Adlershorst investiert 145 Millionen bis 2020 für Sanierung des Wohnungsbestandes und Neubauten

Kreis Pinneberg. Die Wohnungsnot hat einen erklärten Gegner: Die Wohnungsbaugenossenschaft Adlershorst, die rund 3500 ihrer 5120 Wohnungen in Elmshorn (1481), Quickborn (781), Wedel (745), Tornesch (394) und Bönningstedt (85) unterhält, will bis 2020 rund 145 Millionen Euro in Sanierung und Neubau investieren. Allein in den Neubau fließen fast 100 Millionen Euro, um 560 neue Wohnungen zu bauen, kündigen die Vorstände Uwe Wirries und Holger Reißweck im Abendblatt-Gespräch an. Das sind zwölf Millionen Euro für 70 neue Wohnungen pro Jahr. Etwa 300 davon werden im Kreis Pinneberg errichtet. „Das ist eine stolze Aufgabe und eine große Herausforderung für uns“, sagt Vorstand Wirries. Die Gesellschaft sei sogar per Satzung dazu verpflichtet, betont Reißweck. „Wir sind angehalten, hochwertige Wohnungen zu angemessenen Preisen anzubieten.“

Untätig war das Unternehmen, das beinahe 9000 Mitglieder zählt und der mit Abstand größte Vermieter im Kreis Pinneberg ist, auch in der Vergangenheit nicht. So habe Adlershorst in den acht Jahren zuvor immerhin 109 Millionen Euro investiert. Aber der Neubau sei etwas zu kurz gekommen, gibt Reißweck zu. „Wir müssen aufpassen, dass unser Wohnungsbestand nicht überaltert.“

Die aktuelle Statistik dazu ist aufschlussreich. Die Hälfte aller Wohnungen von Adlershorst ist älter als 45 Jahre, zwei Drittel älter als 35 Jahre. Bis 2020 soll die Trendwende erreicht sein. „Jede siebte Wohnung ist dann jünger als zehn Jahre alt“, verspricht Wirries. 40 Prozent aller Wohnungen wären nicht älter als 40 Jahre.

Der Altbestand soll systematisch modernisiert werden. Kernstück dabei sei die energetische Sanierung, wozu neue Heizungen und Fenster in den Häusern sowie gedämmte Fassaden gehören. Für die Mieter sei es bares Geld, wenn sie auf diese Weise bei den Nebenkosten, die Wirries als „zweite Miete“ bezeichnet, sparen könnten. „Bis 2020 sind 93 Prozent aller Wohnungen Wärme gedämmt.“

Zurzeit seien es 66 Prozent. Zwei von drei Wohnungen würden bis dahin neue Küchen und Bäder erhalten, derzeit ist dies nur in einer von drei Wohnungen der Fall. „Der Schwerpunkt liegt aber eindeutig auf der energetischen Sanierung. Die muss Vorrang haben. Schließlich kann man sich auch auf einem alten Herd eine Suppe warm machen“, beschreibt Wirries diese Prioritätensetzung. „Aber wenn man kein Geld, um zu heizen, ist es viel dramatischer.“

Im Neubau erfülle Adlershorst heutem gehobene Ansprüche, betonen die Vorstände. So baut Adlershorst zurzeit in der Rudolf-Breitscheid-Straße in Wedel 112 Wohnungen, die alle seniorengerecht, barrierefrei und mit Aufzügen, gestaltet seien und zum Teil auch Betreuungsangebote für die Generation der über 70-Jährigen umfasst. In der Elbstadt geht Adlershorst dabei auch ganz neue Wege.

Erstmals werden in der Kantstraße, „in Toplage“, 14 von 45 freifinanzierten Wohnungen mit Mietpreisen um zehn Euro je Quadratmeter als Eigentum verkauft, kündigt Wirries an. Dieses Kaufangebot könnten auch Nicht-Mitglieder nutzen. „Die Einnahmen fließen dann wieder in die Finanzierung unserer Neubauvorhaben.“

Wegen der explodierenden Grundstückspreise war der soziale Wohnungsbau lange eingeschlafen. Es lohnte sich nicht, für den festgelegten Mietpreis zu investieren. Das werde sich jetzt ändern können, da die Mietobergrenzen für den geförderte Wohnungsbau im Süden Schleswig-Holsteins von 5,10 auf 5,50 Euro je Quadratmeter angehoben wurden, erwartet der Adlershorst-Vorstand einen neuen Schub im Sozialwohnungsbau und geht mit gutem Beispiel voran.

Es wurde ein System entwickelt, wie preisgünstige und zugleich hochmoderne Sozialwohnungen mit großzügigem Grundriss realisiert werden können. Ein aktuelles Beispiel dafür sei das Smart-Ideenhaus mit 24 Wohneinheiten, das Ende 2013 Am Grevenberg in Tornesch fertiggestellt sein wird, sagen Wirries und Reißweck. Durch eine neuartige Modulbauweise sei es gelungen, ein völlig neues Angebot an Sozialwohnungen anzubieten. Diese Wohnungen hätten Fußbodenheizung, Fenster bis zum Boden, moderne Einbauküchen und die Mieter könnten sich sogar ihre Fliesen selber aussuchen. „Hier haben wir intensive Arbeit und Beratung mit unseren Architekten reingesteckt. Dieses Know-how macht sich jetzt bezahlt, indem wir die Baukosten radikal senken konnten. Und das in nur neun Monaten Bauzeit.“

Weitere Projekte entstehen in Elmshorn (34 Sozialwohnungen 2014 im Uhlenhorst) und Quickborn (50 Wohneinheiten 2015 in der Bahnhofstraße). Darüber hinaus will Adlershorst noch bis 2020 noch 110 Wohnungen bauen, sodass das Unternehmen im Kreis Pinneberg rund 300 neue Wohnungen schaffen wird. Dabei kommen der Genossenschaft die aktuell sehr niedrigen Baumarktzinsen entgegen. Zudem hat Adlershorst 270 Wohnungen in Barmstedt verkauft, was „unumgänglich“ für die geplanten Investitionen gewesen sei, sagt Reißweck. Die Finanzierung aller Projekte sei gesichert. 65 Millionen Kredite sollen bis 2020 bereits getilgt sein. Die Immobilien der Gesellschaft haben einen Gesamtwert von rund 250 Millionen Euro, die jährlichen Mieteinnahmen betragen 35 Millionen Euro. 2012 erwirtschaftete Adlershorst einen Jahresüberschuss von 2,2 Millionen Euro.