Das Ernst Barlach Museum zeigt faszinierende Kunstwerke der australischen Ureinwohner.

Wedel. Wer dachte, Utopia existiert nur im Kopf des Schriftstellers Thomas Morus, irrt. Es liegt im australischen Outback, ist etwa 5000 Quadratkilometer groß und eine der Keimzellen der Aborigine-Kunst. Aus der Region Utopia stammt auch Gloria Tamerre Petyarre. Die Aborigine huldigt in ihren farbgewaltigen Werken den Heilkräften der Pflanzen, fängt die Bewegungen von Tieren und Blättern ein. Bush Medicine heißen viele ihrer Bilder, die von Sonntag, 25. August, an im Ernst Barlach Museum in Wedel zu sehen sein werden. Unter dem Titel "Dreamings - Malerei der australischen Aborigines" zeigt die Ernst Barlach Gesellschaft 70 Gemälde, die teilweise aus privaten Sammlungen stammen oder von australischen Galerien ausgeliehen wurden.

"Das ist das Faszinierendste, was ich je gesehen habe", schwärmt Jürgen Doppelstein, Vorstandsmitglied der Ernst Barlach Gesellschaft, über die in der neuen Ausstellung in Wedel gezeigten Kunstwerke. Vor eineinhalb Jahren hatte er seinen ersten Kontakt mit Malerei der australischen Aborigines. Seitdem hat ihn die geheimnisvolle Welt nicht mehr losgelassen. Denn die Bilder, die auf den ersten Blick häufig simpel wirken und ein wenig an Kinderkritzelei erinnern, haben eine tiefere Bedeutungsebene für das Urvolk Australiens. "Die Bilder sind wie Fenster, die uns einen kleinen Ausschnitt einer Welt voller Geheimnisse und Zauber eröffnen", sagt Doppelstein.

In ihren Bildern befassen sich die Ureinwohner mit ihrer Vergangenheit. Ob abstrakt, als Body Painting auf Leinwand oder in Form von Luftbilder der etwas anderen Art: Alle Aborigine-Bilder verdeutlichen ihre Verbundenheit zur Natur. Die Malerei stellt für die australischen Ureinwohner keine individuelle Kunstform dar. Sie ist Träger alter Überlieferungen und Geheimnisse der Aborigines.

Deshalb entstehen die meisten der Werke unter den strengen Augen der Stammeshüter, damit nicht doch ungewollt etwas entschlüsselt werden könnte. "Wir als Nichteingeweihte werden diese tiefere Ebene niemals ganz begreifen können", erklärt Doppelstein. Damit Besucher der ungewöhnlichen Ausstellung es trotzdem ein wenig versuchen können, bekommen sie ausführliche Erklärungen und eine Symbolliste an die Hand. Zudem werden Filme gezeigt, die verdeutlichen, wie die Aborigines innerhalb ihrer Gemeinschaften malen, was oft auch mit Gesang verbunden ist.

Wie die australische Kunst und das kleine Ernst Barlach Museum zusammenpassen? Für Doppelstein ist das gar nicht so abwegig. Die tiefe Spiritualität der Bilder würde gut zum Künstler Barlach passen. "Wir haben außerdem den Anspruch an uns, Ausstellungen zu bieten, die so besonders und außergewöhnlich sind, das sie in die ganze Region ausstrahlen", so Doppelstein. Finanzieren kann die Ernst Barlach Gesellschaft solche Ausstellungen durch Zuschüsse der Stadt, die 40.000 Euro pro Jahr dafür zur Verfügung stellt. Die Einrichtung trägt sich komplett selbst und wird vor allem durch konzipierte Ausstellungen von Barlach-Kunstwerken im Ausland finanziert.

Die Ausstellung wird am Sonntag, 25. August, um 12 Uhr eröffnet. Zur Vernissage im Ernst Barlach Museum, Mühlenstraße 1, wird unter anderem auch Peter Tesch als australischer Botschafter in Deutschland erwartet.