Die Kunsttherapeutin Britta Hieby bietet in Elmshorn Kurse an, in denen Frauen neue Kraft tanken können.

Elmshorn. Es ist 18.30 Uhr. Im katholischen Gemeindezentrum Elmshorn sitzen an diesem Abend vier Frauen an einem großen Tisch. Tuschkasten, Kreide, Wachsmaler, Schere und Klebe liegen ebenso auf dem Möbelstück wie jede Menge Papier und Zeitschriften.

Drei der Frauen - Petra Schneider, 51, Kirsten Harms, 57, und Angela Elsner, 59 - warten auf die kreative Aufgabe, die sich Kursleiterin Britta Hieby jede Woche für sie neu ausdenkt. Hieby ist Kunsttherapeutin und bietet seit vergangenem Jahr Therapiestunden für krebskranke Frauen an. Petra Schneider beispielsweise ist 2004 an Brustkrebs erkrankt und besucht regelmäßig die Kunsttherapiestunden von Britta Hieby. "Ich habe jeden Montag Teambesprechung auf der Arbeit und bin abends total kaputt. Ich habe eigentlich keine Lust aufs Malen und möchte nur noch auf meine Couch", sagt Schneider, die als Betreuerin für den Psychosozialen Dienst "Ohr und Hand" in Elmshorn arbeitet, "doch nach der Kunsttherapie bin ich völlig entspannt und fühle mich richtig gut."

Kunsttherapie ist eine Art der Psychotherapie, bei der versucht wird, sich durch Gestalten und Malen auszudrücken. Die Kunsttherapeutin, 51, und Grafikdesignerin Britta Hieby ist selbst zwei Mal an Brustkrebs erkrankt. Die erste Diagnose erhielt sie 1995. Als die dreifache Mutter 2003 zum zweiten Mal die Krebsdiagnose bekam, entschied sie sich selbst für die Teilnahme an einer Therapie.

"Ich ging zwei Jahre an der Volkshochschule Hamburg-Othmarschen zur Kunsttherapie. Dort habe ich das Therapieren für mich entdeckt. Die Therapiestunden waren wie Meditation", sagt Hieby. Daraufhin entschied sich die Mutter 2008 für eine berufsbegleitende Ausbildung zur Kunsttherapeutin am Hamburger Institut für Gestaltorientierte Weiterbildung. Vor ihrer Erkrankung hatte Britta Hieby als Diplom-Grafikdesignerin für einige Agenturen in Hamburg gearbeitet. Mittlerweile übt sie den Beruf nicht mehr aus.

Heute versucht sie Frauen mit einem ähnlichen Schicksal wie ihrem durch ihre Therapiestunden zu helfen. Unterstützt wird ihr Kursus vom Sozialdienst katholischer Frauen e.V. in Elmshorn, der Britta Hieby die Räumlichkeiten für die Therapiestunden zur Verfügung stellt. Die Teilnehmerinnen zahlen zehn Euro je Termin. "Nach einer Krebsdiagnose sind Frauen erschüttert. Sowohl das soziale Netz als auch die finanzielle Situation ist gefährdet. Die Familie macht sich Sorgen, Freunde ziehen sich zurück. Ich biete den Frauen eine begleitende Therapie, damit sie ihre Kraftquellen wiederfinden und ihr Selbstvertrauen stärken können", sagt Hieby. Sie gestaltet ihre montags stattfindenden Kurse nach dem Motto "Wenn Worte fehlen, sprechen Bilder" (Getraud Schottenloher).

"Ich arbeite immer auf den Montag hin, weil ich weiß, dass es mir nach dem Besuch wieder gut gehen wird", sagt Kursteilnehmerin Kirsten Harms. Jede Therapiestunde wird von der Kunsttherapeutin unterschiedlich vorbereitet und gestaltet. Die Stunde startet mit einem "Blitzlicht". Die Frauen besprechen, wie es ihnen geht und wie sie sich fühlen. Danach stellt Hieby das Thema der Stunde vor: Ob malen, bauen oder basteln - der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. "Jeder kann und darf hier so sein, wie er ist", sagt Angela Elsner, "in den Bildern kommt manchmal etwas heraus, was man so gar nicht in Worte fassen kann."

Zum Abschluss der Stunde bespricht Britta Hieby gemeinsam mit den Frauen die gestalteten Werke - ohne Bewertung. "Wir arbeiten hier ohne Leistungsdruck, es sind weder künstlerische Vorbildung noch Talent nötig. Jede Frau bringt durch ihre Krankheit genug innere Bilder mit sich, die in den Stunden sichtbar werden", sagt Hieby. Die Kunsttherapeutin stellt den Frauen Fragen zu den kreierten Werken, wodurch der Verarbeitungsprozess mit der Krankheit sichtbar wird. "Das, was die Frauen in der Stunde bei mir malen, beschreibt, wie es ihnen geht und wie sie sich fühlen. Sie bringen ihre Gefühle zum Ausdruck. Auch nach Ende der Therapiestunde wird das Besprochene weiter verarbeitet, es wirkt nach", sagt Hieby.

Neben den Therapiestunden für krebskranke Frauen beim Sozialdienst katholischer Frauen, betreibt Britta Hieby einen Kunstworkshop für ehemalige Alkoholiker im Suchthilfezentrum LUKAS in Hamburg-Lurup. Außerdem ist sie für den Wendepunkt e.V. in Elmshorn tätig. Hier bietet die Kunsttherapeutin für das Modellprojekt TIPP-KID psychisch traumatisierten Kindern und Jugendlichen Einzelsitzungen an.

Für die Zukunft wünscht sich Kunsttherapeutin Hieby, dass noch mehr Frauen ihr Angebot wahrnehmen und bei der Kunsttherapie vorbeischauen: "Es ist verwunderlich, dass nur so wenig Frauen kommen. Die Betroffenen wissen meist gar nicht, wie hilfreich eine solche Therapie sein kann und wie gut sie einem tut."