Doppelt so viele Hilfesuchende stellen Kommunen im Kreis Pinneberg vor Herausforderungen

Elmshorn. Sie heißen Marzia, Hamid, Kija oder Elena: Etwa 23.000 Menschen mit Migrationshintergrund leben derzeit im Kreis Pinneberg. Viele von ihnen haben eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung. Die Zahl derer, die hier Asyl suchen, steigt stetig. Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, werden nach einem Schlüssel auf die Länder und die jeweiligen Kommunen verteilt. Im Kreis Pinneberg waren das 2011 noch 140 Menschen, 2012 bereits 220 und für das laufende Jahr rechnet die Kreisverwaltung mit Sitz in Elmshorn mit einer Verdopplung der Zahl an Asylbewerbern.

Von der Situation im Kreisgebiet sowie der Arbeit der Ausländerbehörde machte sich am Freitag Ole Schröder ein Bild. Der Christdemokrat aus Rellingen ist seit 2009 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern. Angesichts einer bundesweiten Zunahme von Asylanträgen um rund 86 Prozent im Vergleich zum Vorjahr sagte er: "Die Lage ist angespannt, aber noch nicht mit der Situation in den 90ern zu vergleichen, als in einem Jahr weit über 100.000 kamen."

Es fehlt an ausreichend Wohnraum, das Ministerium kommt mit der Bearbeitung der zahlreichen Anträge kaum hinterher. Schröder kündigte an, dass die Verfahren sowie die Rückführung von abgelehnten Bewerbern zügiger durchgeführt werden solle. Beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge wird dafür das Personal aufgestockt, die Organisation verschlankt.

Im Kreis Pinneberg leben derzeit 337 Asylbewerber - so viel wie lange nicht. Im Vergleich dazu waren es im gesamten Vorjahr 220. Weil das Land Schleswig-Holstein bis Ende dieses Jahres mit etwa 3300 Asylbewerbern rechnet, geht man auch im Kreis Pinneberg von einer Welle an Hilfesuchenden aus. Das Problem ist ihre Unterbringung. "Die Unterkünfte für Asylbewerber in den Kommunen ist weitgehend ausgeschöpft", sagte Landrat Oliver Stolz am Freitag. Einige Kommunen würden Hotelzimmer anmieten. "In den kommenden Wochen müssen noch erhebliche Anstrengungen unternommen werden, um alle Asylbewerber unterzubringen", so Stolz. "Ich bin sicher, dass dieser Kraftakt gelingen kann."

Die meisten Flüchtlinge im Kreis Pinneberg kommen aus Krisengebieten wie Afghanistan, dem Irak, Syrien und seit neustem auch wieder Russland. Unter denen, die auf eine dauerhafte Bleibegenehmigung hoffen, ist die Elmshorner Familie Chafi. Ihr Fall machte Ende 2012 Schlagzeilen, weil fünf der acht Familienmitglieder in den Libanon abgeschoben werden sollten. Ihr Fall ist weiter ungeklärt. Laut Kreissprecher Marc Trampe wurde ihre Aufenthaltsgenehmigung jetzt bis September verlängert.