Nach Stellenabbau kündigt der neue Geschäftsführer des Pharmariesen für 2014 bessere Zeiten an

Wedel. Das Tal der Tränen scheint man, beim Unternehmen AstraZeneca überwunden zu haben. Immerhin gibt es in Wedel, dem Deutschlandsitz des Pharmariesen, wieder Grund zum Feiern. Nach einer langen Pause wurde jüngst wieder das Mitarbeiterfest organisiert. Mit hinter dem Grill stand der neue Chef von AstraZeneca in Deutschland: Dirk Greshake. Mit ihm übernimmt in Wedel wieder jemand die Führung, der aus dem Haus kommt. Der 44 Jahre alte Greshake leitete zuvor als Mitglied der Geschäftsleitung die Marketing-Abteilung. Er folgt auf Gabriel Baertschi, der nach dem Sanierungsprozess als Geschäftsführer zu AstraZeneca nach Japan wechselte.

Dass mit Greshake ein neuer Wind in Wedel weht, davon konnte sich jüngst auch Frank Nägele einen Eindruck machen. Der Staatssekretär aus dem Kieler Wirtschaftsministerium stattete dem Unternehmen einen Besuch ab, das in der Vergangenheit mit Umsatzeinbrüchen zu kämpfen hatte und allein 2012 120 Stellen abbaute. "Das ist eines der wichtigsten Pharmaunternehmen im Land. Wir waren natürlich beunruhigt, als es hier um den Abbau von Arbeitsplätzen ging", so Nägele zum Anlass seines Besuchs. "Aber ich habe den Eindruck gewonnen, dass nach dem Prozess, das Unternehmen jetzt gut aufgestellt ist."

Neuer Geschäftsführer setzt auf neues Wachstum spätestens in 2014

Das bestätigte auch Greshake: "Wir haben einen schmerzhaften Abbauprozess hinter uns. Aber ich gehe davon aus, dass wir spätestens im kommenden Jahr wieder ins Wachstum zurückfinden werden." Möglich soll das die neue strategische Ausrichtung machen. Statt auf einzelne Blockbuster, will sich das Unternehmen verstärkt auf ein breites Produktportfolio stützen, Nischen besetzen so auch das wirtschaftliche Risiko minimieren. In der jüngsten Vergangenheit waren Medikamentenpatente für bisherige Erfolgsgaranten abgelaufen, mit Nachfolgern tut sich AstraZeneca schwer.

Nägele konnte zumindest in einem Punkt Hilfe anbieten. Es geht dabei um den Grippewirkstoff Fluenz, der nicht per Spritze sondern wie eine Art Nasenspray verabreicht wird. "Das ist für ein Kind eine deutlich angemessenere und erfolgversprechendere Verabreichung", so Greshake. Trotzdem scheitere die flächendeckende Einführung. Aus Sicht von AstraZeneca liegt das an den Regularien. Das Problem sind bei dem Grippemittel die Ausschreibungen der Länder, die auf einen Wirkstoff für Kinder und Erwachsene abzielen. So kann sich AstraZeneca noch nicht mal mit ihrem Präparat an der Ausschreibung beteiligen. Nägele versprach, das Thema mit den Kollegen aus dem Gesundheitswesen im Kieler Ministerium zu besprechen.

Derzeit sind für AstraZeneca in etwa 600 Mitarbeiter tätig, davon 250 im Innen-, 350 im Außendienst. Weitere 170 Angestellte arbeiten in Wedel im Bereich Verpackung und Distribution. Dem Umsatz beziffert AstraZeneca Deutschland 2012 auf 940 Millionen US-Dollar, der Mutterkonzern in Großbritannien konnte 27,97 Milliarden US-Dollar umsetzen.