Stadt will als Musterkommune für Energieeffizienz glänzen. Initiator wünscht sich Grünes Klassenzimmer als Baustein

Schenefeld. Noch ist Schenefeld keine mustergültige Stadt in Sachen Energieeffizienz. Ganz im Gegenteil. Doch es weht ein neuer Wind durch die Stadt. Energie hat einen neuen Stellenwert. Sowohl in politischen Debatten als auch im privaten Rahmen spielen vernachlässigte Themen wie die Aufrüstung der Dächer mit Solaranlagen, Fördermöglichkeiten, die Umrüstung auf LED-Technik und die Frage, wie die Stadt sich in Zukunft mit Energie versorgen will, eine neue Rolle.

Das zeigt auch die lange Liste des Ausschusses für Energie, Wasser und Abwasser, der sich für seine erste Sitzung am Dienstag, 13. August, einiges vorgenommen hat. Unter anderem soll es an diesem Tag auch um die Frage gehen, ob die Stadt Flächen für Photovoltaikanlagen an Investoren vermietet oder lieber selbst bewirtschaftet. Ein Interessent steht in den Startlöchern und will einen Vertrag über die Nutzung der städtischen Dachflächen über eine Laufzeit von 21 Jahren schließen. Allein im Bereich des Schulzentrums liegen 5200 Quadratmeter ungenutztes Flachdach brach. Dort könnten laut Stadtverwaltung etwa 1598 Module Platz finden.

Zudem soll es um die Nutzung von LED-Licht in städtischen Gebäuden gehen und die Kommunalpolitiker müssen sich mit dem von einer Arbeitsgruppe vorgeschlagenen energie- und klimapolitischen Leitbild auseinandersetzen. Der Vorschlag sieht vor, dass die Stadt bis 2050 den Energieverbrauch halbiert und den Anteil von erneuerbarer Energie auf 80 Prozent steigert. Zudem gebe Schenefeld laut dem vorgeschlagenen Leitbild eine harte Sparlinie vor. Ziel wäre es, wenn die Politiker dem Entwurf zustimmen, den Energiebedarf öffentlicher Gebäude und der Straßenbeleuchtung, bis 2020 um mindestens 20 Prozent gegenüber 2010 zu reduzieren.

Anstoß für dieses plötzliche Interesse an Energiethemen in Schenefeld gab das mit dem Institut dena angeschobene Projekt der "Energieeffizienten Musterkommune". Im Mai wurde der Vertrag mit der Stadt unterzeichnet. Seitdem zählt Schenefeld mit Magdeburg und Remseck zu den drei Städten im Bund, die in den kommenden drei Jahren ein kommunales Managementsystem für mehr Energieeffizienz und Klimaschutz einführen. Finanziell unterstützt die E.on Hanse AG das Projekt, das ein Vorbild für andere Städten und Gemeinden sein soll.

Bis Ende des Jahres ermittelt Schenefeld dafür den Istzustand. Eine verwaltungsinterne Arbeitsgruppe wurde installiert und eine Klimaschutzkoordinatorin ernannt. Pro Jahr sind etwa zehn Arbeitstreffen mit Projektpartnern vor Ort geplant. Während das dena-Institut der Stadt verschiedene Arbeitsmittel zur Verfügung stellt und beratend zur Seite steht, hat die Stadt Hausaufgaben zu erledigen, wie zum Beispiel die Formulierung eines Klimaleitbildes.

Was die Stadt im Großen angeht, hat Willy Kanow für sein Eigenheim in Schenefeld-Dorf bereits getan. Der ehemalige Philipsmitarbeiter, der in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung tätig war, hat sein privates Energiesparprojekt vollendet. Er hat durch die Aufrüstung seiner Heizungsanlage mit einer Intervallschaltung und Sparmaßnahmen wie die Abschaffung des Tiefkühlers im Keller kräftig Energie eingespart. Zudem hat er vor kurzem seine teilweise selbst entwickelte Photovoltaikanlage auf dem Dach anbringen lassen. "Ich erzeuge jetzt mehr Energie als ich verbrauche", sagt er. Zwei Nachbarn wollen es ihm gleichtun.

Der Schenefelder setzt sich aber nicht nur im privaten Rahmen für die Energiewende ein. Er wirbt offensiv für die Einrichtung eines Grünen Klassenzimmers in Schenefeld. Seine Idee ist es, im Bürgerpark nach dem Vorbild im botanischen Garten in Flottbek ein Haus zu errichten, in dem die Kinder und Jugendlichen des benachbarten Schulzentrums theoretisch und praktisch die Energiewende verstehen lernen. Kostenpunkt für das Grüne Klassenzimmer: etwa 100.000 Euro inklusive Einrichtung.

Zudem sollen im Bürgerpark zusätzlich etwa fünf Themeninseln eingerichtet werden, die Besuchern Dinge wie Solar- und Windenergie auf einem Infopfad näherbringen. In der Sommerpause war Kanow fleißig. Er hat Pläne und viel Material zusammengetragen, das er den Kommunalpolitikern überreichte. Über die Zukunft seines Projekts und die Finanzierung, möglicherweise auch durch Spenden, wird der Ausschuss für Schule, Sport und Kultur in seiner nächsten Sitzung im September beraten.