Heiße Phase der Arbeiten an Wedels Maritimer Meile beginnt nach Verzögerung jetzt mit Aushub an der Westseite

Wedel. Als Verkehrsminister Peter Ramsauer die Deutschen dazu aufrief, Schlafbaustellen zu melden, klingelte auch im Wedeler Rathaus das Telefon. Eifrige Sucher hatten zwar nicht auf der Autobahn, aber am Schulauer Hafen eine Baustelle entdeckt, auf der sich wochenlang nichts tat. Über die Anekdote von Wedels Bürgermeister Niels Schmidt konnten am Mittwoch die geladenen Gäste aus Politik und Wirtschaft schon wieder lachen. Noch in den vergangenen Wochen war die Stimmung angesichts weiterer Verzögerungen an Wedels 16 Millionen Euro schwerem Vorzeigeprojekt zeitweise tief in den Keller gerutscht. Eine Intervention der Berufsgenossenschaft machte weitere aufwendige Sondierungen auf der Westmole durch den Kampfmittelräumdienst und die Erstellung eines komplett neuen Konzeptes nötig. Das hat viel Zeit gekostet. Etwa vier Wochen ist man laut Bauamtschef Klaus Lieberknecht dadurch in Verzug geraten. „Wir hoffen, das wieder einholen zu können“, so Lieberknecht.

Vielleicht fuhren Schleswig-Holsteins Innenminister Andreas Breitner und Bürgermeister Schmidt deshalb am Mittwoch auch so schwere Geschütze auf. Denn statt mit dem obligatorischen Spaten wurde der symbolische Startschuss für die heiße Phase der Bauarbeiten am neuen Hafen gleich mit einem Bagger gegeben.

Klotzen statt kleckern – das passt zu diesem Wedeler Zukunftsprojekt. Die Stadt hat sich einiges vorgenommen, investiert selbst sieben Millionen Euro in die Metamorphose des verschlickten, ungenutzten Hafenbeckens in einen erhofften neuen Publikumsmagneten an der Elbe. Finanzielle Unterstützung gibt es vom Land und sogar von der EU. 9,1 Millionen Euro fließen aus Fördermitteln in das städtische Projekt. Aus Sicht von Andreas Breitner ist das gut angelegtes Geld. Die Lage an der Elbe und die damit auch verbundene Lebensqualität spiele eine immer größere städtebauliche Rolle. „Wedel hat die Potenziale erkannt und birgt sie an dieser Stelle“, so Breitner, der sich sicher ist, dass mit der Vollendung des Hafenumbaus die weltbekannte Schiffsbegrüßungsanlage in Wedel einen Konkurrenten oder zumindest einen starken Partner bekommt. „Das ist die richtige Mischung aus Tradition und Moderne. Wedels Antlitz wird unverwechselbar bleiben.“

Um die Mischung aus Moderne und Tradition bemüht sich derzeit auch die Wedeler Stadtverwaltung. Denn noch ist unklar, wie es mit Isis Fischbude weitergeht. Seit 20 Jahren gibt’s am Hafenbecken die Fischbrötchen aus dem Kultimbiss. Das Problem: Für die Umgestaltung sollte die Bude weichen. Weil das vor allem bei den zahlreichen Wedeler Frischbrötchenfans nicht auf Gegenliebe stößt, bemüht man sich jetzt darum, eine andere Lösung zu finden. Derzeit gibt es Überlegungen um die Bude herumzuarbeiten, sie dafür zeitweise ein wenig zu versetzen.

Klar ist dagegen, dass in den kommenden Wochen in Wedel einiges bewegt wird – und zwar vor allem an Erde. Es gilt, insgesamt 55.000 Kubikmeter Schlick und Sand abzutransportieren und 25.000 Kubikmeter neuen Boden heranzuschaffen. Dafür rollen die Bagger, es wir aber auch ein großer Teil per Schiff fortgeschafft. Am Ende, also voraussichtlich Mitte 2015, soll das Hafenbecken 70 Meter kürzer und 25 Meter breiter sein. Durch Aufschüttung im vorderen Beckenbereich vor der Firma Schneider entsteht eine neue 5600 Quadratmeter große Fläche, die an einen Investor verkauft werden soll.

Noch im Herbst beginnen die Arbeiten an den Spundwänden. Zur Verlängerung des Liethgrabens sind dann auch Rammmaßnahmen nötig, über die dann die Stadtverwaltung informiert. Im November starten auch die Aushubarbeiten im Wasser, die aus Umweltgründen nur bei niedrigen Temperaturen beginnen dürfen.