Die Freiwillige Feuerwehr Pinneberg probte im „Cap Polonio“ den Ernstfall

Pinneberg. Rauchwolken, Menschen, die um Hilfe schreien, dazu Martinshörner und Blaulicht sorgten am Donnerstagabend in Pinnebergs Innenstadt für Aufregung. Zum Glück war alles nur eine Übung! Doch nicht nur für Außenstehende sah das Szenario echt aus. Auch die Feuerwehrleute, die sehr schnell am Einsatzort erschienen, hatten keine Ahnung, was sie auf der großen Alarmübung der Freiwilligen Feuerwehr Pinneberg am Hotel „Cap Polonio“ erwartete.

Die Feuerwehr muss den Einsatzort gut kennen, um schnell helfen zu können

Die Umgebung war spektakulär gewählt: Das Hotel liegt am Rand des Fahlts, einem Buchenwald mit uraltem Baumbestand, und dem Rosengarten. Das „Cap Polonio“ mit Einrichtungsgegenständen eines gleichnamigen Ozeandampfers besteht im Inneren zum größten Teil aus Holz. Doch nicht nur die kostbaren Wand- und Deckenvertäfelungen aus Rosen-, Zitronen-, Mahagoni- oder Nussbaumholz, auch die Ledertapeten und das historische Mobiliar hätten im Ernstfall ein Raub der Flammen werden können.

Bislang hat es im „Cap Polonio“ noch nicht gebrannt. Es gab schon Alarme, wenn sich etwa zu heiße Speisen auf dem Rolltablett in der Nähe eines Melders befanden, oder wenn ein Angestellter unterm Rauchmelder eine Zigarette anzündete, erzählte Michael Ostermann schmunzelnd. Vor 25 Jahren gab es hier die letzte Feuerwehrübung. „Wurde mal wieder Zeit“, so der Mitinhaber, denn: „Ein Feuer kann hier nur schnell gelöscht werden, wenn die Feuerwehr sich hier gut auskennt.“ 2002 wurde mit den ersten Brandschutzmaßnahmen begonnen. Rauch- und Brandmelder wurden installiert, Feuerschutztüren eingebaut und Feuerlöscher an die Wände gehängt.

„Ein Glück, dass wir in den letzten Monaten erneut erhebliche Finanzmittel in eine optimale Verbesserung des Brandschutzes in unserem Haus investiert haben“, stellt Michael Ostermann erleichtert fest. „Nicht auszudenken, was sonst passieren könnte.“ Die Einsatzlage: Im dritten Obergeschoss des Hotels brach in einem der 50 Gästezimmer Feuer aus, ausgelöst durch eine glimmende Zigarette. Vier Menschen hielten sich im Zimmer auf. Rauch drang aus dem Fenster, Qualm aus diesem Zimmer gelang durch geöffnete Türen in das zweite Obergeschoss, wo sich vier Jugendliche befanden, um für ein Theaterstück zu proben. Von den sechs Gruppen der Freiwilligen Feuerwehr Pinneberg waren drei Gruppen mit 30 Brandbekämpfern an der Großübung beteiligt. Um 20.05 Uhr wurden sie alarmiert, nach einer Dreiviertelstunde was der Einsatz beendet.

In Minutenschnelle waren die Fahrzeuge über die Waldstraße am Einsatzort eingetroffen. Aus den Löschfahrzeugen wurden lange Schläuche entrollt, um die Löschwasserversorgung über den Hydranten im angrenzenden Wald sicherzustellen. Zeitgleich wurden zwei Opfer mit einer Drehleiter aus dem betroffenen Zimmer geborgen. Unter schwerem Atemschutz gingen die Einsatzkräfte ins Gebäude, um zwei weitere Gäste zu retten, die ins Treppenhaus geflohen waren.

Es gilt, die Zusammenarbeit zu optimieren und den Leistungsstand zu prüfen

Über Steckleitern aus Leichtmetall im Hinterhof gelang dann den Jugendlichen die Flucht vor dem Feuer. Auch die Glutnester, die sich durch die hohe Wärmestrahlung und Flammenbeaufschlagung unter den Dachschindeln gebildet hatten, wurden abgelöscht, allerdings ohne Wasser. „Das geht doch nicht, dass wir das ehrwürdige Hotel während der Übung unter Wasser setzten“, so Zugführer Kai Rowohlt.

Der Einsatz klappte wie am Schnürchen, obwohl parkende Autos und besonders die Bäume am Parkplatz die Drehleiter erheblich behinderten. „Im Erstfall nehmen wir auf solche Sachen keine Rücksicht. Jede Minute zählt, da sind Bäume oder Autos nebensächlich“, sagte Feuerwehrmann Claus Köster.

Zwei bis drei Einsätze proben die Pinneberger Freiwilligenfeuerwehr pro Jahr. Große wie dieser finden allerdings nur ein Mal im Jahr statt. „Diese Übungen sind wichtig, um das Zusammenewirken der Gruppe zu optimieren und um den Leistungsstand zu prüfen“, sagte Zugführer Hauke Hacks.