Die Stadtwerke Pinneberg schicken ihre Hallenbadmitarbeiter in den Urlaub, um die Verluste von 1,3 Millionen Euro pro Jahr einzudämmen

Pinneberg. Auf Schwimmfreunde in Pinneberg und Umgebung kommen schwere Zeiten zu: Das Pinneberger Schwimmbad an der Burmeisterallee schließt vom Tag der deutschen Einheit (3. Oktober) bis zum Sonntag, 10. November. Damit bleibt das Schwimmbad fünfeinhalb Wochen lang geschlossen. Das teilen die Stadtwerke Pinneberg auf ihrer Homepage mit.

Stadtwerke-Geschäftsführer Henning Fuchs begründet die Schwimmbadschließung mit monetären Gründen: „Bekanntlich befindet sich die finanziell angeschlagene Stadt Pinneberg unter dem Rettungsschirm des Landes Schleswig-Holstein zur Haushaltskonsolidierung. Zu den dort vorgesehenen Maßnahmen gehört auch die Verringerung der Schwimmbadverluste, die die Gewinnabführungen des Betreibers Stadtwerke Pinneberg an den städtischen Haushalt belasten.“

In den vergangenen Jahren haben die Stadtwerke stets zwei bis 2,5 Millionen Euro Gewinn an die Stadt Pinneberg abgeführt. Dieser Gewinn könnte noch höher sein, denn der Verlust des Schwimmbades schlug mit rund 1,3 Millionen Euro zu Buche, was einen Nettoverlust von rund einer Million Euro ergab, da die Stadtwerke die Badverluste teilweise steuerlich absetzen konnten.

Bisher war das Schwimmbad rund 4700 Stunden im Jahr geöffnet. Derzeit montags von 11.30 Uhr bis 21 Uhr, dienstags bis freitags von 6 Uhr bis 21 Uhr, sonnabends von 7.30 Uhr bis 17.30 Uhr und sonntags sowie feiertags von 8 bis 14 Uhr. „Das sind deutlich mehr als 50 Prozent aller Stunden eines Jahres“, sagt Henning Fuchs. Die Regelöffnungszeit in der Woche beträgt an die 100 Stunden, das entspricht zweieinhalb Arbeitsschichten. „Diese Öffnungszeiten sollen nun auf rund 3700 Stunden heruntergefahren werden, um den Badverlust zu verringern.“

Durch die fünfeinhalbwöchige Schließung ergeben sich demnach rund 550 Stunden weniger. Nach Adam Riese wollen die Stadtwerke also noch weitere 450 Stunden einsparen. Andererseits schreiben die Stadtwerke auf ihrer Homepage: „Das Pinneberger Bäder-Team freut sich trotz eingeschränkter Öffnungszeiten darauf, seine Gäste zu den gewohnten Uhrzeiten weiter betreuen zu dürfen.“

Die Angestellten müssen Urlaub nehmen und Überstunden abbummeln

Wer in diesen Tagen das Pinneberger Hallenbad besucht, der findet an der Kasse kleine Zettel, die auf die Schließung hinweisen. In ganz kleiner Schrift informiert das Bad bereits über die nächste Schließung: „Schon heute möchten wir darauf hinweisen, dass unser Bad außerdem vom 25. Dezember 2013 bis zum 1. Januar 2014 geschlossen sein wird.“ Von Schwimmbadmitarbeitern ist zu hören, dass die Angestellten während der Schließzeiten Urlaub nehmen oder Überstunden abbummeln müssen.

Henning Fuchs verteidigt die fünfeinhalbwöchige Schließung: „Von einem größeren Schließzeitenblock ist eher eine Auswirkung auf das wirtschaftliche Ergebnis des Bades zu erwarten als von vielen Einzelschritten. Außerdem wird in dieser Zeit das Bad wieder in Schuss gebracht, was übrigens auch in früheren Jahren zu gelegentlichen Schließzeiten führte.“

Bei den Gästen stößt die lange Schließung auf Ablehnung. Robert Schmidt aus Hamburg ist empört: „Es ist eine Schande, dass durch Geldgier unsoziales Verhalten entsteht“, sagt der Rentner. „Schwimmen ist wichtig für die Gesundheit und die Fitness. Das Schwimmbad aus Spargründen für so lange Zeit zu schließen, ist unverschämt.“

Nobert Farr fährt für die Johanniter-Unfall-Hilfe Schüler der privaten Johanniter-Schule Quickborn zum Schwimmen nach Pinneberg. „Fünfeinhalb Wochen Schließzeit sind schon ein bisschen lang“, sagt der Fahrer, „da kommen die Kinder aus dem Rhythmus. Andererseits wird das Schwimmbad seine Gründe haben, wenn es so lange zumacht.“

Mehr als 5000 Pinneberger hatten sich für den Erhalt des Bads ausgesprochen

Der Schulleiter der Grundschule Thesdorf, Holger Meyer, hat kein Verständnis für die knapp eineinhalb Monate währende Schließzeit: „Wir sind erstaunt, dass das nicht in den Ferien gemacht wird. An unserer Schule fallen jetzt sechs Unterrichtsstunden pro Woche aus, weil der Schwimmunterricht pausiert und wir zu wenig Sporthallenkapazitäten haben. Dass mit dieser Maßnahme die Badverluste verringert werden sollen, kann ich nicht nachvollziehen.“

Bereits im Frühjahr 2012 war das Pinneberger Bad in die Schlagzeilen geraten. Von Schließung war die Rede. Mehr als 5000 Pinneberger machten sich mit ihrer Unterschrift für das Schwimmbad stark. „Das Ziel der Interessengemeinschaft ‚Pro Schwimmbad Pinneberg‘, sich dafür einzusetzen, dass unser Schwimmbad erhalten bleibt, ist erreicht“, sagt Claudia Kreutz. „Die vorübergehende Schließungszeit in diesem Herbst ist für viele Schwimmer, besonders für ältere Menschen, Vereine und Schulen, bitter. Wenn allerdings notwendige Reparaturarbeiten am Bad ausgeführt werden müssen, die bei laufendem Betrieb nicht vorgenommen werden können, müssen wir wohl in diesen sauren Apfel beißen.“

Die Leiterin des Fachbereichs Bildung, Soziales, Kultur und Sport, Traudchen Perrefort, bedauert derweil, dass die vorübergehende Badschließung „nicht förderlich für den Schwimmlernprozess“ sei. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen und Unabhängigen, Joachim Dreher, hätte es sinnvoller gefunden, einen Tag pro Woche zu schließen oder die Öffnungszeiten zu kürzen. CDU-Ratsherr Dietrich Drechsler, Aussichtsratsvorsitzender der Stadtwerke, hat „wegen der erheblichen Baddefizite“ Verständnis für die vorübergehende Schließung, will das Bad aber „auf jeden Fall erhalten“. Die SPD-Fraktionsvorsitzende Angela Traboldt zeigte sich wegen der langen Pause „überrascht“. Und FDP-Ratsherr Olaf Klampe sagt, Pinneberg solle sich ein Schwimmbad gönnen, dass geöffnet und nicht geschlossen habe.