Eine Glosse von Rainer Burmeister

Es soll ja Menschen geben, die eine geradezu sinnliche Freude daran haben, mit ihrem Pkw im Stau zu stehen. Bei denen rangiert derzeit die Rader Hochbrücke, jener Engpass zur Bildung von mehr als 20 Kilometer langen Autoschlangen, auf Platz eins der Hitliste.

Doch die Tour nach Rendsburg können sich Anhänger des automobilen Aussitzens im stockenden Verkehr getrost schenken, wenn sie im Raum Pinneberg wohnen oder zu tun haben. Im Verlauf der Trasse Eichenstraße/Damm gibt es Situationen, die bei Stau-Fetischisten schon als Geheimtipp gehandelt werden.

Die Rede ist nicht von der alltäglichen Fahrzeugschlange im normalen Berufsverkehr. Krönung ist die zeitliche Kombination mit der Anlieferung von Neuwagen bei einem am Damm beheimateten Autohandel. Vor ein paar Tagen gelang wieder einmal das Kunststück, einen zweistöckigen Automobiltransporter in Fahrtrichtung Pinneberg derartig auf der Fahrbahn zu parken, dass wegen des ebenso starken Gegenverkehrs alle paar Minuten höchsten vier bis fünf Autos das Hindernis passieren konnten.

Die Folgen waren kilometerlange Rückstaus bis auf die Hauptspur der A 23 sowie aus Richtung Rellingen bis weit über den Ortskern hinaus. Nicht nur Hunderte Autos und deren Insassen waren betroffen, auch die Passagiere von drei Buslinien durften ausharren, bis sie am Zielbahnhof Pinneberg zielsicher ihren Anschluss verpassten.

Mein Freund Jan aus der Werbebranche vermutet dahinter eine raffinierte Reklameaktion: Im Stau ließen sich die ausgestellten Fahrzeuge sowie deren Wendigkeit beim Rangieren zwischen Transporter und Autohandel eben besonders gut beobachten . . .

Wenn das man gut geht: Angesichts der vielen Radfahrer, die breit grinsend am Engpass vorbeihuschten, dürfte manche Autofahrer wohl den Umstieg auf den Drahtesel in Erwägung ziehen.