Bernd-Ulrich Netz, der Stationsleiter des Elbmarschenhauses, schiebt mit der rechten Hand am Regler, bringt den Yamaha-Außenborder auf Touren, der wie befohlen aufbrummt.

Haseldorf . Das Wasser plätschert links und rechts vom Boot weg und schlägt Wellen. Mit dem Motorboot des Elbmarschenhauses, das Netz steuert, geht es vom Haseldorfer Yachthafen aus raus auf das Wasser. Die Sonne scheint und der nicht alltägliche Gast an Bord des Motorbootes genießt den Ausflug in die Sonne.

Eine leichte Brise weht dem Liedermacher Rolf Zuckowski durch das Haar. Er blickt auf die majestätische Elbe, die breit vor ihm liegt. Blau-grünes Wasser voller kleiner Wellen und Mini-Strudel, ein Streifen grüner Natur als Kontrast, darüber ein strahlend blauer Himmel. Dieser Anblick begeistert ihn immer wieder. Viele Menschen haben ihren Lieblingsplatz auf dem Land. Ein Schloss, ein Wald, ein Park, ein Turm. Rolf Zuckowskis Lieblingsplatz ist viel größer. "Mein absoluter Lieblingsplatz im Kreis Pinneberg ist die Elbe", sagt der 1947 in Hamburg geborene Musiker, Komponist und Musikproduzent.

Rolf Zuckowski kommen unweigerlich die Zeilen seines Liedes "Mein Fluss" in den Sinn, während das kleine Motorboot an dem Naturschutzgebiet der Haseldorfer Marsch entlangfährt. Vorbei an dem alten Leuchtturm auf Julssand, den Zuckowski unendlich schön findet. "Auf meine alten Tage würde ich gerne dort wohnen", sagt er. Ein alter, weißer Leuchtturm, umgeben von Schafen und Grün. Netz winkt ab. Naturschutz- und Vogelbrutgebiet. Keine Chance. Zuckowski zuckt mit den Schultern. "Schade", sagt er. "Ich mag das Haus." Der Außenborder brummt derweil vor sich hin und durchbricht die ansonsten herrschende Ruhe auf dem Wasser. Zuckowski lächelt. "Die Elbe ist", so erzählt der Musiker, "eines der faszinierendsten Naturgebiete die ich kenne". Und er sei froh, die Elbe kennen und erleben zu dürfen.

"Mein erster Kontakt mit der Elbe, den hatte ich, als ich noch ein Kind war. Mein Vater arbeitete als Seemann im Hamburger Hafen, da habe ich dann die großen Schiffe gesehen, die Weite des Flusses kennengelernt", sagt er. Das habe ihn tief beeindruckt. Die Liebe zur Elbe, sie ist seitdem ungebrochen. Einmal Seemann, immer Seemann. Und wenn es auch nur im Herzen ist.

"Mit der Elbe verbinde ich, trotz der vielen Tourneen, die ich durch ganz Deutschland gemacht habe, ein ganzes Leben", sagt er. Zu den Kinderchören entlang der Elbstädte und -dörfer, etwa dem in Hetlingen, pflegt er Kontakte, seit das Projekt Elbkinderland gestartet wurde. Das entstand nach mehreren Chorbegegnungen und Konzerten Zuckowskis zwischen Tschechien und Schleswig-Holstein. Aus der Konzertinitiative wurde ein Kulturträgerverein, dem mehrere Kinderchöre entlang der Elbe beitraten. Diese Arbeit festigte die Beziehung zwischen Musiker und Fluss. Spätestens seit der Elbtournee von Cuxhaven bis nach Melnik im August 2000 sind die Elbe und der Liedermacher unzertrennliche Freunde.

"Die Elbe hatte mich vor Jahren auch dazu inspiriert, ein ganzes Liederbuch über den Fluss zu machen", sagt er. "Wir entdecken die Elbe", heißt das Buch mit Musikstücken und Informationen zur Geschichte des Flusses, zu Leuten und Natur. Die Hommage an den Strom, sie kann nur andeuten, wie wichtig ihm der Fluss inzwischen ist. Nicht nur als Erholungsraum für ihn selbst, sondern vor allem für Tiere.

Während sich das Boot zielstrebig durch die Wassermassen arbeitet, schaut Zuckowski immer wieder auf die Elbe hinaus, studiert das mehrere Meter hohe Schilf, in dem sich Enten, Reiher und andere Vögel verstecken, sobald das Boot näher kommt. In der Ferne kreist ein Seeadler im Blau des Himmels. Netz und Zuckowski folgen mit ihren Augen seinem Flug. Die Fahrt geht weiter und nur wenig später entdeckt Netz zwei Seehunde am Ufer der kleinen Schilfinseln, die die Elbe säumen. Die Seehunde liegen entspannt in der Sonne, genießen das Nichtstun. Netz nimmt das Gas weg. Zuckowski lächelt, zückt sein Smartphone und macht Erinnerungsbilder von den Meeresbewohnern. Einen Augenblick lang herrscht völlige Ruhe. Nur das Plätschern des Wassers dringt in die Ohren. "Das ist toll, dass hier Seehunde sind", sagt Netz. Es ist noch gar nicht so lange her, da waren Seehunde nirgends an dem Elbabschnitt zu sehen. Nun liegen sie genüsslich am Ufer. Die Natur, so scheint es, sie ist hier in Ordnung.

Das findet auch Zuckowski. Mit dem Tidenkieker-Boot hat er bereits das Naturschutzgebiet von der Elbe aus erkundet. "Das hatte mir super gefallen. Ich finde das Boot großartig. Einmal wollte ich sogar eine Bühne konstruieren lassen, um dann auf dem Tidenkieker Konzerte geben zu können", erzählt er. Die Idee war gut - die Umsetzung schwierig. "Eigentlich schade", sagt er. Denn eine Tournee, komplett auf der Elbe, das wäre, so ist er überzeugt, etwas Besonderes gewesen. Nicht nur für ihn. Das Projekt liegt auf Eis. Nicht aber Zuckowskis Leidenschaft für die einmalige Elbe. Die wird bleiben - für immer.