Novellierte Kreisverordnung bescheinigt 155 Einzelbäumen herausragenden Status

Appen/Kreis Pinneberg . Der gewaltige Stamm, die imposante grüne Krone dieses Riesen: Die Rotbuche in der Appener Feldmark nahe der Appener Au beschert dem Betrachter ein "Aha-Erlebnis". Das formulierte Fachmann Hans-Jürgen Raddatz von der Unteren Naturschutzbehörde der Kreisverwaltung beim Ortstermin als handfestes Kriterium zur offiziellen Einstufung besonderer Bäume zum Naturdenkmal.

Abgesehen von ihrer optischen Wirkung sind bis dato 576 Bäume im Kreisgebiet "wegen ihrer Seltenheit,

Eigenart, repräsentativen Bedeutung oder aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder aus landeskundlichen Gründen" zum lebendigen Denkmal erklärt worden. Es sind 155 Einzelbäume sowie Baumgruppen und Alleen.

In Zahlen betrachtet, sollten die Bäume, die als Naturdenkmal in Frage kommen, laut Raddatz mindestens "150 Jahre plus x" alt sein und in einem Meter Höhe einen Stammdurchmesser von mehr als einem Meter haben. Die Appener Rotbuche erfüllt alle Kriterien. Der Baum ist geschätzte 160 bis 180 Jahre alt. Der Stammumfang lag vor zehn Jahren bereits bei 4,40 Metern, heute schätzt Umweltfachmann Raddatz den Stammumfang auf mehr als 4,60 Meter. Rotbuchen können bis zu 35 Meter hoch werden, das Appener Vorzeige-Exemplar hat annähernd 30 Meter.

Von Amts wegen überreichte Raddatz ein Schild mit der Aufschrift "Naturdenkmal" an Uwe Langrock vom Naturschutzbund (Nabu) Deutschland. Der Pinneberger Nabu ist seit 2007

Eigentümer der Naturfläche südlich der Pinnau, auf der die Rotbuche steht.

"Die Bäume haben ein Recht, alt zu werden", sagte der Vertreter der Unteren Naturschutzbehörde. "Häufig lassen die Menschen die Bäume kaum einmal älter als 100 Jahre werden." Bleibt die Appener Rotbuche gesund, kann sie 300 Jahre alt werden, im Maximalfall sogar bis zu 400 Jahre. "Es weiß doch aber kaum jemand, wie solche alten Bäume aussehen, weil es sie bei uns kaum noch gibt", sagt Hans-Jürgen Raddatz. Wie er und Langrock erklärten, bietet eine Buche bis zu 60 Insektenarten Lebensraum und Unterschlupf.

Künstlich am Leben erhalten werden die Naturdenkmale nicht. Erlaubt sind nur "zwingend notwendige Erhaltungsmaßnahmen". Bis dato sieht Raddatz die Rotbuche als sehr vital an. Und das, obwohl vor rund zehn Jahren zwei Appener Jungen mächtige Nägel in den Stamm gehauen hatten, um oben in der Krone ein Baumhaus zu bauen. Die Jugendlichen wurden erwischt. Sie mussten die Wunden, die sie dem Baum, der bereits seit 1990 als Naturdenkmal eingestuft ist, geschlagen hatten, unter fachkundiger Aufsicht wieder schließen. "Der Baum hat dadurch überhaupt keinen Schaden genommen", so Raddatz.

Um Schaden von den Naturdenkmalen abzuwehren, gelten für die Besitzer der Grundstücke, auf denen die Bäume stehen, strenge Regeln. Der Schutzbereich umfasst einen Raum, der größer als der Kronenumfang ist. Wichtig ist auch, dass der Boden mit dem Wurzelwerk nicht verändert oder abgetragen wird. Sollte etwa die Gemeinde Appen den Weg, an dem die stolze Rotbuche steht, asphaltieren wollen, würde die Naturschutzbehörde ihr Veto einlegen.

Die Kreisverordnung zum Schutz von Bäumen als Naturdenkmal wird etwa alle zehn Jahre überarbeitet, zuletzt Ende 2012. Auf der Internetseite des Kreises (www.kreis-pinneberg.de) im Bereich Fachdienst Umwelt sind die Standorte der Naturdenkmale kartografisch verzeichnet.