Clematis-Experte Friedrich Manfred Westphal züchtet auf dem Peiner Hof in Prisdorf mehr als 500 verschiedene Sorten

Prisdorf . Ob zart lila, azurblau, leuchtend gelb, creme-weiß oder sogar schwarz – es gibt sie in allen Farben, die Clematis. Die kletternde und rankende Blume ist wegen ihrer ungeheuren Vielfalt an Blütenformen eine beliebte Zierde in nahezu jedem Garten. Mehr als 2000 Clematis-Sorten werden weltweit gezüchtet, ein Viertel davon in Prisdorf am Peiner Hof. Dort produziert Friedrich Manfred Westphal jährlich knapp 200.000 Clematis in 500 verschiedenen Sorten, züchtet Neuheiten und weiß, wie kaum kein anderer, alles über die Geheimnisse der zauberhaften Blume.

Der Prisdorfer gehört zu Deuschlands ausgewiesenen Clematis-Kennern, ist womöglich sogar Fachmann Nummer eins auf diesem Gebiet. So war er der erste, der die Clematis in Familien einteilte und damit eine Sortierung vornahm, die Züchter in der ganzen Welt übernommen haben.

In diesem Jahr konnte sein Gartenbaubetrieb, den Vater Friedrich gründete, sein 60-jähriges Bestehen feiern. Seit 20 Jahren werden in den Gewächshäusern am Golfplatz Peiner Hof ausschließlich Clematis gezogen – und das in einer Pracht und Vielfalt, dass es dem Gartenliebhaber den Atem stocken lässt. Von der „Princess Diana” mit ihren zarten Glöckchen-Blüten, über die im Winter blühend „Early Sensation” bis hin zu Liebhaberstücken wie der „Black Tibet”, die kleine schwarze Blüten entwickelt, wächst bei Westphal eine nahezu unüberschaubare Sortenvielfalt. Und er kennt alle beim Namen: „Die meisten unterscheide ich sogar am Laub, sie brauchen nicht mal zu blühen, damit ich sie auseinanderhalten kann.”

Darum ist, wenn seine Mitarbeiter beim Umtopfen mal einen Fehler gemacht haben, der Chef gefragt. Beim Gang durch das Gewächshaus reicht ihm ein kurzer Blick: „Hier wurden zwei Arten nicht auseinandergehalten”. Schnell sortiert er die Töpfe auseinander und merkt an: „Sie haben unterschiedliche Blätter, diese hier sind runder als die dort.” Der Laie staunt, während er sich vergeblich die komplizierten Namen zu merken versucht, die Westphal aus dem Ärmel schüttelt.

Namen bedeuten für ihn eine besondere Herausforderung, jedenfalls wenn es um seine Neuzüchtungen geht. Zirka sechs neue Clematis-Sorten aus dem Hause Westphal kommen jährlich auf den Markt. Sie alle brauchen einen Namen. Das ist nicht so leicht bei 2000 Sorten, denn auch Rosen und andere Blumen haben geschützte Bezeichnungen, die der „Clematis-Schöpfer” ausschließen muss. Neuheiten entstehen in Prisdorf mithilfe des Zufalls. „Ich überlasse es weitgehend den Hummeln”, so Westphal. „In unserem Schaugarten bestäuben sie willkürlich die ausgestellten Blumen. Wir sammeln dann die Samenkapseln und pflanzen sie ein.” Danach heißt es warten, denn erst nach 15 Monaten läuft die Saat auf und das erste Grün zeigt sich. „Danach dauert es weitere zwei Jahre, bis sich die erste Blüte zeigt”. Das ist der Moment, indem ihr „Schöpfer” entscheidet, ob die neue Blume schön genug für die Züchtung ist. Unendlich viele Zufalls- Kreuzungen sortiert er aus. Die wenigen, die es als Neuheiten in seinen Katalog schaffen, brauchen nach der vegetativen Vermehrung ein bis zwei Jahre, bis sie in den Verkauf gelangen.

Westphal vermarktet seine Blumenkinder sowohl im eigenen Laden am Gewächshaus als auch per Internet und auf jährlich zirka 15 Gartenausstellungen in ganz Deutschland. Seine Online- Kunden kommen aus der ganzen Welt. „Ich habe viele Kunden in Russland und Italien aber auch in Skandinavien. Mit Abstand die meisten Bestellungen kommen aus Österreich.” Jetzt, im beginnenden Herbst, erreichen ihn zahlreiche Anfragen, denn in den Monaten August bis Oktober ist die beste Pflanzzeit für Clematis.

Alles über Clematiskulturen erfährt der Blumenliebhaber bei einem Gang durch Westphals Schaugarten am Peiner Hof, Peiner Hag 45, oder unter www.clematis-westphal.de im Internet.