Die Landwirte auf der Geest im Kreis Pinneberg rechnen für Mais mit Ertragseinbußen von 20 bis 50 Prozent. Mais ist derweil in Schleswig-Holstein die inzwischen anbaustärkste Kultur.

Kreis Pinneberg . Die Hitze flirrt über den Feldern auf der hohen Geest im Nordosten des Kreises Pinneberg. 30 Grad plus. Der Norden schwitzt in der beinahe tropischen Hitze. Vielen Landwirten, die Mais anbauen so wie Werner Kruse aus der Gemeinde Heede, treibt es nicht nur mit Blick auf das Thermometer die Schweißperlen auf die Stirn. "Im Moment sieht es so aus, als ob wir eine schlechte Maisernte bekommen", sagt Kruse, der zum Vorstand des Kreisbauernverbands Pinneberg gehört. "Auf bestimmten Standorten auf der Geest muss man mit bis zu 50 Prozent Ertragseinbußen rechnen." Insgesamt, so die Einschätzung Kruses, kommen auf die Ackerbauern in der Region schlechtere Ernteerträgen als im Vorjahr zu.

"Der Mais steht vielerorts nicht so, wie er stehen sollte", sagt auch Peer Jensen-Nissen, Geschäftsführer des Kreisbauernverbands. Jensen-Nissen prognostiziert für die Landwirte im Kreis Pinneberg Ernteeinbußen beim Mais von annähernd 20 Prozent. Wie die Erzeuger sagen, gab es im laufenden Jahr eine fatale Kombination von Wetterentwicklungen: Erst das kalte, feuchte Wetter im Frühling und Frühsommer, jetzt die extreme Trockenheit seit Ende Juni. "Im Frühling im Wachstum wurde der Mais regelrecht eingeschlemmt", erklärt Werner Kruse. Er baut auf 30 Hektar Fläche Mais an, im gesamten Kreisgebiet stehen auf fast 6000 Hektar Maispflanzen.

Laut Claus Heller, Präsident der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, wird es bei der Getreideernte im Norden, die dieser Tage beginnt, "große, regionale Unterschiede geben". Der Kammerpräsident: "Wir hatten ein schwieriges Anbaujahr, dennoch rechnen wir mit einer guten, insgesamt durchschnittlichen Getreide- und Rapsernte."

Mais ist derweil in Schleswig-Holstein die inzwischen anbaustärkste Kultur, noch vor dem Winterweizen und dem Raps. Der sogenannte Silomais wird im Land zwischen den Meeren auf einer Fläche von insgesamt mehr als 181.000 Hektar angebaut. Anfang des Monats hatte auch die Landwirtschaftskammer davon berichtet, dass der Mais in Schleswig-Holstein unter der bis dato kalten und feuchten Witterung gelitten habe. Wie übrigens auch die hierzulande produzierten Kartoffeln. Die Experten gehen davon aus, dass es bei den Kartoffeln einen um 25 bis 30 Prozent niedrigeren Ertrag als im Jahr 2012 geben wird.

Mais wird im Kreis Pinneberg fast ausschließlich als Viehfutter angebaut beziehungsweise um die Anlagen zur Erzeugung von Bioenergie zu füttern. Wie Werner Kruse aus Heede sagt, hätten dieser Tage bereits einige Berufskollegen auf der Geest angesichts der drohenden Knappheit an Futtermais damit begonnen, die Wintergerste als Viehfutter zu häckseln, um im kommenden Winter genug für ihre Tiere zu haben. "Dann wird das Stroh knapp. Irgendwo fehlt am Ende immer etwas", so der hiesige Landwirt.

Im südlichen Schleswig-Holstein wird in dieser Woche damit begonnen, das Getreide zu ernten. Los geht es mit der Wintergerste. Ab Anfang August folgt die Raps- und Weizenernte. "Jetzt geht es auf den Höfen praktisch rund um die Uhr rund", sagt der Geschäftsführer des Kreisbauernverbands. Jensen-Nissen spricht von voraussichtlich durchschnittlichen Erträgen für Wintergerste und Raps. Unter dem Strich könnte es also für die Bauern im Kreis Pinneberg, die viel Mais anbauen, ein eher schlechtes Jahr werden. Der Mais wird Anfang September eingefahren. "Bis dahin gleicht die Natur die Probleme nicht mehr aus", so Peer Jensen-Nissen.

Soweit guckt sein Kollege Werner Kruse erst gar nicht. "Viele so heiße Tage wie zuletzt dürfen nicht mehr kommen", sagt der Erzeuger aus Heede mit Blick auf seine Maiskulturen. Der Landwirt wird also gar nicht gerne hören, was Ferienkinder und andere Sommerfrischler entzückt: Die Meteorologen sagen die heißeste Woche des Jahres und mithin weiter ganz viel Sonne voraus. Erst Donnerstag kann es in der Region zu starken Hitzegewittern kommen. "Wir wollen uns nicht zu sehr beschweren", sagt Peer Jensen-Nissen. Landwirte müssten jedes Wetter nehmen, wie es kommt. "Wir brauchen eigentlich alles, Sonne und Regen immer zum richtigen Zeitpunkt. Aber das maßgeschneiderte Jahr gibt es eben nicht."