Klasse 6a der Schule Rugenbergen macht Workshop mit Profis zum Thema Wahlen

Bönningstedt. So viel Spaß hat der Unterricht der Klasse 6a der Schule Rugenbergen wohl selten gemacht. Im Weltkunde-Unterricht hatte sie sich an einem Wettbewerb der Bundeszentrale für politische Bildung beteiligt und dabei den dritten Platz belegt, berichtet Klassenlehrerin Annette Sturm. Zur Belohnung kamen jetzt Peter Brandt und Stefan Eling aus Bonn nach Bönningstedt, um mit den Kindern einen Comic zu zeichnen und zu schreiben, der ein wichtiges Thema behandelt: die Wahlen. „Das hat unheimlich viel Spaß gemacht“, sagte die zwölfjährige Marica aus Ellerbek begeistert.

Als erstes überraschte Autor Brandt die Schüler mit dem Hinweis, dass zunächst der Text erdacht und aufgeschrieben werden müsse. Der sei das Drehbuch für die späteren Comicbilder, die es danach zu zeichnen gelte. Einige Schüler hätten es genau umgekehrt erwartet. Doch wie sie schnell merkten, ging es so leichter von der Hand.

An Ideen mangelte es den Schülern ohnehin nicht. So erzählte Gerlain, der erst vor neun Monaten mit seinen Eltern aus Kamerun nach Bönningstedt gekommen ist, die Geschichte eines Jungen, der von Kuba nach Deutschland ausgewandert ist. „Zuerst muss er Deutsch lernen“, weiß Gerlain aus eigener Erfahrung. Er hat diesen Rat so gut befolgt, dass er die fremde Sprache bereits gut verstehen, sprechen und sich darin ausdrücken kann. In seinem Comic verarbeitet er diese Erfahrung.

Das eigentliche Thema des Workshops war die anstehende Bundestagswahl. „Wir haben im Auftrag der Bundeszentrale einen Comic gemacht, der die Kinder für dieses politische Thema sensibilisieren soll“, erklärt Eling, der für das gemeinsame Werk mit dem Autorenkollegen Brandt „Hanisauland: Im Schatten des Vulkans“ die bunten Bilder mit den Sprechblasen beigesteuert hat.

Die Hauptfiguren Hase, Nilpferd und Sau („Hanisau“) sind mit ihrer Partei auf Anhieb ins Parlament gewählt worden. Jetzt erzählen sie in kleinen Abenteuern, wie aufwendig ihr Wahlkampf war, was Immunität für die Abgeordneten bedeutet, warum eine geringe Wahlbeteiligung problematisch ist und wozu die Friedenstruppe Schlammschleudern braucht. Zudem muss ein Möhrendiebstahl aufgeklärt und der Minister für Korruption und Schmiergeld wieder eingesetzt werden.

Die Hälfte des Comics besteht aus einem 80-seitigen Lexikon, in dem alle behandelten Themen stichwortartig erklärt werden. Das reicht von Abgeordnete über Arbeitslosigkeit, Demokratie, Demonstration, Neuwahlen und Staatsstreich bis Volk, Wahlrecht und Zeitung. In verständlichen Worten werden die Begriffe anschaulich mit möglichen Querverweisen erläutert. „Das Lexikon ist mehr für die obere Mittelstufe gedacht, der Comic für die kleineren Schüler“, erklärt Autor Brandt.

Die Schüler in Bönningstedt haben diese Grundidee gleich weiter interpretiert. So erzählt Luisa aus Bönningstedt in ihrem Comic von einer Unterwasserwelt, in der die schwimmenden Bewohner ihre Regierung wählen. Laines aus Quickborn hat in seinem Comic aus dem Wahlthema einen Buchstaben gestrichen und „die Rache der Wale“ ausführlich beschrieben. Und Marica hat in ihrer Geschichte das Wahlrecht einem Geschlecht vorbehalten: „Die Mädchen wählen die Jungen aus.“

Begeisterte Comicleser waren die Schüler allesamt vorher schon. „Donald Duck und Mickey Mouse sind meine Lieblingscomics“, sagt Emma. Die Erfahrung, eine Bildergeschichte selbst entworfen zu haben, hat bei Laines und Lennart den Berufswunsch konkretisiert: „Wir wollen Comiczeichner werden“, sind sich beide Schüler einig.