Die Landessynode der Nordkirche hat ihre Scham darüber bekundet, dass die Ausschreitungen gegen jüdische Mitbürger beim Novemberpogrom 1938 von Christen gebilligt wurden.

Lübeck/Halstenbek. Das höchste Kirchenparlament für Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern verabschiedete am Sonnabend in Lübeck-Travemünde eine Erklärung zum 75. Jahrestag des Novemberpogroms am 9. November.

Die ehemaligen Landeskirchen im Bereich der Nordkirche hätten zur Ausgrenzung, Diskriminierung, Vertreibung und schließlich Ermordung ihrer jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger weithin geschwiegen. Sie hätten sich sogar durch eine eigene rassistische Rechtssetzung schuldig gemacht, so die Erklärung.

Kirchengemeinden sollen Erklärung in Gottesdiensten verlesen

Die Initiative zur Erklärung kam von der Historikerin Ursula Büttner aus Halstenbek. Mit dieser Erklärung erneuerte die Landessynode ähnliche Verlautbarungen der drei Vorgängerkirchen, die Pfingsten 2012 die Nordkirche gebildet hatten. Die rund 1000 Kirchengemeinden werden gebeten, in Veranstaltungen und Gottesdiensten rund um den 9. November 2013 die synodale Erklärung zu verlesen.

In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 brannten jüdische Synagogen in ganz Deutschland. Angehörige von Sturmabteilung (SA) und Schutzstaffel (SS) zertrümmerten die Schaufenster jüdischer Geschäfte, demolierten die Wohnungen jüdischer Bürger und misshandelten ihre Bewohner.

91 Tote, 267 zerstörte Gottes- und Gemeindehäuser und 7.500 verwüstete Geschäfte war die „offizielle“ Bilanz des Terrors. Tatsächlich starben mehr als 1300 Menschen.