Bankgeheimnis: Tim Hoenig gibt zum neuen Schuljahr Leitung der auf Bundesebene ausgezeichneten THS-Zeitung ab.

Pinneberg . Wenn Tim Hoenig über die Zeitung der Zukunft spricht, klingt er wie ein alter Hase in Sachen Journalismus. Dabei ist der Schüler der Pinneberger Theodor-Heuss-Schule (THS) erst 18 Jahre jung. Immerhin aber liegen vier erlebnisreiche Jahre als Schülerzeitungs-Redakteur bei der THS-Gazette "Pressident" hinter dem jungen Mann mit dem smarten Lächeln.

Hoenig war Mit-Erfinder von "Pressident" und über Jahre hinweg Redaktionsleiter und treibende Kraft der Schülerzeitung, die bis auf Bundesebene reihenweise Preise und Auszeichnungen einheimste. 2011 wurde "Pressident" bei einem Ranking der "Zeit" als beste Online-Schülerzeitung Deutschlands ausgezeichnet. Vor kurzem kamen die THS-Schüler beim Wettstreit um den Schülerzeitungspreis des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" im Bereich Online auf Platz vier.

Wenn in ein paar Tagen an der THS das neue Schuljahr beginnt, fängt für das mittlerweile fast 40-köpfige Team der Schülerzeitung eine neue Ära an - ohne ihr bisheriges Mastermind Hoenig. Der 18-Jährige, der im kommenden Frühjahr sein Abitur machen wird, hatte in der aktuellen "Pressident"-Ausgabe die Wachablösung verkündet. "Damit die Schülerzeitung nach meiner eigenen Schulzeit an der THS erhalten bleibt, wird es Zeit für einen Führungswechsel", schreibt der bisherige Chefredakteur. Zu denen, die in die Führungsrolle schlüpfen, gehört vor allem auch David Hock, 16. Der weiß, dass es große Fußstapfen sind, die Hoenig hinterlassen hat: "Hier steckt mehr als zur Hälfte Tims Arbeit drin."

Ansatz der "Pressident"-Macher war es von Anfang an, weit über den Tellerrand hinwegzuschauen, es bei der Themenauswahl nicht bei Schulinterna zu belassen. "Wir sehen uns mit dem, was wir gemacht haben, vor allem online, schon in einer Vorreiterrolle", sagt Hoenig. "Guter Online-Journalismus bedeutet, dass der Nutzer nicht nur die Print-Ausgabe im Netz findet, sondern zusätzliche Inhalte und zusätzlichen Service."

Natürlich war auch für die zunächst annähernd 15 THS-Journalisten aller Anfang schwer, wie sich der bisherige Redaktionsleiter ("Das Schöne war: Wir konnten Fehler machen, ohne dass es jemand übel nahm") erinnert: "Das erste Titelbild war verpixelt, die Exemplare haben wir eigenhändig zusammengetackert." Von einer Auflage von damals 300 Stück seien erst mal 250 Stück liegen geblieben. Heute hat "Pressident" einmal im Quartal eine Druckauflage von je 600 Stück - "und die sind nach 30 Minuten weg", so Hoenig. "Ab einem gewissen Punkt war es einfach cool."

In der aktuellen Ausgabe widmet sich die Schülerzeitung umfassend dem Aufmacher-Thema Inklusion. Schnell fanden sich Anzeigenkunden, die erkannten, wie professionell die Pinneberger Schüler-Zeitung gemacht wird. Inzwischen sei man finanziell unabhängig, so die Redaktion. "Eine Zensur gibt es nicht. Ich bin da auch relativ furchtlos", sagt Hoenig, der in den kommenden Monaten dem Redaktionsteam weiter beratend zur Seite stehen will. "Was wir schreiben, ist schließlich alles wahr." Die allermeiste Arbeit wird in der Freizeit geleistet, das Redaktionsteam hat sich jedoch die Freiheit erarbeitet, für bestimmte Auswärtstermine innerhalb der Schulzeit freigestellt zu werden.

Angst vor großen Namen gab es für den Schülerzeitungs-Redakteur Hoenig nicht. Der 18-Jährige traf in Berlin Bundespräsident Gauck zum Kurzinterview, vor ein paar Wochen interviewten er und Lina Sapp, ganz cool, den US-Botschafter in Deutschland, Phillip D. Murphy, bei dessen Besuch in Pinneberg. Als sein persönliches Highlight bezeichnet Tim Hoenig das Treffen mit "Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo, der im vorigen Sommer den "Pressident" vor Ort besucht und mit mehreren Hundert Schülern diskutiert hatte. Eine gewisse lokale Berühmtheit verspürt der Schüler selbst: "Die Köpfe der Schülerzeitung sind schon schulbekannt. Irgendwann war man selbst stadtbekannt."

Der Weg des jungen Pinneberges in den "echten" Journalismus scheint vorgezeichnet. Oder? "Fragt man an der Schule nach, möchten viele Journalist werden. Ich selbst höchstens als Quereinsteiger. Auf das Studium habe ich keine Lust", sagt Hoenig klipp und klar.

Langweilen wird sich der 18-Jährige in den kommenden Monaten auch ohne die Funktion des Chefredakteurs sicher nicht. Und dass nicht nur, weil er demnächst das Abi vor der Brust hat. Wenn Tim Hoenig sagt, er mache Sport, dann verbirgt sich dahinter, dass der THSler bis zu sechsmal in der Woche als Leichtathlet trainiert. Er ist Teil der Mittel- und Langstreckengruppe des HSV um den bekannten Trainer Michael Barkowski, gehört im Nachwuchsbereich über 1500 Meter zur deutschen Spitze und wurde 2012 zum HSV-Nachwuchssportler des Jahres gekürt.