Dirk Matthiessen zieht fürs Stadtmarketing Pinneberg positive Jahresbilanz. Aber der Leerstand bleibt ein großes Problem.

Pinneberg. Der Citymanager ist endgültig in der Stadt angekommen. Vor einigen Tagen, kurz vor Abschluss seines ersten Jahres in Pinneberg, ist Dirk Matthiessen in die Kreisstadt gezogen. Das ist sicher ein Zeichen dafür, dass der gebürtige Kieler sein Engagement als Geschäftsführer des hiesigen Vereins Stadtmarketing und Citymanagement als langfristige Aufgabe betrachtet.

Matthiessen, der am Freitag erstmals Jahresbilanz zog, sprach von einer "sympathischen Last, die ich gerne weiter tragen möchte." Eine Last, die der Citymanager nach eigenen Worten keineswegs nur für seinen Auftrag- und Arbeitgeber geschultert hat. "Wir arbeiten nicht nur für den Verein, sondern für die Stadt als Ganzes", so der 50 Jahre alte Citymanager.

Von offizieller Seite und aus berufenem Munde bekam Matthiessen viel Lob ausgesprochen. "Ich bedanke mich bei Ihnen für ein Jahr Superarbeit", sagte Horst Alsmöller, Vorstandschef der Volksbank Pinneberg und Vorsitzender des Stadtmarketingvereins, zu seinem Geschäftsführer, der in der Geschäftsstelle an der Bismarckstraße 6 mit Assistentin Claudia Patt zusammenarbeitet. Bürgermeisterin Urte Steinberg, die Kraft ihres Amtes zum Vereinsvorstand gehört, sagte: "Wir sind stolz, dass wir einen Citymanager haben. Im ersten Jahr ist unglaublich viel passiert."

Matthiessen selbst machte deutlich, dass zunächst Zwischenziele erreicht seien. "Wir haben noch einen langen Weg vor uns." Für den Vereinschef Alsmöller gilt es für die Zukunft vor allem, "noch mehr Pinneberger für Pinneberg zu motivieren." Deshalb ist ein zentrales Arbeitsfeld des Stadtmarketings, ein Markenbild für die Stadt zu entwickeln - die in den vergangenen Jahren vor allem wegen ihrer hohen Schuldenlast von sich reden machte. Nach einer Ist-Stand-Ermittlung, Matthiessen sprach von einem "wissenschaftlichen Prozess", sucht das Stadtmarketing nunmehr nach einer Agentur, die die Marke Pinneberg endgültig herausarbeitet und dann auch visualisiert. Drei Agenturen sind laut Matthiessen in der engeren Auswahl: "Bis zum Herbst wollen wir ein greifbares Ergebnis bei der Markenbildung haben." Kai Lorenz von der Pinneberger Wohnungsbaugenossenschaft GeWoGe, der stellvertretender Vereinsvorsitzender ist, sagte: "Der Markenbildungsprozess kostet richtig viel Geld."

Bislang sind laut Matthiessen rund 25.000 Euro geflossen, bis 2014 sollen der fraglichen Agentur demnach nochmals annähernd 40.000 Euro zur Verfügung gestellt werden. Der Citymanager hat keine Zweifel an der Notwendigkeit dieser Aktivitäten: "Wir sehen eine ultimative Chance, ein Imagebild zu korrigieren oder sogar weiteren Imageschaden zu vermeiden."

Das Stadtmarketing verfügt im laufenden Jahr über einen Etat von annähernd 200.000 Euro. Von der Stadt kommen dabei 100.000 Euro. Im Vorjahr waren es 120.000, im kommenden Jahr werden es noch 80.000 Euro aus dem städtischen Topf sein. "Das war eine Anschubfinanzierung", sagt Bürgermeisterin Steinberg. Etwas mehr als 80.000 Euro pro Jahr bringen die derzeit 35 Mitglieder des Vereins auf, zumeist ortsansässige Unternehmen. "Da sind wir etwas hinter den Erwartungen zurück", räumte Horst Alsmöller ein. Die Mitgliederwerbung sei "ein zähes Geschäft". Es brauche noch mehr Firmen, die sich zur Stadt bekennen, in der sie ihr Geld verdienen.

Sehr positiv fällt die Bilanz des Stadtmarketing hinsichtlich eines zweiten Schwerpunktes, der öffentlichen Events in Pinneberg, aus. Das natürlich vor allem mit Blick auf die Premiere des Pinneberger "Weihnachtsdorfes" im Dezember 2012 vor der Drostei - für dessen auch künftige Realisierung Stadt und Stadtmarketing langfristig mit dem Gastronomieprofi Jens Stacklies zusammenarbeiten. Eine Premiere erlebte Pinneberg im Mai mit dem federführend von Dirk Matthiessen initiierten Platzkonzert der Big Band der Bundeswehr. "Wir beanspruchen schon in Zukunft die Planungshoheit für die Veranstaltungen im öffentlichen Raum", so der Citymanager.

Eine Baustelle ist und bleibt, unverkennbar, der Kampf gegen die vielen Leerstände in der City. Matthiessen selbst sprach mit Blick auf Aktionen, bei denen Bildende Künstler und Musiker in leeren Ladenlokalen agierten, von "Kosmetik im öffentlichen Raum". Ausdrücklich lobte er die Zusammenarbeit mit dem städtischen Wirtschaftförderer Stefan Krappa. Man müsse in Sachen Leerstände "jetzt ans Eingemachte gehen". Das Ausschöpfen weiterer Fördermöglichkeiten müsse angestoßen werden.

"Der Publikumslauf in der Innenstadt darf nicht von Leerstands-Tristesse an bestimmten Stellen unterbrochen werden", sagt der Citymanager. Matthiessen ("Ich nehme die Stimmung in der Stadt als positiv wahr") ist optimistisch, dass auch in Sachen Leerstand eine Wende zum Guten eintritt: "Das Stadtmarketing findet zur richtigen Zeit statt. Ich spüre eine Aufbruchstimmung in Pinneberg. Es ist hier ein Wandel möglich."