Für die Liebsten nur das Beste: Das Abendblatt stellt immer montags Kindergärten aus dem Kreis vor. Heute: „Traute Grothe“ in Wedel

Wedel . Dass sie eine zweite Sprache beherrschen, ohne den Lernaufwand in der Schule, wünschen sich viele Eltern für ihre Kinder. Und seitdem wissenschaftlich belegt ist, dass es bei den Kleinen im Alter bis zu sechs Jahren ein Zeitfenster gibt, in denen sie eine Fremdsprache parallel zur Muttersprache kinderleicht erlernen, können bilinguale Kindergarten sich vor Zulauf kaum retten.

In vielen Kindergärten Deutschlands geht es bereits mehrsprachig zu. Auch in die Wedeler Einrichtung „Traute Grothe“ kommen Kinder, die frühzeitig Englisch lernen wollen.

„Guten Morgen, guten Morgen, guten Morgen Sonnenschein. Diese Nacht blieb dir verborgen, doch du darfst nicht traurig sein“ hallt es durch die Haupthalle. Alle Kinder und Mitarbeiter des Hauses singen gemeinsam, wenn Nana Mouskouris Ohrwurm zur Vollversammlung um 8.45 Uhr ruft. In den folgenden 15 Minuten wird das Tagesprogramm vorgestellt, Informationen („Wer fehlt?“, „Was gibt es zum Essen?“, „Wo ist mein Hausschuh?“) ausgetauscht oder Neuankömmlinge und Geburtstagskinder herzlich begrüßt – und das auf Deutsch oder Englisch, je nachdem welche Erzieherin den Morgendienst leitet. Wer nicht alles versteht, kann in der „Blitzlichtrunde“ im kleinen Kreis nochmals nachfragen.

Englisch ist in dieser Kita zur zweiten Sprache geworden. Begonnen hat das bilinguale Angebot mit einer Elterninitiative. Pumi, ein Musiker aus Südafrika, kam wöchentlich, um Lieder zu singen und Geschichten auf Englisch vorzulesen. Das Angebot kam gut an, doch nicht alle Kinder konnten teilnehmen, zumal die Inspiration für die Sprösslinge von den Eltern finanziert werden musste. Seit der Einstellung von drei englischsprachigen Erzieherinnen arbeitet der Kindergarten bilingual, ohne Mehrkosten für die Eltern.

„Zoe, guck mal! Ich hab’ ne Haarschleife gemacht“, sagt Elena und läuft auf die Liberianerin zu. „Oh, this is very nice. What are you going to do with it? „ „Ich steck’ sie meiner Puppe ins Haar”, antwortet die Fünfjährige prompt. Dass Elisabeth nicht Englisch spricht, stört hier niemanden. Hier geht es nicht darum, dass die Kinder durch Vokabelpaukerei eine Fremdsprache erlernen, sondern spielerisch und kommunikativ.

Die Spiel- und Lernbereiche werden jeweils gemeinsam von einer deutschsprachigen und einer englischsprachigen Erzieherin gestaltet. Und es gilt: „One Person – One Language, eine Person – eine Sprache“: Dann spricht eine Erzieherin nur Deutsch, während die zweite, der „Native Speaker“, nur in der Fremdsprache kommuniziert. Die Erzieher unterstützen das Gesagte durch Mimik und Gestik. Wenn über Bastelknete gesprochen wird, ist diese auch vorhanden, damit das Kind das Gesprochene mit einem Gegenstand verbindet. Ob beim Spielen, Singen oder Trösten: Die neue Sprache ist in den gesamten Tagesplan und somit in die Lebenswelt des Kindes integriert.

Ein bilingualer Kindergarten kann Kindern nicht nur das Erlernen einer Sprache in der Schule erleichtern, sondern auch den frühen Kontakt zu unterschiedlichen Kulturen ermöglichen. „Wir sind ein Haus für alle“, sagt Leiterin Kerstin Junge. „Es kommen mehr und mehr Kinder aus binationalen Familien, wir werden immer multikultureller und das ist schön.“