Sanierung des Wedeler Gewerbeareals abgeschlossen. Erhalt des Hafens kostet Millionen.

Wedel. 21 Monate lang wurde auf dem riesigen Areal am Tinsdaler Weg in Wedel gebuddelt. 100.000 Tonnen Erde mussten entsorgt, neuer Sand tonnenweise angekarrt werden. Am Mittwochmorgen rollte nach 18.500 Lkw-Fahrten der vorerst letzte Bagger von dem ehemaligen Raffineriegelände. Ein Meilenstein für das aufwendige Großprojekt der Stadt, in das nach einem Deal mit dem Vorbesitzer Exxon-Mobil Millionen von Euro fließen. Denn nun ist die Sanierung der 14 Hektar großen Hauptfläche des neuen Wedeler Businessparks abgeschlossen. Einzig die Aufarbeitung des zweiten Grundwasserleiters bereitet noch etwas Schwierigkeiten. Damit keine schädlichen Substanzen ins Elbwasser gelangen, wurde lange experimentiert. Aber auch in diesem Punkt gibt es einen Durchbruch zu vermelden.

"Die Feldversuche sind abgeschlossen. Wir haben dafür eine Lösung gefunden", sagt Jörg Amelung, zuständiger Fachbereichsleiter aus dem Wedeler Rathaus. Mit einem Mittel, das in den Boden geleitet wird, sollen vereinfacht gesagt, die Altlasten reagieren und so verschwinden. Allerdings muss die Methode noch mit den übergeordneten Aufsichtsbehörden, der Pinneberger Kreisverwaltung und dem Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, abgestimmt werden.

Ist der Grundwasserleiter saniert, fehlt nur noch der nötige Bebauungsplan, damit sich die ersten Firmen hier in dem begehrten Dreieck zwischen Elbufer, Hamburger Grenze und dem Kraftwerk ansiedeln können. "Wir haben bereits erstaunlich viele Interessenten, obwohl wir den Businesspark wenig beworben haben", sagt Amelung. Aber unterschriftsreif sei noch nichts. Bei den Interessenten handele es sich um ortsansässige Unternehmen oder Firmen aus Hamburg und der unmittelbaren Region, die durch Hörensagen auf Wedels Gewerbepark aufmerksam wurden. Dabei frage vor allem produzierendes Gewerbe an. Amelung rechnet mit dem ersten Verkaufsabschluss im Jahr 2014 und dem ersten Spatenstich 2015.

Am 24. September steht der Bebauungsplan für den Businesspark wieder zur politischen Debatte. Der Entwurf war während einer Vorstellung vor der Sommerpause bei den Kommunalpolitikern allerdings nicht auf sehr viel Gegenliebe gestoßen. Zu sehr wich der Plan von der Vision des aus einem Wettbewerb hervorgegangen, prämierten Masterplans ab. Doch genau in diesem Plan ist eben auch zu sehen, wie sich Menschen auf der Mole des Hafenbeckens, das zum Areal dazugehört, auf den Liegen eines neuen Beachclubs sonnen. Die Realität sieht allerdings ganz anders aus. "Das wird es nie geben", stellt Amelung klar. Weil es für Besucher viel zu gefährlich wäre, würde dafür keine Genehmigung erteilt.

Keine Liegen, kein Beachclub - noch nicht einmal ein Hafenbecken? Was im Masterplan so attraktiv für Wedeler und auswärtige Besucher daherkommt, ist so ungewiss wie nie zuvor. Ein von der Verwaltung in Auftrag gegebenes Gutachten, das die verschiedenen Nutzungsvarianten technisch und wirtschaftlich beleuchtet, offenbart, dass der Erhalt des Hafenbeckens die Stadt Wedel bis zu 3,5 Millionen Euro kosten könnte. Hinzu kommt, dass die in den Startlöchern stehenden Interessenten, das Hafenbecken dann so nutzen wollten, dass es sowieso nicht mehr öffentlich zugänglich wäre. Die andere, preisgünstigere Variante wäre, den Hafen aufzugeben und einfach zu verfüllen. Wie es mit dem Hafenbecken weitergehen soll, darüber entscheiden die Kommunalpolitiker. Das Gutachten soll dem Planungsausschuss in einer Sitzung im November vorgestellt werden.

Wie die Entscheidung auch ausfällt, mit der Sanierung des Hafens soll gleichzeitig mit der Erschließung des Areals Mitte kommenden Jahres begonnen werden. Der dafür nötige Grundstückskauf - etwa 3300 Quadratmeter rund um die Mole gehören noch dem Bund - steht nach zähen Verhandlungen jetzt auch vor dem Abschluss. Die Politiker müssen dem Kauf für rund 50.000 Euro noch zustimmen.

Bis sich im Wedeler Businesspark Elbufer das erste Unternehmen ansiedelt, wird jetzt erst einmal Gras über die Sache wachsen. Die Anspritzbegrünung hat nicht nur einen optischen Zweck, sondern vor allem einen nützlichen. Das Gras soll verhindern, dass der Wind den so mühsam herangefahrenen Sand wegträgt. Wie schnell die Natur ein Stückchen Erde wieder zurückerobert, zeigt der während der Sanierung angefertigte Umweltbericht, der bereits Biotope und schützenswerte Tiere erwähnt. Tatsächlich hatte sich der seltene Flussregenpfeifer von den Baggern nicht einschüchtern lassen und es sich in den schlammigen Sand- und Kiesflächen zum Brüten kurzfristig gemütlich gemacht. "Jetzt ist er aber wieder weg", sagt Amelung.