienpaket von 40 Millionen Euro. Dabei glaubte damals Verwaltungsratsvorsitzender Georg Gorrissen: „Es ist eine Fusion der Stärke.“

Pinnebergs Landrat Oliver Stolz, heutiger Verwaltungsratschef, äußert sich vorsichtiger: „Hier geht es um die Sparkasse im Ganzen.“ Wenn von Personaleinsparungen die Rede sei, stelle sich „logischerweise“ auch die Frage, ob alle 47 Filialen zu halten seien. „Es ist noch nichts entschieden“, betont Stolz. Bei der Abwägung müssten die Dichte des Filialnetzes, die Wettbewerbssituation, Effizienz und Kundennähe eine Rolle spielen. Im Bankerjargon heißt das, ein „differenziertes Standort-Konzept je Kunden-Segment“ zu erarbeiten. Stolz geht davon aus, dass im November die Maßnahmen festgelegt werden. Die Zeit drängt. Die nächste Sondersitzung ist am 22. Oktober. Die Beschlüsse müsse der Vorstand dann „schnellstmöglich“ umsetzen, so Stolz.

Eine Alternative zu diesen harten Einschnitten gibt es offenbar nicht. „Das ist der einzige Weg, den wir jetzt gehen können“, sagt der FDP-Kreistagsabgeordnete Klaus G. Bremer, der Mitglied im Verwaltungsrat ist. „Wir brauchen das Geld vom Verband, um wieder Kredite vergeben zu können und das Vertrauen der Wirtschaft zurückzugewinnen.“ Uetersens Bürgermeisterin Andreas Hansen, SPD, die dem Verwaltungsrat angehört, sagt: „Wenn man Einsparungen macht, ist es klar, dass es schmerzhaft sein kann.“ Sie gehe aber davon aus, dass Uetersen nicht davon betroffen sein dürfte. Verwaltungsratsmitglied Thomas Giese, Grüne, erwartet eine gleichmäßige Verteilung der Standortschließungen. „Wir müssen darauf achten, dass dies nicht zulasten eines der drei Anteilseigners geht.“ Giese drückt ähnlich wie Stolz aufs Tempo. „Solche Entscheidungen muss man gut vorbereiten und schnell umsetzen.“

Ob sich der Wunsch nach gerechter Verteilung der Einschnitte erfüllen wird, darf bezweifelt werden. Nach der Fusion der Kreissparkassen Pinneberg und Segeberg musste ausschließlich der Kreis Segeberg bluten. 200 Mitarbeiter, darunter Vorstand Thomas Bargemann, und zehn der damals 26 Filialen wurden abgebaut beziehungsweise geschlossen. Seitdem ist die Zahl der Mitarbeiter der Sparkasse Südholstein um mehr als ein Viertel reduziert worden. Die Bilanzsumme hat sich seit 2005 kontinuierlich von 6,3 auf 5,1 Milliarden Euro, die Summe der Bruttogehälter von 49 auf 44 Millionen Euro, die Zahl der Kunden von 300.000 auf 277.000 verringert.

Der Sparkurs hat auch Konsequenzen im Vorstand. Allerdings bleibt Vorstandschef Ralph Schmieder wohl das Schicksal seines Vorgängers Mario Porten erspart. Der musste in der Stützungskrise 2009 seinen Vorstandsposten räumen. Schmieder soll im Vorstand bleiben und nur ins zweite Glied rücken. Ein Nachfolger für den Vorstandschef wird zurzeit intensiv gesucht. Verwaltungsratschef Stolz hofft, diese Personalie bis Ende 2013 geregelt zu haben. Der neue Mann an der Spitze wird dann einen Sanierungsplan umsetzen müssen, den er selbst gar nicht vorbereitet hat.