Stadt Barmstedt will Ausrüstung des Saturn mit Digitaltechnik nur zu 45 Prozent bezuschussen, Reinhard Klietz soll selbst investieren

Barmstedt. Eine lange und kontrovers geführte Diskussion mit Sitzungsunterbrechung und Abstimmung über vier Alternativen nahmen sich kürzlich die Stadtvertreter in Barmstedt Zeit, um das vor dem Aus stehende Saturn-Kino in der Reichenstraße zu retten. Am Ende entschieden sie sich für den Vorschlag der FWB, die für das Lichtspieltheater dringend notwendige Ausrüstung mit Digitaltechnik, die 56.000 Euro kosten würde, nur zu 45 Prozent zu bezuschussen. 20 Prozent sollte der Kinobetreiber Reinhard Klietz selber tragen, die restlichen noch fehlenden 35 Prozent über einen Kommunalkredit finanziert werden.

Damit soll das mehrfach von Bund und Land für sein Programm ausgezeichnete Kino in seinem Bestand für die Zukunft gesichert sein, so die Hoffnung der Kommunalpolitiker. Doch Klietz winkt in einer ersten Reaktion enttäuscht ab: "Einen Kredit nehme ich auf keinen Fall dafür auf. Das kann ich meiner Familie nicht antun." Mit 64 Jahren wisse er nicht, wie lange er noch das Barmstedter Kino führen kann. Und seinen Erben wolle er keine Zinslast hinterlassen, selbst wenn diese zu so günstigen Konditionen abgeschlossen wären, wie sie die Städte und Gemeinden erhalten. Er wolle sich aber noch mal vom Stadtkämmerer den Beschluss der Stadtvertretung erläutern lassen, bevor er dieses Angebot ablehnt.

Dieser Standpunkt des Kinobetreibers hätte den Stadtvertretern vorher klar sein müssen. Vor dem Hauptausschuss erläuterte Klietz seine Haltung, sich keinesfalls für diese Investition verschulden zu wollen. "Man scheint nicht begriffen zu haben, um was es geht", vermutet Klietz. Er setze sich ja nicht zu seinem eigenen Vorteil für die Erhaltung des Kinos ein. "Ich habe nur noch ein Jahr bis zur Rente. Also könnte es mir völlig egal sein, was aus dem Saturn-Kino wird. Das eine Jahr überlebe ich auch ohne das Saturn-Kino."

Ihm gehe es um die Zukunft des Lichtspielhauses - egal wer es betreibe. "Ist es erst einmal geschlossen", warnt Klietz, "kann man mit 99-prozentiger Sicherheit davon ausgehen, dass dies für immer sein wird." Kein neuer Betreiber würde bereit sein, fast 120.000 Euro für die Digitalisierung der zwei Säle auszugeben, bevor er überhaupt einen Euro verdient.

Hintergrund für diese Misere ist die Forderung der großen Filmverleiher und Studios, ihre Spielfilme vom nächsten Jahr an nur noch solchen Kinos zur Verfügung zu stellen, die sie in hochauflösender Digitaltechnik zeigen können. Das erfordert einen digitalen Projektor, den das Saturn-Kino bislang noch nicht hat.

Ein Antrag auf finanzielle Förderung bei der Bundesregierung scheiterte aufgrund der bürokratischen Voraussetzungen, wie das Abendblatt im Frühjahr exklusiv berichtete. Demnach müsste das kleine Kino in jedem seiner Säle mindestens 8000 Besucher im Jahr haben. Doch das gelinge ihm nur für den größeren, nicht aber für den mit 28 Plätzen kleineren Saal, klagt Klietz. Da ohne Digitaltechnik künftig 90 Prozent aller neuen Kinofilme wegfallen würden, müsste er das Haus zum Jahresende schließen.

Das machte die Politik hellhörig und veranlasste sie nun über eine Förderung zu diskutieren. Doch bei einer Verschuldung von 17 Millionen Euro und einem Defizit von mehr als zwei Millionen Euro steckten sie in einer "Zwickmühle", wie Grünen-Fraktionschefin Marina Quoirin-Nebel befand. "Wir haben das Geld schlicht nicht, so bitter das auch ist", ergänzte CDU-Fraktionschef Hauke Johannsen. Denn auch die Kommunalaufsicht in Pinneberg warnte die Barmstedter Stadtvertretung vor der Kino-Förderung.

Einzig die BALL-Fraktion trat letztlich noch uneingeschränkt für eine volle Bezuschussung der Digitaltechnik für das Kino ein. "Sonst ist das Kino dicht", so Fraktionschef Günter Thiel, "und wir haben eine kulturelle Beerdigung unserer Stadt erster Klasse."