Für die Liebsten nur das Beste: Das Abendblatt stellt immer montags Kindergärten aus dem Kreis vor. Heute: das Montessori Kinderhaus Schenefeld

Schenefeld. Eine wohltuende Ruhe empfängt einen, wenn man die Türen zum Integrativen Montessori-Kinderhaus der Lebenshilfe in Schenefeld öffnet. Es ist nicht mucksmäuschenstill in diesem Kindergarten, doch die Laute, die zu hören sind, dringen gedämpft durch die Korridore in das große und lichtdurchflutete Atrium. Niemand muss „Ruhe!“ rufen, um sich Gehör zu verschaffen, selbst während der morgendlichen Begrüßung, mit der jeder Kindergarten-Tag um 9 Uhr beginnt, herrscht kein Lärm, keine Hektik.

„Hier ist es nicht laut“, sagt Kindergartenleiterin Dorothee Venohr und spricht somit kurz und knapp eine der Säulen der Montessori-Pädagogik an, auf denen die Arbeit im Kinderhaus aufbaut.

Maria Montessori (1870–1952) kam durch ihre Arbeit als Assistenzärztin in einer psychiatrischen Klinik in Italien zur Pädagogik. 1906 gründete sie im römischen Elendsviertel San Lorenzo ihr erstes Kinderhaus und schuf ein pädagogisches Konzept, das die Selbstständigkeit des Kindes fördern sowie die schöpferische Kraft aktivieren soll.

Während ihrer Arbeit mit behinderten und verhaltensauffälligen Kindern entdeckte sie die innere Bereitschaft der Kinder zur Stille, wobei diese nicht zur Stille verpflichtet werden müssen, sondern sie aus ihrem Innersten lieben. Montessoris Ansätze gehen auch davon aus, dass jedes Kind eine ursprüngliche Neugierde, Entdeckungsfreude und Experimentierlust mitbringt.

Das Haus ist in verschiedene Spiel-, Lern- und Erlebnisbereiche nach unterschiedlichen Schwerpunkten aufgeteilt, in denen die Kinder ihre Welt entdecken. Es gibt wenig herkömmliches Spielzeug, dafür aber Lernmaterial, wie den Rosa Turm oder die Numerischen Stangen, die den Kindern spielerisches Lernen ermöglichen.

Im Gruppenraum schüttet Philipp gerade mit großer Konzentration Linsen von einem ins andere Glas. Karli holt ein Tablett, auf dem Gefäße mit Schraubverschlüssen und ein Portemonnaie liegen. Die Deckel sind schnell geöffnet, mit der Geldbörse müht er sich anfänglich, ist aber stolz, als er die Münze findet. „Guck mal! Das ist ein Schatz!“ sagt er glücklich. Doreen Langbein, eine der 13 Erzieherinnen des Hauses, greift nicht ein. Sie ist Beobachter, gibt bei nur bei Bedarf Anregungen, denn als Grundsatz gilt: „Hilf mir, es selbst zu tun.“

Träger des Kinderhauses ist die Lebenshilfe Schenefeld, die als Interessenvertretung für Menschen mit Behinderung gegründet wurde. Daher ist Inklusion das zentrale Anliegen des Kindergartens als „ein Kindergarten für alle“. „Bei uns ist das völlig normal. Die behinderten Kinder sind immer dabei“, so Venohr, denn „das gemeinsame Leben und Lernen von behinderten und nicht-behinderten Kindern, die sich gegenseitig stützen, bereichert das Leben jedes Einzelnen.“ Im Atrium turnt Pia auf einem Holzblock. Ein paar Schritte weiter versucht Dorothea das Gleichgewicht zu halten. Die Dreijährige hat das Down Syndrom. Hinter ihr steht Heilpädagogin Juliane Burgward, die ihr hilft. Dass Dorothee speziell betreut wird, stört die anderen Kinder nicht, denn sie ist ein vollwertiges Mitglied der Gruppe. Der Umgang untereinander ist respekt- und liebevoll.