CDU-Mann gewinnt zum dritten Mal in Folge den Wahlkreis. Rossmann, Wilms und Möhring ebenfalls im Bundestag

Kreis Pinneberg. Der Kreis Pinneberg kann seinen Einfluss in Berlin in der 18. Legislaturperiode ausbauen. Erstmals vertreten vier statt bisher drei Abgeordnete die hiesigen Interessen im Bundestag. Mindestens zwei von ihnen werden an der jetzt zu bildenden Bundesregierung beteiligt sein, je nachdem, ob es eine große, eine schwarz-grüne oder eine rot-rot-grüne Koalition wird.

Das Direktmandat holte zum dritten Mal in Folge der Christdemokrat Ole Schröder, 42. Über die Landeslisten ihrer Parteien zogen wieder der Elmshorner Ernst Dieter Rossmann, 62, SPD, und die Wedeler Grüne Valerie Wilms, 59, in das Parlament ein. Vierte im Bunde ist Cornelia Möhring, 62, Die Linke. Sie wohnt zwar im Kreis Plön, war jedoch im Kreis Pinneberg als Wahlkreiskandidatin angetreten.

Großer Jubel herrschte am Sonntagabend im Rellinger Hof auf der Wahlfeier der Kreis-CDU. Ole Schröder konnte sich vor Gratulanten kaum retten. Dem CDU-Kreisvorsitzenden aus Pinneberg gelang es, seinen Vorsprung auf SPD-Kontrahent Rossmann gegenüber dem Urnengang 2009 noch einmal um knapp 1000 Stimmen auszubauen. 80.483 Bürger des Kreises (45,4 Prozent) stimmten für Schröder, 64.006 Wähler (35,6 Prozent) für Rossmann.

„Das ist ein überragendes Ergebnis. Unser Einsatz im Wahlkampf hat sich stimmenmäßig ausgezahlt“, freute sich Schröder. Maßgeblich für den Erfolg sei gewesen, dass die CDU im Wahlkampf auf regionale Themen wie etwa die A20 gesetzt habe. Bereits um 21 Uhr, drei Stunden bevor das vorläufige Endergebnis auf Kreisebene feststand, erhielt Schröder telefonische Glückwünsche von seinem SPD-Herausforderer.

Aus den Kontrahenten könnten bald – wie schon zwischen 2005 und 2009 – Regierungspartner werden. Schröder, der am Dienstag zur ersten Sitzung der CDU-Fraktion nach Berlin reist, spricht sich für Koalitionsgespräche mit der SPD aus. Ein Bündnis mit den Grünen hält er für ausgeschlossen. „Ich bedauere sehr, dass die FDP nicht mehr dem künftigen Bundestag angehört.“ Der Jurist würde gerne auch in der neuen Legislaturperiode sein Amt als parlamentarischer Staatssekretär im Innenministerium weiterführen. „Aber das hängt natürlich maßgeblich von den Koalitionsgesprächen ab.“

Auch Rossmann wäre einer großen Koalition nicht abgeneigt. „Aber es wird um die Inhalte gehen.“ Ein gesetzlicher Mindestlohn, mehr Bildungsförderung, eine Solidarrente und die Bürgerversicherung seien dabei wichtige Eckpunkte für die SPD. Kanzlerin Merkel habe einen „sehr starken Wahlerfolg“ erzielt, was er anerkennen müsse. „Mal abwarten, wie weit die schwarze Welle trägt.“

Für Valerie Wilms, die mit 11.324 Stimmen 6,4 Prozent erreichte, war es eine lange Wahlnacht. Sie erfuhr erst zu Hause über das Internet um 2.45 Uhr früh, dass sie als 63. und letzte Grünen-Abgeordnete in den Bundestag einzog. Sie fordert: „Wir brauchen jetzt klare Visionen, wo sich unser Land bis 2050 hinentwickeln soll.“ Eine schwarzgrüne Koalition wäre da durchaus „eine Option“. Einer Koalition mit der Linkspartei erteilt Wilms ebenso wie Rossmann eine klare Absage. „Die Linke ist nicht koalitionsfähig.“ Außerdem will sich Wilms dafür einsetzen, dass künftig nach drei Wahlperioden Schluss ist. „Das ist gelebte Demokratie. Wir brauchen keine verbeamteten Politiker.“

Cornelia Möhring, Spitzenkandidatin der Linken aus dem Kreis Plön, trat erstmals im Wahlkreis Pinneberg an und erreichte mit 6984 Stimmen 3,9 Prozent der Erststimmen. Sie verbrachte den Wahlabend in Berlin und war auch am Montag nicht zu erreichen.

Im Weinlokal Ma Vino in Pinneberg kam bei der Wahlparty der FDP keine Stimmung auf. Zwar übersprang die FDP im Kreis die Fünf-Prozent-Hürde. Direktkandidat Olaf Klampe holte aber mit 3303 Stimmen nur 1,9 Prozent der Erststimmen. Das Ausscheiden aus dem Bundestag war für die Liberalen nur schwer zu verdauen. Kreischef Günter Hildebrand forderte eine schonungslose Analyse und eine inhaltliche und personelle Neuaufstellung auf Bundesebene. „Ein Weiter so darf es nicht geben.“ Klampe hatte angesichts der guten Unterstützung im Wahlkampf „nicht im Traum“ mit einem so miserablen Abschneiden gerechnet. „Uns haftete auf Bundesebene immer ein Streitmakel an, den sind wir nicht losgeworden“.