Für die Lieben nur das Beste: Das Abendblatt stellt immer montags Kindergärten aus dem Kreis vor. Heute: der Johannes-Kindergarten in Rellingen

Rellingen. Zwei große Stühle stehen gegenüber von zwei weiteren Stühlen. Darüber spannt Martje Kruse ein großes weißes Tuch. „Das sieht aus wie ein Haus.“ „Nein, wie ein Zelt. Ich weiß das, ich war im Sommer zelten“, hört man Kinder sagen, die sich zum täglichen Morgenkreis um 9 Uhr im Gruppenraum eingefunden haben. Die Mädchen und Jungen laufen in das Zelt. „Passen alle rein? Kann man in diesem Zelt Gummibärchen essen? Ist es gemütlich? Schützt es euch auch vor Regen und Sturm?“ fragt Martje Kruse. „Ja!“ kommt es einstimmig aus der Runde. „Und genauso solltet ihr euch Gottes Segen vorstellen: wie ein großes Zelt, hoch und weit, fest gespannt über unsere Welt. Denn Gottes Segen schützt uns wie ein Zelt“, erzählt die Pastorin, greift zur Gitarre und singt mit den Kindern das religiöse Kinderlied „Gott, dein guter Segen“.

Alle zwei Wochen kommt Martje Kruse in den evangelisch-lutherischen Johannes-Kindergarten in Rellingen, um den Kindern den Glauben näherzubringen. Die Pastorin der Rellinger Kirche verwendet gerne „Bilder“. Das sei einprägsamer als das stumpfe Erlernen christlicher Gebete. „So können sie biblische Texte mit ihrem Leben in Verbindung bringen“, so die 39-Jährige.

Als sichtbares Zeichen der Gegenwart von Gott hängt im Gruppenraum ein großes Holzkreuz, in jeder der fünf Gruppen steht eine Kerze – von den Kindern liebevoll geschmückt. Als konfessioneller Kindergarten ist religiöse Erziehung hier aber kein abgetrennter Lernbereich, sondern eingebunden in die gesamte pädagogische Arbeit.

Die 13 Pädagogen erzählen biblische Geschichten, aber vor allem das Gestalten und Erleben von Festen, Feiern und Ritualen, Musizieren, Spielen und Malen spielen hier eine wichtige Rolle. Die Kita ermöglicht den Kindern auch die persönliche Begegnung mit Menschen aus der Kirchengemeinde: Die großen und wichtigen Feiertage finden ihren Abschluss mit einem Gottesdienst in der Kirche. So erhalten sie Einblicke in das religiöse Leben und entwickeln einen natürlichen Umgang zum christlichen Glauben.

„Wir vermitteln viele christliche Werte – religiöser Zwang wird nicht ausgeübt. Die Kinder lernen schnell, wer Gott, Jesus oder Maria sind. Aber Religion fließt hauptsächlich über das Miteinander in unseren Alltag.“, berichtet Thomas Engemann, der seit 1995 den Kindergarten leitet. Es gehe darum, die Kinder zu selbstbestimmten Persönlichkeiten zu entwickeln. „Wir wollen ihnen zeigen, was Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft und Akzeptanz ist“, sagt Thomas Engemann.

Der Kindergarten ist offen für alle, unabhängig von der Weltanschauung der Eltern. Der Glaube wird erfahrbar gemacht, ohne Ausgrenzung von Kindern anderer Religionen und Nationalitäten. „Klar kommt es mal zu Konfliktsituationen, vor allem wenn Eltern ihrem Kind den Kirchenbesuch nicht gestatten. Doch auch das lösen wir und finden schnell ein gesundes Mittelmaß. Auch das ist christlich!“

Der Kindergarten an der Rellau ist nach dem Evangelisten Johannes genannt, existiert seit 15 Jahren und ist die vierte Einrichtung unter der Trägerschaft der Kirchengemeinde Rellingen. Es ist eine integrative Einrichtung für 80 Kinder mit einer klassischen Gruppenstruktur: In der Krippengruppe, den zwei Elementargruppen sowie der Integrations- und Hortgruppe lernen sich die Kinder gegenseitig mit allen Stärken und Schwächen zu akzeptieren, zu tolerieren, mit- und voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu helfen.