Prozess um Babytod von Seestermühe: Ermittlerin schildert, wie sie Corina S. auf die Schliche kam

Seestermühe/Itzehoe. Corina S. blieb auch am zweiten Verhandlungstag stumm. Die 22-Jährige aus Seestermühe muss sich wegen versuchten Totschlags an ihrem neugeborenen Baby vor dem Landgericht Itzehoe verantworten. Die Leiche des Säuglings war am 5. Mai 2012 in einem Schafstall gefunden worden, der gegenüber dem Elternhaus der Angeklagten liegt.

Bereits am Tag des Leichenfundes geriet Corina S. ins Visier der Ermittler. Das sagte am Donnerstag Kriminalhauptkommissarin Anke T., 45, von der Mordkommission Itzehoe, die hauptsächlich mit den Ermittlungen betraut war. "Ich habe mit einigen jungen Mädchen gesprochen, die ihre Pferde im Hof des Stallbesitzers eingestellt haben. Eine von ihnen gab mir den Hinweis, dass die Angeklagte zunächst schwanger war, dann aber nicht mehr", so die Kriminalbeamtin. Sie suchte dann sofort das Haus auf, in dem Corina S. mit ihrer Mutter und ihrem Bruder lebte. "Ich habe dort nur die Mutter angetroffen. Sie sagte mir, sie habe zwischenzeitlich auch vermutet, dass Corina schwanger sei. Die habe es jedoch abgestritten." Gemeinsam mit der Mutter holte Anke T. dann die Angeklagte bei ihrem Freund in Uetersen ab. "Corina sagte zunächst, sie habe damit nichts zu tun. Dann räumte sie aber ein, ein Kind zur Welt gebracht und es in dem Stall abgelegt zu haben."

Die Zeugin schilderte, dass Corina S. zunächst angegeben habe, nichts von der Schwangerschaft bemerkt zu haben. Das Kind sei auf der Toilette ganz plötzlich zur Welt gekommen, habe zunächst geschrien und gezappelt. Später, als sie es in ihr Zimmer gebracht habe, seien keine Lebenszeichen mehr zu vernehmen gewesen. "Sie war mit der Situation überfordert und hat den Säugling dann in den Schuppen gebracht." Ob das Kind noch lebte, habe Corina S. nicht kontrolliert.

Anke T. schilderte dann den weiteren Verlauf ihrer Ermittlungen. Wie sie mit Knut G., dem mutmaßlichen Kindsvater sprach. Und wie sie mehrere Freundinnen der Angeklagten befragte. Schnell seien ihr dabei Zweifel an der Aussage von Corina S. gekommen, wonach sie von der Schwangerschaft nichts bemerkt haben will.

Die Frage, ob die Angeklagte von der Schwangerschaft wusste, sie möglicherweise verdrängte oder ob sie tatsächlich von der Geburt überrascht wurde, ist für das Gericht von besonderer Bedeutung. Auch für den psychiatrische Sachverständigen Professor Dr. Arno Deister. Er soll die Schuldfähigkeit der Angeklagten beurteilen, soll dem Gericht ein Bild ihrer psychischen Situation zum Tatzeitpunkt liefern. Allerdings weigert sich Corina S., sich von dem Facharzt für Nervenheilkunde untersuchen zu lassen. Und ihr Verteidiger Henning Plate ließ offen, ob er - wie er es zunächst ankündigte - einen Ablehnungsantrag gegen den Sachverständigen stellen wird. Aufgrund der Geplänkel wurde die Vernehmung des zweiten Sachverständigen auf den 1. August verschoben. Dann wird Professor Dr. Klaus Püschel, Leiter der Hamburger Rechtsmedizin, zur Todesursache des Säuglings befragt. Ob der Prozess an diesem Tag wie geplant mit dem Urteil zu Ende geht, ist unklar.