Was der Pinneberger Adrian Riekert bei der Mathe-Olympiade in Kolumbien erlebte

Pinneberg. "Zwei mal drei macht vier" Tja, Pippi Langstrumpf ist zwar das stärkste Mädchen der Welt, doch mit Mathematik tut sie sich etwas schwer, wie so viele andere Schüler auch. Geometrie, Zahlentheorie, Kombinatorik - komplizierte Rechenaufgaben, die Schülern Schweißperlen auf die Stirn treiben oder Erwachsene selbst mit dem Taschenrechner nicht lösen können, lassen Adrian Riekert kalt. Sogar Aufgaben, die so manchen Akademiker ins Grübeln geraten lassen, löst der Schüler der Pinneberger Johannes-Brahms-Schule mit links - und das im wahrsten Sinne des Wortes. Der 16-Jährige ist ein Mathe-Ass, gehört zu Deutschlands besten Nachwuchs-Mathematikern in seiner Altersklasse und ist Linkshänder.

Kürzlich reiste der Zahlenkünstler sogar nach Kolumbien zur Internationalen Mathematik-Olympiade (IMO). An der 54. IMO in der Hafenstadt Santa Maria nahmen 528 Schüler aus 97 Ländern teil. Das Team Deutschland bestand aus sechs Teilnehmern, die während der zwei aufeinanderfolgenden Wettkampftage zwei Klausuren mit jeweils drei Aufgaben aus verschiedenen Gebieten der Mathematik lösten.

Viele Möglichkeiten, Land und Leute kennenzulernen, hatte der Gymnasialschüler nicht, was er sehr bedauert. Adrian reist gerne und hatte sich sehr auf Kolumbien gefreut. Da es sehr heiß war, verbrachte er Zeit am Pool, wo er sich auch auf die Klausuren vorbereitete. Wenigstens für einen organisierten Stadtrundgang und Strandbesuche ging es auch mal raus aus dem Hotel. Adrian war fasziniert von den Straßenständen, an denen viel frisches und exotisches Obst angeboten wurde. "Ich habe alles probiert, denn Angst vor Neuem habe ich überhaupt nicht."

Das gilt auch für Wettbewerbe. Adrian hat bereits viele mitgemacht, einen so großen zuvor jedoch nicht. Jede Klausur in Kolumbien dauerte viereinhalb Stunden. Das Niveau lag deutlich über dem in der Schule. Als Hilfsmittel waren außer Schreibzeug nur Zirkel und Lineal erlaubt. Geodreieck und Taschenrechner musste Adrian zu Hause lassen. Vor und nach jedem Toilettengang wurde strengstens kontrolliert, dass keiner der Teilnehmer unerlaubte Hilfsmittel wie Handys dabei hatte.

"Die Stunden während der Klausuren verflogen im Nu. Die Aufgaben waren schon schwer. Mit ein wenig mehr Zeit, hätte ich vielleicht mehr erreicht, doch ich bin zufrieden", sagt Adrian bescheiden. Das deutsche Team war nämlich sehr erfolgreich: Alle sechs Mitglieder kehrten mit Auszeichnungen zurück. Mit zwei Silber- und vier Bronzemedaillen hat Deutschland sogar die Vorjahresbilanz von fünf Medaillen übertroffen. Adrian krönte sein IMO-Debüt mit Bronze.

Trotz des Erfolges hebt der Schüler nicht ab. Der 16-Jährige ist kein "Inseltalent", wie Pädagogen ein einseitig begabtes Kind nennen. Er möchte auch nicht von den anderen auf das "Mathe-Ass" reduziert werden: "Ich spiele Klavier und Klarinette im Musikschulorchester. Und ich mag Klassik, ganz besonders die Musik von Frederic Chopin. Die Liebe zur Musik habe ich wohl von meiner Mutter geerbt." Die Faszination für Mathematik und die anderen naturwissenschaftlichen Fächer wie Chemie, Biologie und Physik verdankt er seinem Vater und Großvater.

Seit sechs Jahren misst der Gymnasialschüler sich regelmäßig mit anderen Rechenkünstlern. Zahlreiche Preise und Urkunden aus landes- und bundesweiten Vergleichen belegen Adrians große Begabung. Dabei ist Mathe nicht mal sein Lieblingsfach. "Mathe in der Schule ist langweilig. In der Schule weiß ich meistens schon vorher, wie ich die Aufgabe lösen soll", sagt er und lächelt. Viel lieber widmet er sich den bald beginnenden Vorbereitungen für die nächste Mathematik-Olympiade, die 2014 in Südafrika steigt.