Angela Merkel und Peer Steinbrück werden die Pinneberger nur auf Plakaten sehen. Polit-Prominenz ist die Ausnahme

Kreis Pinneberg/Berlin. Die heiße Wahlkampfphase hat begonnen. In sechs Wochen ist Bundestagswahl. Das hat dem Kreis Pinneberg in der Vergangenheit oft reichlich Polit-Prominenz beschert. Doch dieses Mal schicken die beiden großen Parteien eher ihre zweite Garde in den bevölkerungsreichsten Kreis des Landes. Weder CDU-Kanzlerin Angela Merkel noch ihr SPD-Herausforderer Peer Steinbrück lassen sich hier blicken. Die Grünen warten immerhin mit ihrem Bundesvorsitzenden Cem Özdemir auf, der am heutigen Dienstag in Pinneberg ist.

"Unser Problem ist, dass am 22. September noch Landtagswahlen in Hessen sind und eine Woche vorher die bayerische Landtagswahl ist", sagt Jens von Häfen, der die Wahlkreistermine für den SPD-Abgeordneten Ernst Dieter Rossmann koordiniert, der seit 1998 dem Bundestag angehört. "Außerdem ist Schleswig-Holstein nicht das größte Bundesland. Da müssen wir uns hinten anstellen."

Ähnliche Erfahrungen macht zurzeit CDU-Kreisgeschäftsführerin Karla Fock. Wegen der der zeitgleich laufenden Landtagswahlen im Süden der Republik seien die meisten Kabinettsmitglieder dort im Einsatz. "Außerdem hatten wir ja voriges Jahr zur Landtagswahl Kanzlerin Merkel in Tornesch zu Gast. Das muss gerecht verteilt werden. Da waren in diesem Jahr unsere Chancen nicht so gut."

Von Häfen ist froh, immerhin fünf Mitglieder des Kompetenzteams von Kanzlerkandidat Steinbrück hier begrüßen zu können. Die Bekanntesten sind wohl Mecklenburgs Sozialministerin Manuela Schwesig, die am 22. August in Pinneberg sein wird, und der Bundestagsabgeordnete Thomas Oppermann, der zurzeit als Vorsitzender des parlamentarischen Kontrollgremiums oft im Fernsehen ist, um den Datenaustausch zwischen den deutschen und den US-amerikanischen Geheimdiensten aufzuklären. Oppermann wird am 11. September in Elmshorn sein. Die einzelnen Termine zu koordinieren, sei seine Aufgabe gewesen, sagt von Häfen. Für den Auftritt von Steinbrück am 27. August in Kiel organisiert er einen Sonderbus, der um 15.30 Uhr in Elmshorn und um 16 Uhr in Pinneberg startet. Mit Ministerpräsident Torsten Albig (29. August, Wedel, Batavia) und SPD-Landeschef Ralf Stegner (9. September Quickborn, Rellingen) unterstützen immerhin zwei prominente Landespolitiker den Genossen Rossmann im Wahlkampf.

Zudem setzt die SPD erstmals gezielt auf Hausbesuche. Bundesweit sollen es bis zum Wahltag fünf Millionen werden, im Kreis Pinneberg 18.000. Elke Schreiber vom Kreisvorstand habe 50 Freiwillige gewonnen, die mit Rossmann vor allem dort um Wähler werben wollen, wo die Wahlbeteiligung zuletzt sehr niedrig war, wie in Elmshorn, Pinneberg, Wedel und Schenefeld.

Auch Ole Schröder, der die Kreis-CDU seit 2002 im Bundestag vertritt, setze wieder auf Hausbesuche, kündigt Karla Fock an. Zwei Termine, die feststehen, seien die Auftritte von Bundesbildungsministerin Johanna Wanka am 4. September in der Nordakademie in Elmshorn und vom Landesvorsitzenden Reimer Böge am 23. August im Rellinger Hof. Schröder werde Grill- und Kinderfeste in den Ortsverbänden besuchen. "Auf jeden Fall wird noch Familienministerin Kristina Schröder in den Kreis Pinneberg kommen", verspricht Karla Fock. Auf diesen Termin mit der Ehefrau des CDU-Kreisvorsitzenden freue sie sich schon. Wer Kanzlerin Merkel sehen möchte, müsse nach Lübeck (15. August), Kiel (16. August) oder Rendsburg (27. August) fahren. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble ist am 20. August in Itzehoe zu sehen.

Für Karla Fock ist es die dritte Bundestagwahl als CDU-Kreisgeschäftsführerin. An 2002 kann sie sich noch gut erinnern. Da stand lange nicht fest, ob Ole Schröder auf Listenplatz 7 in den Bundestag kommt. Nachts weckte sie das Telefon. "Mein erster Gedanke war Schröder. Doch es war mein Bruder, der mir freudig die Geburt seiner Tochter Julia verkündete. Ich war Tante geworden", erzählt Fock. Elf ist ihre Nichte jetzt. "Darum weiß ich genau, wie lange Ole Schröder im Bundestag ist."