Theater Schenefeld inszeniert „Rain Man“ als packendes Psychodrama mit viel Witz

Schenefeld. Gäbe es im Kreis Pinneberg einen Walk of Fame, dann hätten sich Klaus Peter Fischer und Gerrit Meyer-Haack dort gerade zwei extragroße Sterne gesichert. Denn es ist vor allem ihr vielschichtiges Spiel, das die Inszenierung „Rain Man“ am Theater Schenefeld zu einem mitreißenden Abend voller Überraschungen macht.

Die Geschichte der beiden ungleichen Brüder Raymond und Charlie Babbitt und ihrer dornigen Annäherung ist keine leichte Bühnenkost. Zumal die Oscar-prämierte Darstellung des autistischen Raymond durch Hollywoodikone Dustin Hoffman im gleichnamigen Film Maßstäbe gesetzt hat.

Doch unter der intelligenten Regie von Birte Giesel nutzen Fischer und Meyer-Haack ihre Herkulesaufgabe als Steilvorlage für einen furiosen, oft sehr komischen Auftritt. Mit feinem Gespür für kleine Gesten und mit einer enormen Bühnenpräsenz hielten sie das Premierenpublikum im ausverkauften Bürger- und Kultursaal unter Hochspannung.

Von der ersten Minute an ließ Meyer-Haack eine tiefe Verletztheit unter der aalglatten Oberfläche des habgierigen Angebers Charlie Babbitt aufschimmern. Und Fischer spielte dessen älteren Bruder Raymond durchaus nicht als armes, ins Heim abgeschobenes und von der Gesellschaft abgelehntes Opfer, sondern bei aller Empfindsamkeit auch als sture Nervensäge, die ihre Mitmenschen regelmäßig zur Weißglut bringt. Beide schafften es, die unterschiedlichen Ängste und Sehnsüchte der Protagonisten spürbar zu machen – und dabei auch noch intelligente Unterhaltung zu liefern.

Da prallen Welten aufeinander, und in manchen Szenen ist das mit Händen zu greifen. Etwa, wenn Charlie und seine Verlobte Susan (starker Auftritt: Katja Lahmann) Raymonds Zimmer im Heim betreten, seine Bücher anfassen, seine Ordnung verändern – und mit ihrer Gedankenlosigkeit Panik bei einem Mann auslösen, der seine Mitmenschen nur aus sicherer Distanz erträgt. Aus Raymonds Perspektive trampeln die beiden Besucher wie Elefanten im aufgeräumten Porzellanladen seiner autistischen Gefühlswelt herum – und dieses Erleben transportiert das starke Bühnentrio direkt in den Saal.

„Rain Man“ ist noch drei Mal im Bürger- und Kultursaal, Achter de Weiden 34, zu sehen, und zwar am 4. und 5. Oktober jeweils von 19.30 Uhr an sowie am 6. Oktober von 18 Uhr an. Eintritt: neun Euro pro Person.