Evangelische Institution in Quickborn hat ihr Holzhaus in ein Gotteshaus mit Kreuz und Glockenturm umgewandelt

Quickborn. Die 125 Kinder des evangelischen Kindergartens in Quickborn haben jetzt einen Ort der Stille, in den sie sich jederzeit zurückziehen können. Als erste der 80 Kitas innerhalb des Kirchenkreises Hamburg-West/Südholstein hat die Betreuungseinrichtung auf ihrem Gelände am Harksheider Weg eine Kinderkirche eingeweiht. In einer feierlichen Zeremonie mit allen Kindern, Eltern und den 18 Erzieherinnen segnete Pastorin Claudia Weisbarth von der Kirchengemeinde Quickborn-Hasloh das Holzhaus im Garten zum Haus Gottes.

Das 16 Quadratmeter große Häuschen hat nun mit bunten Folien beklebte Fenster, einen 80 Zentimeter großen Kreuzaltar aus elf bemalten Würfeln, ist mit Teppichboden ausgelegt und mit Kacheln geschmückt, auf die die Kinder Geschichten aus der Bibel geschrieben haben, und es wird mit LED-Kerzen beleuchtet.

Sogar ein Glockenturm steht neben dem Holzhaus, den der Tischlermeister Silas Schröder, Sohn der Kitaleiterin Petra Schröder, aus besonders wetterbeständigem Douglasienholz gefertigt hat. Die Messingglocke ist ein Geschenk der Kirchengemeinde. Vorstandschef Hartmut Ermes hängte sie eigenhändig in den kleinen Türmchen ein. Sie läutet jetzt wie die Glocken in den koventionellen Kirchen den Gottesdienst ein. „Wir freuen uns, dass die Kinder nun mit der Kirche auf ihrem Gelände leben können“, sagte Ermes.

Die Idee zu dieser Kinderkirche sei bei einer Mitarbeiterinnentagung zum Thema „Mit Gott groß werden“ aufgekommen, berichtet Leiterin Petra Schröder. „Uns störte immer der weite Weg zur Marienkirche. Der zwei Kilometer lange Fußmarsch zur Kieler Straße musste jedes Mal aufwendig geplant werden. Es ist doch schade, dass unsere Kinder so wenig in die Kirche kommen können“, sagt sie. Und siehe da: Das Gartenhäuschen war schnell als der alternative Ort für Stille, Andacht und Gebet auserkoren worden. „Das nutzen wir zu Weihnachten schon lange als Stall von Bethlehem.“

Doch zunächst mussten die Kinder um Erlaubnis gefragt werden. Da sich die Kita als Kinderstube der Demokratie mit Schwerpunkt Partizipation versteht und seit zwölf Jahren eine Delegiertenkonferenz aus 14 Kindersprechern über alle wichtigen Fragen mitentscheidet, musste über das Kirchenprojekt noch in einer Vollversammlung abgestimmt werden. Auch die Kinder erteilten dieser Idee ihren Segen und machten sie zu ihrer eigenen, erzählt die Kitaleiterin. „Nun ist aus dem Stall eine Kirche geworden“, sagt Pastorin Weisbarth feierlich, während die Kinder das Lied singen: „Wir sind Kinder einer Welt, ob weiß, ob schwarz, ob nah, ob fern, wir haben alle Kinder gern.“

Eingeweiht wurde die ungewöhnliche Kita-Kirche am Weltkindertag. Dieser steht in diesem Jahr unter dem Motto: „Kinder haben ein Recht auf Zeit.“ Das passte gut. „Dazu gehört auch die Zeit für Stille, Besinnung und Spiritualität, für Gebet und Gespräch“, sagt Leiterin Schröder.

„Kinder haben ein feines Gespür dafür, dass es solcher geschützter Räume bedarf, um Stille zu haben“, sagt Pastorin Claudia Weisbarth. Uwe Büth, Chef der 22 Kindertagesstätten des Kitawerks Niendorf-Norderstedt, das 1700 Kinder mit 400 Erzieherinnen betreut, zeigt sich beeindruckt. „Mich wundert, dass die anderen Kitas noch nicht darauf gekommen sind. Ich glaube, dass wird jetzt einen Impuls zur Nachahmung geben.“

Zunächst einmal müsse nun die kleine Holzkirche mit Leben erfüllt werden, sagt Petra Schröder. Dreimal pro Woche sei eine Andacht geplant. Zudem könne jedes Kind jederzeit den neuen Raum der Stille für sich nutzen. Einzige Bedingung: Es muss die Schuhe ausziehen, bevor es die geweihte Kirche betreten darf.