Eltern aktiv: Kooperation mit Hemdingen gescheitert. Ohne einen neuen Partner wird die Grundschule 2014 geschlossen

Ellerhoop. Im vorigen Jahr feierte sie noch ihr 100-jähriges Bestehen mit 600 Gästen. Jetzt droht der Grundschule Ellerhoop das Aus. Die Kooperation mit der Grundschule Hemdingen, dessen Außenstelle die Ellerhooper Bildungseinrichtung mit zurzeit 30 Schülern ist, läuft zum 1. August nächsten Jahres aus. Wenn das 1430 Einwohner zählende Dorf bis dahin keinen neuen Partner gefunden hat, muss der Schulbetrieb eingestellt werden. Die Gemeinde hat ein öffentliches Interessenbekundungsverfahren ausgeschrieben. Eine engagierte Elterninitiative setzt alle Hebel in Bewegung, um den Schulstandort vor der Haustür zu retten.

„Wir wollen, dass unsere Kinder auch in Zukunft eine gute Schulausbildung in vertrauter Umgebung mit kurzen Wegen genießen können“, sagt Sven Müller-Sönnewald, einer der Sprecher der Elterninitiative, die sich erst vor vier Wochen gebildet und schon 200 Unterschriften gesammelt hat. „Die Schule hat eine dauerhafte Perspektive mit 40 Schülern“, sagt Gemeindevertreterin Meike Schönborn, die auch den Ellerhooper Schulausschuss leitet. 2017 würde die Zahl der Einschulungen sogar auf 25 Kinder anwachsen, rechnet sie aufgrund der Geburten im Ort hoch. Langfristig könnten diese Zahlen sogar steigen, weil gerade in der Dorfstraße/Wieren ein neues Baugebiet ausgewiesen wird, wo sich bald 50 junge Familien ansiedeln können, ergänzt CDU-Gemeinderat Thorsten Heinichen. „Der Schulstandort ist ideal“, sagt Reimer Schuldt. Die Kinderkrippe mit zehn Plätzen, der Kindergarten mit 40 Kindern und die Grundschule stehen dicht beieinander. „Sie trennt nur der Schulhof.“

Nachdem die Landesregierung für alle Grundschulen eine Mindestschülerzahl von 80 Kindern festgelegt hat, schloss sich Ellerhoop im Jahr 2010 dem Verbund von Hemdingen, Heede, Langeln und Bilsen an, die seit drei Jahrzehnten die Grundschule Hemdingen mit zurzeit 130 Schülern betreiben. Ellerhoop fungierte fortan als Außenstelle mit zwei Lehrkräften, die die dortigen 30 Schüler in zwei Klassen mit jeweils Schülern aller vier Jahrgänge unterrichten. Auf Kosten der Gemeinde sind mit Wiebke Hachmann und Ilka Janßen noch zwei Aushilfskräfte beschäftigt, die eine verlässliche Grundschulbetreuung der Kinder täglich von 7 bis 15 Uhr sicherstellen.

Eine solche Schulkooperation mit zwei Standorten gibt es im Kreis Pinneberg auch noch in Haseldorf/Hetlingen, in Sparrieshoop/Lutzhorn und in Bokholt-Hanredder/Barmstedt. Aus fachlicher Sicht sei daran auch nichts auszusetzen, sagt Schulrat Michael Doppke.

Doch die Trägergemeinden in Hemdingen sind anderer Auffassung. „Unser Standort leidet darunter“, ist Hemdingens Bürgermeister Hans-Hermann Sass überzeugt. Es fehlten Lehrerstunden am Hauptstandort, insbesondere wenn die Schülerzahlen in Ellerhoop weiter zurückgingen. „Das wäre für uns der Tod auf Raten. Für mich war die Kooperation mit Ellerhoop ohnehin nur eine Übergangslösung.“ So wurde im Juli 2013 der Vertrag mit Ellerhoop zum 1. August 2014 gekündigt. Ein Mediationsverfahren zur Schlichtung der Auseinandersetzung mit Schulrat Doppke ist gescheitert. „Ich bedauere sehr, dass es zu diesem Bruch gekommen ist.“

Die Zeit drängt für die Ellerhooper Grundschule. „Wenn es nicht innerhalb des nächsten Monats eine Lösung gibt, ist die Schule nicht mehr zu retten“, betont Dopple, wohl wissend, dass „wenn die Schule wegbricht, das enorme Auswirkungen auf die Gemeinde haben wird“. Das Interessenbekundungsverfahren läuft bis kommenden Montag, 30. September. Die Ellerhooper Initiative ist für alle Partnerschaften offen, ob öffentlich-rechtlich oder privat. „Wir wollen nur das beste Konzept für unsere Grundschule, die unbedingt erhalten werden muss“, sagt Meike Schönborn. Einige Bewerber hätten sich bereits gemeldet. Für Schulrat Doppke kämen am ehesten die Grundschulen in Barmstedt oder Tornesch als Partner in Frage, weil sie Ellerhoop am nächsten lägen.

Die Eltern lassen nichts unversucht. Am Wahlsonntag sammelten sie fleißig Unterschriften für den Erhalt der Schule und fertigten ein acht mal zehn Meter großes Plakat mit Hunderten abgebildeten Kinderhänden – „kurze Beine, kurze Wege“, das nächste Woche an der Bundesstraße weit sichtbar aufgestellt werden soll. „Unsere Initiative hat eine ungeheure Dynamik entwickelt“, freut sich Müller-Sönnewald. „Wir geben nicht auf.“