Sebastian Hausmann aus Wedel tritt für die Alternative für Deutschland an

Kreis Pinneberg . Sie sind als rechte Eurogegner verschrien, kämpfen mit ihrem Image als Ein-Themen-Partei und sind auch persönlichen Angriffen ausgesetzt: die Mitglieder der neu gegründeten Partei Alternative für Deutschland (AfD). Einer, der die Partei auf Kreisebene vertritt, ist Sebastian Hausmann. Im Abendblatt-Gespräch erklärt der Wedeler IT-Experte, der auf der Landesliste Platz zwei belegt, was er gegen den Euro hat, warum er der AfD beitrat und weshalb die Partei mit rechtem Gedankengut nichts zu tun hat.

Abendblatt:

Sie sind 45 Jahre alt, Vater von vier Kindern, engagieren sich ehrenamtlich als Ältestenprediger und sind als Channel-Manager bei Hewlett-Packard gut eingespannt. Warum widmen Sie sich jetzt auch noch der Parteiarbeit?

Sebastian Hausmann: Ich mache, was wohl viele tun. Ich verfolge die Politik in Berlin. Mit Blick auf die Bundestagwahl am 22. September habe ich mich Anfang des Jahres mit den Parteiprogrammen beschäftigt und war entsetzt, wie die Parteien mit den wichtigsten Themen umgehen - nämlich gar nicht. Ich war an einem Punkt, den ich für mich immer ausgeschlossen habe: Ich wollte nicht wählen gehen. Doch als guter Demokrat sollte man nicht meckern, sondern es besser machen.

Warum hat es Sie gerade zur Alternative für Deutschland verschlagen?

Hausmann: Durch meine Arbeit in der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde in Hamburg kenne ich AfD-Mitbegründer Bernd Lucke, und so las ich früh das Wahlprogramm. Ich habe mich darin sofort wiedergefunden. Da war für mich klar: da muss ich mitmachen. So ist es aber nicht nur mir, sondern vielen Mitgliedern ergangen. Deutschlandweit zählt die Partei jetzt mehr als 15.000 Mitglieder, in Schleswig-Holstein 582, kreisweit 70.

Was am Parteiprogramm der AfD hat Sie so überzeugt, was haben Sie bei den etablierten Parteien scheinbar vermisst?

Hausmann: Also erstens, eine klare Aussage zum Schuldenabbau - und zwar, dass er gewollt ist und das jetzt. Wir müssen unsere derzeitigen Möglichkeiten, die Schulden abzubauen, mehr nutzen.

Und zweitens?

Hausmann: Ich habe meiner Tochter mal gesagt, dass Sie eigentlich auswandern müsste. Denn ihr Verdienst wird nicht ausreichen, um die vielen Rentner bezahlen zu können. Die AfD warnt ausdrücklich davor, dass die Eurokrise unsere ohnehin unterfinanzierte Altersvorsorge gefährdet. Drittens hat mich das AfD-Programm zum Bereich Bildungssystem überzeugt.

Dazu sagen die anderen Parteien in ihren Programmen nichts?

Hausmann: Doch. Aber in den vergangenen Jahren ist eben viel zu viel ins System hineinregiert worden. Kein System ist so schlecht, wie eines, das ständig verändert wird. Schlimm ist auch, dass derzeit so viel Unterricht ausfällt. Ich ärgere mich, wie oft meine Kinder (16, 14, die Zwillinge sind zwölf Jahre alt) früher nach Hause kommen, weil Stunden ausgefallen sind. Solche Probleme müssen angegangen werden.

Mich wundert, dass Sie das Euro-Thema nicht angesprochen haben. Damit verbindet man Ihre Partei doch als erstes.

Hausmann: Wir sind eben keine Ein-Themen-Partei. Ich möchte betonen, dass wir als AfD ein Problem mit diesem Euro haben, nicht mit der heutigen EU. Wir sind keine Anti-Europäer. Im Gegenteil. Uns ist dieses Europa der Gemeinsamkeiten, der gemeinsamen Politik, des sich Kennenlernens wichtig. Mein Großvater ist noch mit Begeisterung in den Ersten Weltkrieg gezogen. Und er war kein Fanatiker. So etwas ist heute zum Glück undenkbar.

Gehören EU und Euro nicht zusammen?

Hausmann: Nein, eben nicht. Eine gemeinsame Währung macht nichts einfacher, und sie ist auch nicht zwingend notwendig zum Funktionieren der Wirtschaftsgemeinschaft.

Hat der Euro beziehungsweise ein Scheitern der gemeinsamen Währung nicht etwas Symbolisches?

Hausmann: Ganz klares Nein. Den Euro als Friedensprojekt zu sehen, überhöht den Euro total. Der europäische Friedensprozess lief vor dem Euro, und er wird nach ihm weiterlaufen.

Was stört Sie am Euro?

Hausmann: Dass Länder, die eine unterschiedlich starke Produktivität haben, eine Währung nutzen. Früher waren die Währungen wie eine Art Schmiermittel zwischen den Staaten, durch sie konnte man Unterschiede ausgleichen. Heute geht das nur durch Transferzahlungen.

Wie löst man das Europroblem?

Hausmann: Durch Einhalten der Maastricht-Regeln, die besagen, dass kein Beitrittsland für ein anderes haftet. Durch die Griechenlandhilfen wurde ein Präzedenzfall geschaffen, der der Nichtbeistands-Klausel aus dem Maastricht-Vertrag widerspricht. Zudem fordern wir, dass die Euroverträge so geändert werden, dass sie den Mitgliedsländern den Ausstieg erlauben. Ländern wie Griechenland, die in eine Schieflage geraten, sollte es ermöglicht werden, neben dem Euro auch auf eine andere Währung im Inland zurückzugreifen. Ein Zwei-Währungssystem. Außerdem sollte die Wiedereinführung der D-Mark kein Tabuthema sein, weil wir uns andernfalls erpressbar machen.

Ihrer Partei wird vorgeworfen, mit solchen Forderungen ein rechtes Spektrum zu bedienen.

Hausmann: Ich bin alles andere als ein Nationalist. Was wir fordern, hat auch nichts mit Nationalismus zu tun. Es geht um die Sache. Wenn eine NPD, der die Wähler weglaufen, versucht auf diesen Zug aufzuspringen, ist das für uns sehr problematisch. Aber wir versuchen herauszufinden, ob neue Mitglieder aus dieser Richtung kommen und lassen sie dann nicht zu. Einen solchen Fall gab es. Wir wollen und dulden das nicht, wir sind nicht radikal sondern alternativ.