Holmer Haartje-Hof wird mit EU-Mitteln zur Galerie umgebaut. In die Aktiv-Region flossen bislang fünf Millionen Euro. Wenn es gut läuft, öffnen sich die Türen des Kunsthofes erstmals im Mai.

Kreis Pinneberg. Es braucht Fantasie, um in den alten Stallungen des Haartje-Hofes mehr als einen Fall für die Abrissbirne zu sehen. Dort, wo zuletzt in den 1980er-Jahren Kühe zu Hause waren, haben Spinnen die Herrschaft übernommen. Es riecht nach dem Muff jahrelanger Vernachlässigung. Der Rinderstall wurde in den vergangenen Jahren einzig als Abstellraum genutzt. Doch von genau diesem verlassen-miefigen Ort war Martina Reinig-Kirchhoff bei ihrem ersten Besuch hellauf begeistert. Die Holmer Künstlerin hat Fantasie. Sie sieht in dem Stall eben mehr, nämlich ihr lang ersehntes Atelier. In Patricia Tolle-Kohler, die den Hof in vierter Generation führt, hat sie eine Mitstreiterin gefunden. Zusammen haben sie die Idee des Kunsthofes geboren, die jetzt Realität wird.

Denn als eines der vorerst letzten Projekte der AktivRegion Pinneberger Marsch & Geest überreichte der Vorsitzende Jürgen Manske kürzlich den Bewilligungsbescheid über 129.000 Euro. Mit dem Geld kann der 350.000 Euro teure Umbau gestemmt werden. Wenn es nach Tolle-Kohler geht, könnte es sofort losgehen. Doch erst müssen die Arbeiten ausgeschrieben werden, wahrscheinlich geht's im September los. Wenn es gut läuft, öffnen sich die Türen des Kunsthofes erstmals im Mai.

Der ehemalige 170 Quadratmeter große Stall des denkmalgeschützten Hofes von 1842 soll dann ein Treffpunkt für Kreative werden. Reinig-Kirchhoff plant zwei Ausstellungen pro Jahr. Dabei will sie auch anderen Künstlern der Region Raum geben. Zudem soll es auf dem Kunsthof Workshops und regelmäßige Malkurse für Kinder und Erwachsene geben. "Ich suche schon lange nach solch einem Ort", sagt die neue Untermieterin Reinig-Kirchhoff. Bislang tingelt sie von Schule zu Schule. Nach jedem Kursus muss sie Werkzeuge und Malutensilien wieder wegräumen. Für Tolle-Kohler ist die Allianz mit der Künstlerin eine weitere Stütze zum Erhalt des Hofes, der in den vergangenen Jahrhunderten Gastwirtschaft, Baumschulunternehmen und Sitz einer Pferdezucht war. 25 Hektar Fläche gehören heute zum Holmer Haartje-Hof. "Das bedeutet viel Arbeit für jede Generation", so die Hutmacherin, die in Glückstadt lebt.

Möglich ist die Verwandlung in einen Kunsthof nur durch die Förderzusage der AktivRegion. 21 solcher Zusammenschlüsse gibt es in Schleswig-Holstein. Eine von ihnen liegt im Kreis Pinneberg. Von den Elbmarsch-Dörfern über Seestermühe, Raa-Besenbek, Appen und Uetersen bis nach Klein Offenseth-Sparrieshoop hat man sich zu einem Verein zusammengetan, um Ideen für die ländlichen Räume zu schmieden und zu fördern.

Das dafür abgeschöpfte Geld stammt hauptsächlich aus dem europäischen Landwirtschaftsfonds, aber auch von Bund und Land. Seit Gründung vor sechs Jahren hat die AktivRegion Pinneberg fünf Millionen Euro abgeschöpft und verteilt. Laut Sprecher Mathias Günther lösten die Zuschüsse Investitionen in Höhe von 20 Millionen Euro aus. Da das EU-Programm ausläuft und über eine Weiterführung sowie die erneute Anerkennung der Pinneberger AktivRegion entschieden wird, gibt es 2014 eine Zwangspause, zumindest in Sachen Zuschüssen. "Wir nutzen die Zeit, um neue Ziele zu erarbeiten", sagt Manske als Chef der AktivRegion Pinneberg. Für ihn ist klar, dass es spätestens 2015 weitergeht. An Ideen mangele es nicht. Günther: "Wir haben viele Projekte in der Warteschleife."