Die Lichtzeichenanlage in Halstenbek ist seit Monaten eingerichtet, aber nicht in Betrieb.

Halstenbek. Ein älteres Paar steht am Straßenrand der Hartkirchener Chaussee in Halstenbek und verfolgt mit Argusaugen das Verkehrsgeschehen. In dichter Folge rauschen die Autos an den beiden Senioren vorbei. Dann gibt es plötzlich eine Lücke. Wie auf Kommando starten die offenkundig noch rüstigen Rentner zum Sprint über die Fahrbahn. Im Laufschritt erreichen sie gerade noch die andere Seite der an dieser Stelle dreispurigen Straße, bevor die nächste Fahrzeugkolonne anrollt. Geschafft!

Solche Szenen lassen sich seit Monaten auf der viel befahrenen Landesstraße 104 beobachten. Mal sind es alte Menschen mit Rollatoren, die sich mühselig und unter Gefahr für Leib und Leben einen Weg durch die Fahrzeugschlangen bahnen, dann versucht eine alte Frau, ihr Fahrrad wie einen Schutzschild schiebend, die Piste zu kreuzen.

Schauplatz des Geschehens ist die Einfahrt zum Aldi-Markt auf der östlichen sowie zur Seniorenunterkunft auf der westlichen Seite der Hartkirchener Chaussee. "Ich muss immer ganz schön aufpassen, wenn ich einkaufen gehe", sagt Gertrud Sührk, die in der Senioreneinrichtung wohnt und auf den Rollwagen angewiesen ist. Anwohnerin Gisela Leye ist geduldig. "Ich habe ja Zeit", sagt die Halstenbekerin, während sie auf eine Lücke im Verkehr wartet. Doch nicht nur Passanten, auch Autofahrer, die von den einander gegenüberliegenden Zufahrten in die Hauptverkehrsstraße einbiegen wollen, haben ihre liebe Not.

Was kaum zu begreifen ist: Die vertrackte Kreuzung verfügt seit mehr als zwei Monaten über eine komplett installierte Lichtzeichenanlage. Doch die funktioniert nicht! Die "Vollampel" - so der Fachjargon - besteht aus Signalleuchten für alle vier Fahrtrichtungen sowie zusätzlichen Fußgängerlichtzeichen, die per Knopfdruck gesteuert werden können. Allerdings sind sämtliche Lichtsignalfelder feinsäuberlich mit weißem Markierungsband kreuzweise überklebt. Da nützt es nur wenig, dass bereits alle erforderlichen Fahrbahnmarkierungen aufgetragen sowie Abbiegespuren eingerichtet worden sind.

Im Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr sowie im Halstenbeker Rathaus gibt es übereinstimmende Erklärungen für das Kreuz mit der Kreuzung. Dass die Ampelleuchten nicht leuchten, sondern blind geschaltet sind, liegt nicht etwa an mangelnder Stromversorgung. Was fehlt, ist die Abstimmung. Nach Worten von Kai-Uwe Schacht, Chef der Niederlassung Itzehoe des Landesbetriebs, muss die neue Ampel mit den anderen Anlagen im Straßenverlauf synchronisiert werden.

Auf einer Länge von 700 Metern gibt es an der Hartkirchener Chaussee bereits vier Lichtzeichenanlagen zwischen der Autobahn 23 und der Bahnunterführung. Wie Holger Lange, Leiter des Fachbereichs Planen und Bauen in der Gemeindeverwaltung, erläutert, sollen die Ampeln so geschaltet werden, dass eine Grüne Welle entsteht. An der Steuerung werde noch gearbeitet, sagt Lange, dessen Behörde für die Installation federführend ist.

Die Einrichtung einer zusätzlichen Lichtzeichenanlage ist bereits im Bebauungsplan mit der geplanten und teilweise bereits umgesetzten Erweiterung des Seniorenzentrums und weiterer Wohnbebauung festgeschrieben worden. Neben den Senioreneinrichtungen, zu denen auch betreutes Wohnen und Tagespflege gehören, werden im Endausbau 80 bis 100 Wohneinheiten entstehen. Hinzu kommt die ohnehin starke Belastung der Hartkirchener Chaussee mit täglich 16 000 Fahrzeugen.

Die Wartezeit bis zur Betriebsaufnahme der neuen Ampel empfindet Lange nicht als ungewöhnlich. Immerhin steht jetzt sogar ein Termin für die technische Abnahme fest: Am 18. September soll unter Beteiligung der Behörden und der Anliegerfirmen die lang ersehnte Lichtzeichenanlage getestet und dann hoffentlich betriebsbereit geschaltet werden. Erfreulich: Die Kosten für die Ampel in Höhe von 120.000 Euro tragen die gewerblichen Anlieger wie Aldi, das Seniorenzentrum und weitere Wohnungsbauunternehmen gemeinsam.