Hamburger Hotelier hat die alten Wachs-Werke Schlickum mit 2,5 Millionen Euro zum Luxus-Restaurant renoviert

Barmstedt. 35 Jahre führte er in Harvestehude ein Luxus-Hotel. Das hat Fritz Lay verkauft und sich mit seiner Lebensgefährtin Angela Lantow-Petersen in Barmstedt niedergelassen. Vier Jahre lang haben die beiden die 1998 stillgelegte Wachsfabrik Schlickum für 2,5 Millionen Euro komplett saniert und zu einem Gastronomie-Tempel ausgebaut, wie es ihn sonst nirgendwo im Kreis Pinneberg gibt. Am Dienstag, 1. Oktober, um 17 Uhr eröffnet die Loft Location Lay erstmals ihre Türen.

Wer das knapp 100 Jahre alte, verfallene Fabrikgebäude mitten in Barmstedt noch kannte, wird es kaum wiedererkennen. Lay und Lantow-Petersen haben es komplett entkernt und keine Kosten und Mühen gescheut, es liebevoll zu restaurieren. Überall Fußbodenheizung, Fassade gedämmt, Stahlträger freigelegt. Die Metallhüllen der 30.000 Liter fassenden Öltanks sind zu Kaminen und einer Bar neu verschweißt worden. „Es war eine Ruine, als wir es gekauft haben“, erzählt Angela Lantow-Petersen. Jetzt sei es ein Schmuckstück.

Den Gästen stehen im Erdgeschoss drei Gastronomiebereiche offen, die in Schmiede, Gourmet-Restaurant und Bistro-Brasserie unterschieden werden und verschiedene Angebote an Speisen und Getränken vorhalten werden. Im ersten Stock laden bequeme Clubsessel zum gemütlichen Plausch nach dem Essen oder ein original Snooker-Tisch zum Spielen ein. Neben der Gastronomie solle der 2500 Quadratmeter große Loft für Feiern, Seminare, Weinproben oder Kochkurse genutzt werden, zählt Lantow-Petersen auf. Sogar Trauungen sollen hier vollzogen werden. „Meine Standesbeamtinnen waren nach der Ortsbesichtigung ganz begeistert“, sagt Heinz Brandt vom Amt Rantzau.

Dass die Wahl ihres neuen Gastronomie-Projektes auf das kleine Barmstedt fiel, war Zufall, erzählt Lay. Der 60 Jahre alte Autonarr, der Luxusschlitten wie Ferrari, Maserati, Rolls Royce oder Mercedes 500SLS besitzt, besuchte seine Oldtimer-Werkstatt, die von Hamburg nach Barmstedt umgezogen war. Als er an der Ampel in der Austraße anhielt, sah er in der kleinen Stichstraße die alte Fabrik und war sofort Feuer und Flamme. Noch bevor er seiner Lebensgefährtin davon berichten konnte, erzählte die ihm, dass sie endlich eine ausreichend große Fabrik gefunden hätte, in der sie ihre Bäderausstellung unterbringen könnte. Es handelte sich um dasselbe Objekt, das die beiden dann, gleichermaßen davon angetan, kauften.

Lay musste noch sein Hotel in der Hamburger Abteistraße mit den elf Zimmern und dem Sterne-Restaurant Prinz Frederic loswerden. Das gelang ihm in diesem Jahr für einen Betrag von fünf Millionen Euro. Nun waren Kopf und Weg frei für das neue Projekt.

In das kleine Barmstedt hat sich der gebürtige Badener längst verliebt. „Uns gefällt es hier besser als in Hamburg“, verrät Lay, den seine Frau als „Gastronom mit Leib und Seele“ beschreibt. „In Barmstedt kannst du sehr gut leben. Die Leute sind nett. Es gibt keine Parkplatzprobleme, nicht eine Parkuhr in der ganzen Stadt.“ Unvorstellbar für den Investor, der 35 Jahre das alltägliche Verkehrschaos an der Binnenalster erlebte. Beide haben sich voll eingelebt, sind mit ihren Nachbarn vertraut und konnten die neue Bürgermeisterin Heike Döpke mitwählen. In ihrem neuen Vorzeigebetrieb werden sie zehn bis 15 Mitarbeiter beschäftigen. Ein Koch aus Hamburg ist mit von der Partie.

Die Wachs-Werke hatte 1903 Julius Schlickum in Hamburg gegründet und 1911 in die Dampffärberei von 1846 nach Barmstedt verlagert, die in Konkurs ging. 1919 wurde nach einem Brand das heutige Gebäude errichtet. Die Wachswerke verarbeiteten Rohwachse aus aller Welt und hatten die größte Bleichanlage für Bienenwachs in Deutschland. Sie stellten Negativformen für Motorkolben und künstliche Hüftgelenke her. 1998 verkaufte der Besitzer Hans Paulus die Firma nach Holland.