Eine Glosse von Andreas Burgmayer

Ich habe eigentlich gar keine Zeit, hier irgendwelche Glossen zu schreiben. Ich muss jetzt los. Heute Abend ist Elternabend! Mein Gott, Elternabend!

Gefühlte drei Elternbriefe, fünf Erinnerungsmails von Miteltern („Bringt jemand was zum Knabbern mit? Bitte vegan!!!“) und etliche lieb gemeinte Hinweise meiner Frau („Du bist dran, hihi“) später habe ich es verinnerlicht. Rein ins schlecht belüftete Klassenzimmer, auf den viel zu kleinen Kinderstühlchen zwei Stunden den Steiß platthauen und über all das reden, was für meine Tochter und ihre Lehrerin die Welt und für mich ein Parallel-Universum voller Merkwürdigkeiten und unauflösbarer Rätsel ist. Aber die Zeiten, in denen man solche Termine schwänzt, sind vorbei. Sonst braucht man sich auf dem Schulhof gar nicht mehr blicken zu lassen und schläft jeden Abend mit dem Gefühl ein, seinem Kind alle Zukunfts-Chancen verbaut zu haben.

Als nicht zu Ende studierter Soziologe muss ich an dieser Stelle allerdings zunächst die Begrifflichkeiten klären. Elternabend? Darunter stelle ich mir einen bezahlbaren Babysitter daheim beim Kind, meine Frau und ich in Ausgehklamotten in einem ambitionierten Lokal mit frischer lokaler Küche und einer Flasche spanischen Roten auf dem Tisch vor. Hernach auf einen Averna in eine Bar unserer Wahl, ein wenig tanzen und dann – na, Sie wissen schon.

Was mich gleich erwartet, hat aber auch nicht das Geringste damit zu tun.