Eine Glosse von Alexandra Schulz

Die Industrie orientiert sich gern an der Tierwelt. So haben Menschen lange daran gearbeitet, die sehr stabile Spinnenseide ohne Spinnenhilfe herzustellen. Und längst gibt es eine künstliche Haihaut zum Beschichten von Booten.

Was sich bislang nur auf die physischen Eigenheiten bezogen hat, wird nun auf die emotionale Ebene gehoben. Schwäne zum Beispiel bleiben ihr Leben lang mit demselben Partner zusammen, Präriewühlmäuse auch. Nun gibt es Socken, die das angeblich auch wollen, wenn man sie nur ließe. Eine Firma mit Sitz in Zürich hat eine Lösung für traurige Socken entwickelt. Genau, für traurige Socken. Denn wer nur einfarbige Socken hat und diese einzeln in die Waschmaschine steckt, findet schwer das Gegenstück. Und, so die Firma, Socken leiden, wenn sie von ihrem Partner getrennt sind.

Nun machte diese Firma kürzlich darauf aufmerksam, dass ihre "smarter socks" einen Kommunikationsknopf haben. Per Funk kann damit das passende Gegenstück gefunden werden. Abgesehen davon, dass sich mir der Sinn nicht erschließt, ist die Idee vielleicht ganz romantisch.

Aber nun der Skandal: Die Knöpfe lassen sich umprogrammieren, demnach auch die Liebe der Socken. So traurig können sie also nicht sein. Aber zur Verteidigung: Es ist wie in der Tierwelt. Schwäne gehen ja auch fremd, Wissenschaftler haben durch DNA-Tests bewiesen, dass jedes sechste Küken aus einer Affäre stammt.