Behinderte sollen problemlos zu idyllischen Orten kommen

Hetlingen. Rainer Adomat blickt auf den Teich im Wassererlebnisbereich Hetlingen, südlich des Klärwerkes in der Nähe des Wanderparkplatzes am alten Heuhafen. Ein Frosch quakt, das Schilfrohr wiegt sich sanft im Wind, idyllisch ist es hier. Aber kann jeder aus unserer Gesellschaft an dieser Idylle teilhaben? Können auch Menschen mit Behinderungen hierherkommen?

Dieser Frage geht die Stiftung Hamburger Arbeiter-Kolonie in Appen nach, deren geschäftsführender Vorstand Rainer Adomat ist. Behinderte und Nichtbehinderte untersuchen derzeit vier Naturerlebnisräume im Kreis Pinneberg und fragen: Ist der Zugang zur Natur barrierefrei? Unter die Lupe genommen werden der Wassererlebnisbereich in Hetlingen, der Schäferhof in Appen, die Liether Kalkgrube in Klein Nordende und das Elbmarschenhaus mit Außengelände in Haseldorf.

Nach der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, die in Deutschland im Februar 2009 ratifiziert wurde, soll auch Behinderten die "gleichberechtigte Teilhabe an der Gemeinschaft" (Inklusion) ermöglicht werden. Deswegen heißt das Projekt auch "Natur für alle im Kreis Pinneberg". Die Aktion wird von der "Aktion Mensch" gefördert.

Mit Fragebögen ausgestattet, erkundeten Behinderte und Nichtbehinderte am Montagnachmittag nun den Wassererlebnisbereich in Hetlingen. Die Fragebögen waren ganz einfach gehalten und in drei Punkte untergliedert: "Das gefällt mir gut", "Das solltet ihr anders machen" und "Das gefällt mir gar nicht." Zwei Testern wurden die Augen verbunden. Ein Tester benutzte einen Rollator, einer saß im Rollstuhl.

"In den vier Naturerlebnisräumen soll der Dreiklang von Naturerlebnis, Umweltbildung und Naherholung erlebbar werden", sagte Rainer Adomat. Die Plattform am Teich in Hetlingen fand nicht sein Wohlgefallen: "Hier kommen Menschen im Rollstuhl oder am Rollator nicht herauf. Diese Plattform erfüllt die Kriterien der Barrierefreiheit nicht."

Bis Ende des Jahres wollen die Tester einen Empfehlungskatalog vorlegen. Das Vorlaufprojekt soll ab 2014 in ein so genanntes Inklusionsprojekt münden, das ebenfalls von der "Aktion Mensch" gefördert wird. Betreiber des Wassererlebnisbereiches ist der Naturschutzbund Deutschland.