Das Kulturforum Moorrege will einem schwer behinderten Jungen eine Delfin-Therapie ermöglichen

Moorrege. Es ist doch immer wieder das sogenannte Vitamin B (B für Beziehungen), das etwas bewirken kann. Über eine Arbeitskollegin erfuhr Anette Struve vom Weihnachtsmarkt in Moorrege, der am ersten Adventswochenende auf dem Gelände des Kulturforums Moorrege geplant ist. Eine gute Gelegenheit, um dort eine Tombola auszurichten, dachte die Kollmarerin und setzte sich mit dem Leiter des Forums in Verbindung. „Als Frau Struve mir sagte, worum es geht, war ich sofort dabei“, sagt Dieter Norten vom Moorreger Kulturforum.

Denn Anette und ihr Mann Michael sammeln Geld, um ihrem elfjährigen Sohn, der geistig und körperlich schwer behindert ist, eine Delfin-Therapie zu ermöglichen. Und Geld braucht die Familie tatsächlich, da die Krankenkassen die Kosten für das Rehabilitationsprogramm mit Meeressäugern nicht bezahlen. Je nach Dollar-Kurs kostet die Therapie zwischen 12.000 und 15.000 Euro, denn die bekanntesten Zentren befinden sich im Ausland, so beispielsweise in Israel, in Florida und auf Curaçao.

Schon während der Schwangerschaft erfuhren die Eltern, dass es Probleme mit Jannes Darm gab. Seine erste Operation musste das Baby einen Tag nach der Geburt über sich ergehen lassen, und es sollte nicht die letzte sein. Außer der Darmproblematik hat Jannes eine angeborene rechtsseitige Hemiparese, das heißt, er leidet an Muskellähmung. Im Februar 2003 wurde dann noch Epilepsie diagnostiziert.

„Mit drei Jahren hat er seine ersten Schritte getan. Und irgendwann wurde uns auch klar, dass er nicht nur entwicklungsverzögert ist, sondern auch eine geistige Behinderung hat“, erzählt der Vater. „Wir haben keine Therapie ausgelassen, um unserem Sohn zu helfen“, so die Mutter. Schulmedizin, Ergotherapien, Krankengymnastik, Logopädie und eine Reittherapie haben bereits viel gebracht. Jannes kann mittlerweile alles essen, nur mit Schokolade muss er sehr vorsichtig umgehen. Der quirlige Junge, der Tiere liebt und sehr gerne mit seiner Holzeisenbahn spielt, besucht eine Schule, kann selbstständig gehen und braucht nur für längere Strecken oder nach einem epileptischen Anfall seinen Rollator.

Was den Eltern aber große Sorgen macht, sind seine Sprachdefizite. „Jannes ist sehr kommunikativ, aber er kann wenig sprechen. Er braucht die Sprache, damit er selbstständiger leben kann, denn das muss er ja irgendwann“, erzählen die Eltern. Mithilfe von Talkern, Symbolkarten, Gebärden und jetzt auch mit einem iPad haben die Eltern Kommunikationsformen gefunden, die es dem Jungen ermöglichen, sich Dritten gegenüber verständlich zu machen und am gesellschaftlichen Leben besser und aktiver teilzunehmen.

Diese Kommunikationsbarriere zumindest ein Stück weit zu beseitigen, ist das Ziel der Delfin-Therapie. Der amerikanische Psychologe und Verhaltensforscher David E. Nathanson entwickelte Ende der 80er-Jahre die erste sogenannte delfingestützte Therapie. Die Tümmler sollen in erster Linie helfen, das Umfeld besser wahrzunehmen und mit ihm in Kontakt zu treten. Auch kann diese Therapie die Konzentrationsfähigkeit steigern. Bald wurde sie zur neuen Wundertherapie bei verschiedenen körperlichen und geistigen Behinderungen erklärt. Doch bis heute ist die Wirksamkeit umstritten.

Im Herbst nächsten Jahres fährt die Familie nach Curaçao, für zwei Wochen. Doch die tropische Insel ist kein Lourdes. Niemand fliegt dorthin, berührt einen Delfin und ist geheilt. „Uns ist das alles bekannt. Aber wir wollen trotzdem keine Möglichkeit auslassen, Jannes zu helfen“, so die Eltern.

Dieser Auffassung ist auch der Vorstand des Kulturforums Moorrege. „Wir werden alle Erlöse aus den Standgebühren vom Weihnachtsmarkt hundertprozentig auf Jannes Konto schreiben, das wir kürzlich eingerichtet haben“, berichtet Dieter Norten. Mittlerweile hat sich das Projekt in der Gemeinde herumgesprochen und zu Hilfsaktionen animiert. So wird ein türkischer Mitbürger an einem Stand seine landestypischen Weihnachtsspezialitäten anbieten, ein weiterer wird in einer großen Pfanne Paella kochen. Und für viele wohlig warme Winterfüße sollen die selbst gestrickten Socken einer Dame aus der Diakonie sorgen – auch diese Erlöse kommen Jannes zugute. Moorreges Bürgermeister Karl-Heinz Weinberg hat die Schirmherrschaft für dieses Projekt übernommen. „Auch die Kommune wird noch ihren Beitrag leisten“, so Weinberg. Informationen zur Spendenaktion und zum Weihnachtsmarkt gibt es unter Telefon 04122/979790.