Infoabend zur Städtefusion: Neuer Name für Uetersen und Tornesch soll nach dem Bürgerentscheid gesucht werden. Uetersens Bürgermeisterin Andrea Hansen sieht die Fusion als noch verfrüht an.

Uetersen/Tornesch. Bernd Möbius hat die Lacher auf seiner Seite. Mit seinem Spezial-T-Shirt steht der Uetersener Grünen-Fraktionschef auf dem Podium. „Neustadt an der Pinnau“ prangt schwarz auf gelb auf seiner Brust. „Ich bin für die Fusion von Uetersen und Tornesch“, sagt Möbius. Und damit auch für einen neuen Namen einer möglichen neuen Stadt. Doch nicht alle Uetersener und Tornescher wollen ihren vertrauten Stadtnamen aufgeben.

Mehr als 500 Bürger besuchten die dritte Informationsveranstaltung zur geplanten Städtefusion zwischen Tornesch und Uetersen am Dienstagabend. Am 22. September wird per Bürgerentscheid bestimmt, ob die Fusion erfolgt oder Uetersen und Tornesch weiterhin bestehen werden. Zwei Städte, die bereits jetzt so stark zusammengewachsen sind, dass Auswärtige kaum erkennen können, ob sie nun in Tornesch oder Uetersen unterwegs sind.

Die SPD glaubt nicht an einen Mehrwert bei einer Fusion

„Uetersen und Tornesch sind bereits jetzt eng miteinander verwachsen. Und Uetersen hat seine Grenzen erreicht“, sagt Möbius. Die Fusion werde beide Städte langfristig voranbringen und helfen, vernünftige Strukturen aufzubauen und Synergieeffekte zu nutzen. Das sieht sein Ratskollege Ingo Struve ganz anders. Der SPD-Fraktionschef ist gegen die Fusion, er fürchtet um einen Verlust der lokalen Identität und glaubt auch nicht, dass sich die Fusion finanziell rechnen werde. 330.000 Euro Fusionsrendite seien, so Angela Köllmer vom Beratungsunternehmen Rambøll, bei einer konservativen Rechnung zu erwarten. Zahlen, denen Struve wenig Vertrauen schenkt. Und auch seine SPD-Kollegen aus Tornesch glauben nicht, dass sich die Aktion rechne. Sie sahen bereits im Vorfeld keinen Sinn in einer Teilnahme an der Veranstaltung in Uetersen und blieben der Podiumsdiskussion, an der sich alle anderen Ratsparteien beider Städte sowie die Bürgermeister beteiligten, daher fern.

Uetersens Bürgermeisterin Andrea Hansen sieht die Fusion als noch verfrüht an, obgleich sie durchaus Vorteile mit sich brächte. „Die Infrastruktur, die wir vorhalten, wie Schwimmbäder, Straßen, Schulen, das wäre besser zu finanzieren. Mir ist aber unklar, was wir langfristig machen wollen, welche Ziele die neue Stadt hat. Das müssten wir eigentlich vorher klären“, sagt Hansen. Diese Bedenken kann CDU-Fraktionschef Andreas Stief zwar verstehen, dennoch sind er wie auch sein Tornescher CDU-Kollege Joachim Reetz, Bürgermeister Roland Krügel, FDP-Fraktionschef Gunnar Werner und Uetersens BfB-Fraktionschef Klaus Seidler überzeugt, dass die Vorteile überwiegen — vor allem langfristig.

Unternehmen sprechen sich für eine neue, größere Stadt aus

„Wir dürfen die Fusion nicht nur auf nackte Zahlen reduzieren. Wichtig ist, dass eine neue, gemeinsame Stadt viel mehr Gewicht erhält, politisch und wirtschaftlich“, sagt Stief. Reetz sieht das ähnlich. „Viele Unternehmen sagen, dass eine Stadt unter 25.000 Einwohnern für eine Ansiedlung uninteressant für sie sei. Wenn mit den Namen Tornesch oder Uetersen geworben wird, wird oft gefragt, wo das denn liege. Beide Städte sind zu klein. Gemeinsam hätten wir deutlich mehr Kraft und Entwicklungsmöglichkeiten“, meint Reetz. Seidler geht noch weiter. Er meint, dass nicht nur Firmen, sondern auch die Stadtkasse von der Fusion profitiere. „Bei allen Gutachten wurde sehr vorsichtig gerechnet. Wir können davon ausgehen, dass wir mehr Geld einsparen werden, als in den Gutachten angenommen“, sagt Seidel. Das gesparte Geld könne den Haushalt entlasten und neue Investitionen ermöglichen.

Möbius stimmt dem zu und sagt auch, dass ein Ja zu der Fusion angebracht sei, weil der befürchtete Identitätsverlust, wie er von der SPD angeführt werde, unbegründet sei. „Die Vereine bleiben bestehen, die städtischen Einrichtungen ebenfalls. Wir verlieren nichts, wir gewinnen höchstens eine weitere Identität dazu“, so Möbius. Zudem können beide Städte momentan noch frei entscheiden, ob und wie sie fusionieren wollen. „Es wäre ein Fehler sich jetzt dagegen zu entscheiden, denn in zehn Jahren könnte Kiel beispielsweise eine Zwangsfusion anordnen. Dann hätten wir keinen Gestaltungsraum. Der Gefahr sollten wir uns nicht aussetzen“, urteilt der Grüne.

Krügel und Reetz wiesen auch die Befürchtung zurück, dass Tornesch bei einer Fusion am Ende draufzahlen könnte. „Die Fusion wird nicht Auslöser dafür sein, ob es den Torneschern finanziell künftig besser oder schlechter gehen wird“, sagt Reetz. Und Krügel warnt: Tornesch habe in der Vergangenheit viel Glück gehabt, das Blatt könne sich aber auch wenden und die Stadt plötzlich in eine Finanzkrise geraten. Dann würden die Bürger der Fusionschance nachtrauern.

Wird es also eine „Rosenstadt“ geben? Das soll nach dem Bürgerentscheid geklärt werden, sofern die Bürger für die Fusion stimmen. Bis Mai 2014 sollen Bürger gemeinsam den neuen Stadtnamen suchen. 32 Vorschläge gibt es bereits. Die Junge Union hatte zu einem Namenswettbewerb aufgerufen. Welche Namen vorgeschlagen wurden, will die JU demnächst bekannt geben.