Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Betreiber der Bauernmühle nach Kontrolle der Heimaufsicht.

Pinneberg. Der Seniorenpark Bauernmühle wird ob seines imposanten Eingangsbereichs mit den vielen Säulen als Weißes Haus von Pinneberg bezeichnet. Ob die Betreiber des Nobel-Altenheims auch eine weiße Weste haben, untersucht jetzt die Staatsanwaltschaft Itzehoe. "Uns liegt eine Strafanzeige vor, der Vorwurf lautet auf Pflegemängel", sagt Peter Müller-Rakow, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Weitere Angaben will er mit Rücksicht auf das eingeleitete Prüf- und Ermittlungsverfahren nicht machen.

Laut Informationen des Abendblattes stammt die Strafanzeige nicht etwa von Angehörigen, die mit der Pflege dort untergebrachter Verwandten nicht zufrieden sind, sondern von der Pinneberger Kreisverwaltung. Deren Heimaufsicht hatte aufgrund von Hinweisen Anfang des Jahres eine intensive Prüfung vorgenommen und Pflegemängel in der Einrichtung festgestellt. Um was für Mängel es sich dabei handelt, dazu will sich Kreissprecher Andreas Köhler nicht äußern. Er sagt nur soviel: "Es gibt gute Gründe dafür, dass die Heimaufsicht einschritt."

Hinweise darauf, was in dem Seniorenheim schief lief, gibt das Internetportal Pflegelotse, das von den Ersatzkassen betrieben wird. Hier bekommt das Pinneberger Seniorenheim im Bewertungsbereich Pflege und medizinische Versorgung die Note 5 verpasst. Vor allem die Versorgung der Patienten mit Medikamenten, die Dokumentation sowie die Zusammenarbeit mit den Ärzten wird beanstandet. Die Benotung der bundesweiten Heime setzt sich aus 82 Einzelbewertungen zusammen, die durch gesetzliche Überprüfung der Heime durch die Medizinischen Dienste der Krankenkassen ermittelt werden.

Die Heimaufsicht des Kreises hat dem Betreiber Auflagen erteilt, unter anderem wurde ein Aufnahmestopp verhängt. Bis Ende des Jahres werden nicht mehr als 120 Senioren in der Einrichtung mit 180 Einzelzimmern betreut. Laut Köhler sei man mit dem Betreiber in regelmäßigen Gesprächen.

Der imposante, dreiteilige Bau an der Mühlenstraße war erst im September 2011 eröffnet worden. Der fünfgeschossige Gebäudekomplex im Dreieck zwischen Hochbrücke, Bahnstrecke und Pinnau wurde auf dem Areal der historischen Bauernmühle errichtet und kostete zwölf Millionen Euro. Investor und Betreiber ist die Fuest-Gruppe mit Sitz in Nordrhein-Westfalen, die vier Seniorenwohn- und Pflegeheime sowie sechs Rehakliniken betreibt und fast 950 Mitarbeiter beschäftigt. Dort wollte man sich zum Fall Bauernmühle nicht äußern. "Wir können und wollen derzeit keine Stellungnahme abgeben", erklärte ein Sprecher der Geschäftsführung am Mittwoch.

Im Juni 2001 war die Kreisstadt zuletzt von einem Pflegeskandal erschüttert worden. In einem Seniorenheim in Thesdorf war eine 79-Jährige buchstäblich zu Tode gepflegt worden. 2002, nach Einführung des neuen Pflegegesetzes, initiierte der Kreis über die dafür personell aufgestockte Heimaufsicht regelmäßige Kontrollen. Mindestens einmal pro Jahr werden jetzt die 51 Pflegeheime und zehn Behinderteneinrichtungen im Kreisgebiet unangekündigt geprüft.