Schon sieben illegal entsorgte Pkw in diesem Jahr entdeckt. Für die Halter wird es teuer

Rellingen. Am BMW-Cabriolet, das an der Straße Stawedder in Rellingen parkt, hat der Zahn der Zeit schon kräftig genagt. Das Stoffverdeck weist grünlich schimmernde Schimmelspuren auf, das rückwärtige Plexiglasfenster ist aufgeschlitzt und mit Klebeband wieder provisorisch abgedichtet worden. Die Radausschnitte weisen Rostspuren auf, die hintere Stoßstange ist beschädigt. Vor gut drei Wochen wurde das betagte Fahrzeug in der Sackgassenkehre des Stawedders halb auf dem Radweg abgestellt und ist nach Feststellung von Passanten seitdem auch nicht bewegt worden.

Rellingen scheint bevorzugtes Revier zur illegalen Entsorgung von Autowracks zu sein. Seit Jahresbeginn hat Michaela Warnecke vom Bürgerservice des Rathauses schon mit sieben zunächst herrenlosen Altautos im Gemeindegebiet zu tun gehabt. Zunächst deshalb, weil die Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung teilweise mit detektivischer Akribie daran gehen, die Verursacher zu ermitteln.

Im aktuellen Fall funktioniert das relativ gut. Denn der Eigentümer hat noch die Kennzeichenschilder am Fahrzeug gelassen. So kann der Halter schnell ermittelt werden. Der einstige BMW-Fan bekommt in Kürze Post von der Gemeinde, ihm werden fünf Tage Zeit gegeben, das Autowrack zu beseitigen. Außerdem ist eine gebührenpflichtige Verwarnung wegen Falschparkens fällig.

Sollte der Eigentümer nicht reagieren, wird die Ordnungsabteilung des Rathauses für ihn tätig werden. Dafür gibt es im Behördendeutsch das schöne Wort Ersatzvornahme. Der Pkw wird im Auftrag der Gemeinde abgeschleppt und einer Verwertung zugeführt. Die Kosten dafür hat der Autobesitzer zu tragen.

Im vergangenen Jahr wurden zehn Autowracks in Rellingen aufgefunden. Bevorzugte Abstellplätze sind Gewerbegebiete, abgelegene Parkplätze, aber auch das Umfeld von Autowerkstätten, wie im Falle des BMW-Cabriolets. Um den Umweltsündern auf die Spur zu kommen, werden Fahrzeuge ohne Kennzeichenschilder auch geöffnet, um über die Fahrgestellnummer den Eigentümer ermitteln zu können.

Verstöße gegen die Vorschriften des bundesweit geltenden Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes können teuer werden. Bis zu 50.000 Euro reichen die Bußgeldandrohungen. Die kleinen Müllsünder kommen aber meist billiger davon. Sollte allerdings ein Autowrack durch auslaufendes Öl oder Kraftstoff die Umwelt belasten, kann es richtig ins Geld gehen. Dann muss der Eigentümer die Folgekosten für die Beseitigung der Schäden tragen. „Außerdem ist dann ein Straftatbestand erfüllt“, sagt Michaela Warnecke. Der Fall wird an die Staatsanwaltschaft abgegeben.

Doch nicht nur Autowracks, auch Altmöbel, ausgediente Kühlschränke, Fernsehgeräte sowie Farb- und Lackreste werden oft im Schutz der Dunkelheit illegal abgeladen. In Rellingen stehen auf dem Bauhof zwei Container bereit, um diese Abfälle zunächst aufnehmen zu können.

Bis zu einer Menge von fünf Kubikmetern sind die Städte und Gemeinden für die Entsorgung zuständig, darüber hinaus der Kreis Pinneberg. In den meisten Fällen, so die Auskunft in den Umwelt- und Ordnungsämtern der Verwaltungen, kommen auf wilden Müllkippen weniger als fünf Kubikmeter zusammen.

Ein besonderes Problem ist die Sperrmüllabfuhr geworden, hat Julia Carstens von der Schenefelder Stadtverwaltung festgestellt. Verbreitet ist die Unsitte, sobald ein Abfuhrtermin vereinbart ist, den alten Krempel an den Straßenrand zu stellen. Wenn dann bis zum Abholen noch mehrere Tage vergehen, ist das für Schwarzentsorger die Gelegenheit, ihren Sperrmüll noch dazuzupacken. Es ist nicht zu übersehen, dass oft auch Müll gewerblichen Ursprungs illegal dort abgelegt wird, um die Entsorgungskosten zu umgehen.

Gemeinde-Mitarbeiterin Michaela Warnecke wundert sich, dass das BMW-Cabriolet nicht bei einem regulären Autoverwerter entsorgt wurde. Dort hätte es sogar noch Geld für das einstige Prachtstück gegeben. Denn Rohstoffe sind beim Recycling derzeit gefragt. Außerdem hatte der BMW erst im März dieses Jahres eine neue TÜV-Plakette bekommen.