Südholsteiner bekommen ihre Finanzprobleme seit Jahren nicht in den Griff. Neuer Vorstandschef gesucht

Kreis Segeberg . Mit harten Einschnitten hatten die 1000 Mitarbeiter der Sparkasse Südholstein gerechnet. Jetzt hat der Vorstand seine Entscheidungen verkündet: Das Unternehmen wird 130 Stellen streichen, um das Geldhaus zu sanieren. Außerdem soll das Filialnetz auf den Prüfstand kommen. Der Sanierungskurs führt auch in der Führungsetage zu Konsequenzen: Sparkassen-Chef Ralph Schmieder legt sein Amt als Vorsitzender des Vorstands nieder, bleibt aber Mitglied des dreiköpfigen Führungsgremiums.

Mit diesen Beschlüssen will sich die Sparkasse von den finanziellen Problemen befreien, die Schmieder und seine Vorgänger seit Jahren nicht in den Griff bekommen. Erst im Juni hatten die Partner des schleswig-holsteinischen Sparkassen- und Giroverbandes 60 Millionen Euro an die Südholsteiner überwiesen. Branchenkenner gehen davon aus, dass diese Zahlung mit der Forderung verbunden war, Schmieder nach knapp vier Jahren im Amt abzulösen.

Rechnerisch wird die Sparkasse 130 Vollzeitstellen streichen. Die Zahl der Beschäftigten, die gehen müssen, liegt jedoch höher. Sparkassensprecherin Imke Gernand rechnet mit 150 bis 160 Mitarbeitern, die das Unternehmen verlassen werden. 90 Prozent der Stellen sollen in den kommenden zwei Jahren wegfallen, bis 2018 soll der Personalabbau beendet sein.

"Der Abbau soll in hohem Maße über die natürliche Fluktuation sowie über individuelle Vereinbarungen wie Altersteilzeitregelungen erreicht werden", sagt Sparkassenchef Schmieder. Ob auf diesem Weg jedoch die 90-Prozent-Quote binnen der kommenden beiden Jahre erreicht werden kann, halten Branchenkenner für zweifelhaft.

Bei der Sanierung werden auch die Filialen unter die Lupe genommen. Welche Standorte geschlossen werden, ist noch offen. "Das ist Teil einer Prüfung", teilte die Sparkasse mit. "Das Ergebnis liegt vermutlich zum Jahresende vor."

Schmieder hatte die Belegschaft für Dienstagabend zu einer Informationsveranstaltung über den Sanierungskurs in die Holstenhallen in Neumünster eingeladen. 750 Mitarbeiter kamen. "Die Kollegen waren betroffen", sagt Imke Gernand. Überrascht sei jedoch kaum einer der Kollegen gewesen, berichtete ein Sparkassenmitarbeiter.

Die Angestellten leben schon seit Jahren damit, dass ihr Arbeitgeber keine stolzen Bilanzen vorweisen kann. Die Probleme wurden erstmals sichtbar, als die Kreissparkassen Segeberg und Pinneberg 2003 zur Kreissparkasse Südholstein fusionierten, der sich später die Stadtsparkasse Neumünster anschloss.

Da kam heraus, dass die Segeberger Banker aus ihrem Altbestand Kredite von damals 100 Millionen Mark in die Allianz eingebracht hatten, die abgeschrieben werden mussten. Von diesen faulen Krediten hat sich die neue Sparkasse bis heute nicht erholt.

2009 erhielt sie die erste Geldspritze in Höhe von 60 Millionen Euro aus dem Unterstützungsfonds der Sparkassen. Weitere 50 Millionen schoss die Hamburger Sparkasse (Haspa) als Darlehen dazu und platzierte gleichzeitig ihren Manager Axel Kodlin im dreiköpfigen Vorstand der Südholsteiner. Damit ergab sich für die Haspa die Chance, sich im nördlichen Hamburger Umland zu positionieren, während die Sparkasse Südholstein mit einem potenten Partner aus der Branche rechnen durfte.

Doch der Traum platzte, als das Bundeskartellamt 2011 den Einstieg der Haspa mit 25,1 Prozent bei der Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg verbot und damit klar war, dass ein verstärktes Engagement der Hamburger bei den Südholsteinern rechtlich an Grenzen stoßen würde. Der nächste Schlag folgte 2012: Die Sparkasse musste 40 Millionen Euro auf ihre Anteile an der schwer angeschlagenen HSH-Nordbank abschreiben. Im Juni dieses Jahres ging Haspa-Mann Kodlin zurück zu seinem alten Arbeitgeber.

Anlass für den jetzt eingeschlagenen harten Sanierungskurs dürfte die mangelnde Aussicht auf bessere Jahre gewesen sein. Schmieder rechnet weiter mit einem niedrigen Zinsniveau und zunehmendem Wettbewerb. Wie das Verhältnis von Erlösen und Ausgaben künftig aussehen soll, wollte die Sparkasse jedoch nicht mitteilen.

Schmieder macht jetzt den Chefposten für einen Sanierer frei, der noch gefunden werden muss. Er werde im Vorstand bleiben, um "mit gleicher Intensität die Konsolidierung der Sparkasse voranzutreiben", teilte der Noch-Vorstandsvorsitzende mit. "Der Personalabbau ist bedauerlich, aber offenbar leider notwendig", sagt die Geschäftsführerin der Gewerkschaft Ver.di, Almut Auerbach. Sie fordert einen sozial verträglichen Abbau durch den freiwilligen Abschied der Beschäftigten oder über Altersteilzeitregelungen.