Mitarbeiter kämpfen mit beengten Verhältnissen in dem zu kleinen Gebäude. Neuer Standort seit Jahren gesucht. Die ehemals moderne Wache platzt aus allen Nähten.

Wedel. Einst war sie die modernste Rettungswache im Kreis Pinneberg. Als im Jahr 1994 die Wedeler Station an der Pinneberger Straße bezogen wurde, war sie optimal ausgelegt für acht Mitarbeiter und ein Fahrzeug. Heute sind für die Rettungsdienstkooperation RKiSH in Wedel insgesamt 35 Mitarbeiter tätig und drei Rettungs- sowie ein Notarztwagen im Einsatz. Die ehemals moderne Wache platzt aus allen Nähten, und das obwohl bereits weitere Räume vom Nachbarn und Vermieter, dem Deutschen Roten Kreuz, hinzugemietet und ein Teil ans örtliche Krankenhaus ausgelagert wurde. Am alten Standort kann nicht erweitert werden, die Suche nach einem neuen gestaltet sich sehr schwierig. Den Rettungsassistenten bleibt nichts übrig als zusammenzurücken.

"Gott sei dank ist ein Fahrzeug in der Werkstatt, dann haben wir hier etwas mehr Platz", sagt Hans Marx. Der Leiter der Wedeler Rettungswache hat sich zu einem Meister im Ausnutzen von Raummöglichkeiten entwickelt. Aus jedem Quadratmeter Boden versucht er, das Maximum herauszuholen. Sein aktuelles Projekt: Er muss drei neue Spinde unterbringen. Denn Ende des Jahres kommen zwei Azubis und ein weiterer Mitarbeiter hinzu. Doch bereits jetzt sind die Spinde überall verteilt, ziehen sich die Rettungsassistenten in Ruheräumen um, wo andere Kollegen während des Schichtdienstes eigentlich schlafen sollen.

Multifunktionsräume nennt Marx die aus der Not geschaffenen Konstrukte. Gleich in dreifacher Weise wird ein Raum im ersten Stock der Wache genutzt. Hierher muss jeder vor Dienstbeginn. An den beiden Arbeitsplätzen können mittels PC aktuelle Straßensperrungen und Staus abgerufen werden. "Gleichzeitig ist das hier aber auch die Damenumkleide und ein Ruheraum", sagt Marx und klappt kurzerhand ein Bett aus dem grauen unscheinbaren Schrank neben den Spinden der Damen. Dass das Arbeitsleben auf so engem Raum nicht immer konfliktfrei verläuft, daraus macht der Wachleiter keinen Hehl. "Die Kollegen müssen viel Rücksicht nehmen. Das macht einen reibungslosen Arbeitsablauf nicht einfach." Aber es ist nicht nur der fehlende Platz, mit dem Marx hier zu kämpfen hat. "Diese Wache entspricht einfach nicht mehr den modernen Anforderungen", sagt der 57-Jährige mit Blick auf die sanitären Anlagen und veränderten Vorschriften zum Beispiel im Hygienebereich. Zudem steigen die Einsatzzahlen und damit die Anzahl der Mitarbeiter stetig.

Mit 11.000 gefahrenen Einsätzen 2012 reiht sich die Wedeler Wache im Kreis hinter einer der größten im Land ein, die Pinneberger hat 14.000 Einsätze. Das Einsatzgebiet der Wedeler, in dem etwa 50.000 Menschen leben, umfasst dabei Wedel, Appen-Etz, Holm, Hetlingen und teilweise Haseldorf. Das auch in der Fläche große Gebiet ist der Grund dafür, dass es in der Standortfrage nicht so schnell vorangeht. Denn damit die Rettungswagen auch in der vorgeschriebenen Zeit von zwölf Minuten die Dörfer in der Marsch anfahren können, muss die Station im Westen Wedels liegen. Deshalb kommen auch die von der Stadt angebotenen Flächen im Industriegebiet nicht infrage. "Da hätten wir sofort hingekonnt, aber das nützt uns nichts. Dann müsste man eine weitere Wache in Haseldorf bauen. Das macht keinen Sinn", erklärt Marx.

Seit zwei Jahren ist er auf der Suche nach einem geeigneten Standort. Manchmal scheiterte es an Preisvorstellungen, manchmal winkten die Eigentümer einfach gleich ab, und manchmal waren auch Eichen im Weg. 2000 Quadratmeter, am besten in der Nähe des Krankenhauses benötigt Marx für einen Neubau mit Ausbaukapazitäten. Pläne, wie die Wache mit Stellplätzen für drei Rettungsfahrzeuge und einen Notarztwagen plus Desinfektionshalle einmal aussehen soll, hat er bereits in der Schublade. Die Stadtverwaltung ist informiert. Was fehlt, ist das Grundstück. Derzeit ist man mit zwei Verhandlungspartnern über Flächen am Wedeler Krankenhauses im Gespräch. Marx hofft, bis Ende des Jahres dieses Platzproblem gelöst zu haben.